Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

SCHWEINFURT: Florian Köhlers Malerei war stark politisch geprägt

SCHWEINFURT

Florian Köhlers Malerei war stark politisch geprägt

    • |
    • |
    München Mitte der 1960er-Jahre. Das Wirtschaftswunder war längst Realität. Die Stadt auf dem Weg vom Dorf zur Weltstadt, mit gravierenden Eingriffe in ihr Erscheinungsbild. Über dem Land lag eine gewisse Lähmung, vor allem unter den Studenten gärte es. Bei Erich Glette studierte eine Reihe junger Männer „freie Malerei“, wobei das Wort „frei“ gleich dreimal unterstrichen war. Sie kannten einerseits die Schätze der Alten Pinakothek – Rubens, Velazquez – suchten aber gleichzeitig den Aufbruch, taten sich in Gruppen wie „Wir“, „Spur“ und schließlich „Geflecht“ zusammen.   Einer ihrer wichtigsten Mitglieder war Florian Köhler (1935-2013), dem jetzt in der Kunsthalle Schweinfurt die erste Retrospektive gewidmet ist, die ohne sein eigenes Mittun zusammengestellt wurde. Mit einbezogen ist Köhlers Bildhauerfreund Lothar Fischer (1933-2004), der sich, orientiert an antiken Vorbildern, ebenfalls mit dem Spannungsfeld Figur und Raum auseinandergesetzt hat. Gezeigt werde 15 Leihgaben aus dem Fischer-Museum in Neumarkt/Oberpfalz.  Kuratiert wurde die Ausstellung von Claus Mewes, der den über 3000 Werke umfassenden Nachlass Köhlers betreut. Der frühere Leiter des Hamburger Kunsthauses nutzt geschickt den quadratischen Umgang im Untergeschoss der Kunsthalle, in dem er jedem Jahrzehnt des Schaffens Köhlers eine Wand zuordnet. Parallel dazu stellt er auf dem inneren Geviert jemals ein Jahr aus diesem Jahrzehnt gegenüber und vertieft dort die Auseinandersetzung des Malers mit einem Thema.  Die chronologische Hängung beginnt mit dem Gemälde „Höllensturz“ aus dem Jahr 1963, das zeigt wie stark Köhler von den Vorbildern aus der Alten Pinakothek, dem Barock oder dem Rokoko geprägt war. Schon wenig später wird der Einfluss der nun aufkommenden Pop Art spürbar. In „Supermann II“ stellt er  einer in der Tradition der europäischen Malerei geschaffenen leuchten farbigen Figur die Comicfigur gegenüber, einen wuchtig nach vorne drängender düsterer Mann, in den Köhler ein Metallraster eingearbeitet hat. Das Thema Auto, aber auch die Arbeitswelt beginnen den Maler zusehends zu beschäftigen. Ohne Titel ist ein Relief aus dem Sammlung Hurrle Durbach, das sich dem zunehmenden Verkehr auseinandersetzt, eine Vielzahl von Einzelobjekten – ein Lenkrad, die Tankuhr, Drähte, Straßen – aus dem unterschiedlichsten Blickwinkeln zusammenführt.   Wie hochpolitisch die 60er-Jahre waren, zeigt sich in  „Blutiges Ende“, inspiriert durch den Kinohit „Bonnie und Clyde“, der die Verbrecher zu Märtyrern machte. Köhler verweist mit Wort-Einsprengseln in deutscher Sprache und der Jahreszahl „68“ offenbar auf die Studentenrebellion.   Eine ganze Reihe von Arbeiten ist dem Obristen-Putsch in Griechenland gewidmet. Köhler stellt den leuchtenden mediterranen Farben, die Brutalität der Militärs gegenüber. „Vor Tagesanbruch ist die Nacht am dunkelsten“, das ist auch der Titel der Ausstellung, zeigt wie im Morgengrauen des 21. April 1967 der Politiker Andreas Papandreou verhaftet, wie Menschen brutal gefoltert wurden.  Ein Bruch im Arbeiten Köhlers stellt „Münchner Erinnerungen“ aus den Jahren 1982/83 dar. Der Maler, der bislang sehr akribisch mit Vorzeichnungen, Entwürfen gearbeitet hat, malt jetzt direkt auf die Leinwand, nennt es, „einen Rubens machen“. Dabei entsteht die Taucher-Serie, die Erinnerungsarbeit darstellt, Verborgenes wieder an die Oberfläche bringt, den Falkland-Krieg oder den Anschlag auf das Greenpeace-Schiff „Rainbow Warrior“ thematisiert.  Ein wahres Farbgewitter bricht in den Bildern der Ile d?Oléron über den Betrachter herein. Der Maler ist fasziniert von der Landschaft, den Kräften des Atlantiks, dem täglichen Kampf mit den Unbilden der Witterung, der Ungewissheit, des Aufeinander-Angewiesenseins. Die Bilder bestehen aus drei Ebenen, Himmel, Meer und Landschaft, in der die Figuren verwurzelt sind.  Teile dieser Arbeiten wurden bereits 1999 in Schweinfurt gezeigt. Andrea Brandl, die heutige Leiterin der Kunsthalle, war begeistert, spricht von einem Wunsch, der mit der jetzigen Ausstellung in Erfüllung geht. Aber nicht nur das. Die Witwe des Malers, Anne Köhler, kam nach Schweinfurt und das mit einer Schenkung. 18 der Oléron Arbeiten bleiben in der Kunsthalle.
    München Mitte der 1960er-Jahre. Das Wirtschaftswunder war längst Realität. Die Stadt auf dem Weg vom Dorf zur Weltstadt, mit gravierenden Eingriffe in ihr Erscheinungsbild. Über dem Land lag eine gewisse Lähmung, vor allem unter den Studenten gärte es. Bei Erich Glette studierte eine Reihe junger Männer „freie Malerei“, wobei das Wort „frei“ gleich dreimal unterstrichen war. Sie kannten einerseits die Schätze der Alten Pinakothek – Rubens, Velazquez – suchten aber gleichzeitig den Aufbruch, taten sich in Gruppen wie „Wir“, „Spur“ und schließlich „Geflecht“ zusammen. Einer ihrer wichtigsten Mitglieder war Florian Köhler (1935-2013), dem jetzt in der Kunsthalle Schweinfurt die erste Retrospektive gewidmet ist, die ohne sein eigenes Mittun zusammengestellt wurde. Mit einbezogen ist Köhlers Bildhauerfreund Lothar Fischer (1933-2004), der sich, orientiert an antiken Vorbildern, ebenfalls mit dem Spannungsfeld Figur und Raum auseinandergesetzt hat. Gezeigt werde 15 Leihgaben aus dem Fischer-Museum in Neumarkt/Oberpfalz. Kuratiert wurde die Ausstellung von Claus Mewes, der den über 3000 Werke umfassenden Nachlass Köhlers betreut. Der frühere Leiter des Hamburger Kunsthauses nutzt geschickt den quadratischen Umgang im Untergeschoss der Kunsthalle, in dem er jedem Jahrzehnt des Schaffens Köhlers eine Wand zuordnet. Parallel dazu stellt er auf dem inneren Geviert jemals ein Jahr aus diesem Jahrzehnt gegenüber und vertieft dort die Auseinandersetzung des Malers mit einem Thema. Die chronologische Hängung beginnt mit dem Gemälde „Höllensturz“ aus dem Jahr 1963, das zeigt wie stark Köhler von den Vorbildern aus der Alten Pinakothek, dem Barock oder dem Rokoko geprägt war. Schon wenig später wird der Einfluss der nun aufkommenden Pop Art spürbar. In „Supermann II“ stellt er einer in der Tradition der europäischen Malerei geschaffenen leuchten farbigen Figur die Comicfigur gegenüber, einen wuchtig nach vorne drängender düsterer Mann, in den Köhler ein Metallraster eingearbeitet hat. Das Thema Auto, aber auch die Arbeitswelt beginnen den Maler zusehends zu beschäftigen. Ohne Titel ist ein Relief aus dem Sammlung Hurrle Durbach, das sich dem zunehmenden Verkehr auseinandersetzt, eine Vielzahl von Einzelobjekten – ein Lenkrad, die Tankuhr, Drähte, Straßen – aus dem unterschiedlichsten Blickwinkeln zusammenführt. Wie hochpolitisch die 60er-Jahre waren, zeigt sich in „Blutiges Ende“, inspiriert durch den Kinohit „Bonnie und Clyde“, der die Verbrecher zu Märtyrern machte. Köhler verweist mit Wort-Einsprengseln in deutscher Sprache und der Jahreszahl „68“ offenbar auf die Studentenrebellion. Eine ganze Reihe von Arbeiten ist dem Obristen-Putsch in Griechenland gewidmet. Köhler stellt den leuchtenden mediterranen Farben, die Brutalität der Militärs gegenüber. „Vor Tagesanbruch ist die Nacht am dunkelsten“, das ist auch der Titel der Ausstellung, zeigt wie im Morgengrauen des 21. April 1967 der Politiker Andreas Papandreou verhaftet, wie Menschen brutal gefoltert wurden. Ein Bruch im Arbeiten Köhlers stellt „Münchner Erinnerungen“ aus den Jahren 1982/83 dar. Der Maler, der bislang sehr akribisch mit Vorzeichnungen, Entwürfen gearbeitet hat, malt jetzt direkt auf die Leinwand, nennt es, „einen Rubens machen“. Dabei entsteht die Taucher-Serie, die Erinnerungsarbeit darstellt, Verborgenes wieder an die Oberfläche bringt, den Falkland-Krieg oder den Anschlag auf das Greenpeace-Schiff „Rainbow Warrior“ thematisiert. Ein wahres Farbgewitter bricht in den Bildern der Ile d?Oléron über den Betrachter herein. Der Maler ist fasziniert von der Landschaft, den Kräften des Atlantiks, dem täglichen Kampf mit den Unbilden der Witterung, der Ungewissheit, des Aufeinander-Angewiesenseins. Die Bilder bestehen aus drei Ebenen, Himmel, Meer und Landschaft, in der die Figuren verwurzelt sind. Teile dieser Arbeiten wurden bereits 1999 in Schweinfurt gezeigt. Andrea Brandl, die heutige Leiterin der Kunsthalle, war begeistert, spricht von einem Wunsch, der mit der jetzigen Ausstellung in Erfüllung geht. Aber nicht nur das. Die Witwe des Malers, Anne Köhler, kam nach Schweinfurt und das mit einer Schenkung. 18 der Oléron Arbeiten bleiben in der Kunsthalle.hdtv Foto: Foto: Josef Lamberhdtv

    München Mitte der 1960er-Jahre. Das Wirtschaftswunder war längst Realität. Die Stadt auf dem Weg vom Dorf zur Weltstadt, mit gravierenden Eingriffen in ihr Erscheinungsbild.

    Über dem Land lag eine gewisse Lähmung, vor allem unter den Studenten gärte es. Bei Erich Glette studierte eine Reihe junger Männer „freie Malerei“, wobei das Wort „frei“ gleich dreimal unterstrichen war. Sie kannten einerseits die Schätze der Alten Pinakothek – Rubens, Velazquez – suchten aber gleichzeitig den Aufbruch, taten sich in Gruppen wie „Wir“, „Spur“ und schließlich „Geflecht“ zusammen.

    Eines ihrer wichtigsten Mitglieder war Florian Köhler (1935-2013), dem jetzt in der Kunsthalle Schweinfurt die erste Retrospektive gewidmet ist, die ohne sein eigenes Mittun zusammengestellt wurde. Mit einbezogen ist Köhlers Bildhauerfreund Lothar Fischer (1933-2004), der sich, orientiert an antiken Vorbildern, ebenfalls mit dem Spannungsfeld Figur und Raum auseinandergesetzt hat. Sein Credo: „Bilden, nicht abbilden.“ Gezeigt werden 15 Leihgaben aus dem Fischer-Museum in Neumarkt/Oberpfalz.

    Kuratiert wurde die Ausstellung von Claus Mewes, der den über 3000 Werke umfassenden Nachlass Köhlers betreut. Der frühere Leiter des Hamburger Kunsthauses nutzt geschickt den quadratischen Umgang im Untergeschoss der Kunsthalle, in dem er jedem Jahrzehnt des Schaffens Köhlers eine Wand zuordnet.

    Parallel dazu stellt er auf dem inneren Geviert jeweils ein Jahr aus diesem Jahrzehnt gegenüber und vertieft dort die Auseinandersetzung des Malers mit einem Thema.

    Chronologische Hängung

    Die chronologische Hängung beginnt mit dem Gemälde „Höllensturz“ aus dem Jahr 1963, das zeigt wie stark Köhler von den Vorbildern aus der Alten Pinakothek, dem Barock oder dem Rokoko geprägt war. Schon wenig später wird nach der Documenta III der Einfluss der nun aufkommenden Pop Art spürbar.

    In „Supermann II“ stellt er einer in der Tradition der europäischen Malerei geschaffenen leuchtend farbigen Figur die Comicfigur gegenüber, einen wuchtig nach vorne drängenden düsteren Mann, in den Köhler ein Metallraster eingearbeitet hat.

    Das Thema Auto, aber auch die Arbeitswelt beginnen den Maler zusehends zu beschäftigen. Ohne Titel ist ein Relief aus der Sammlung Hurrle, Durbach, das sich mit dem zunehmenden Verkehr auseinandersetzt, eine Vielzahl von Einzelobjekten – ein Lenkrad, die Tankuhr, Drähte, Straßen – aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zusammenführt.

    Hochpolitische 60er-Jahre

    Wie hochpolitisch die 60er-Jahre waren, zeigt sich in „Blutiges Ende“, inspiriert durch den Kinohit „Bonnie und Clyde“, der die Verbrecher zu Märtyrern machte. Köhler verweist mit Wort-Einsprengseln in deutscher Sprache und der Jahreszahl „68“ offenbar auf die Studentenrebellion.

    Eine ganze Reihe von Arbeiten ist dem Obristen-Putsch in Griechenland gewidmet. Köhler stellt den leuchtenden mediterranen Farben, die Brutalität der Militärs gegenüber. „Vor Tagesanbruch ist die Nacht am dunkelsten“, das ist auch der Titel der Ausstellung, zeigt, wie im Morgengrauen des 21. April 1967 der Politiker Andreas Papandreou verhaftet, wie Menschen brutal gefoltert wurden.

    „Rubens machen“

    Ein Bruch im Arbeiten Köhlers stellt „Münchner Erinnerungen“ aus den Jahren 1982/83 dar. Der Maler, der bislang sehr akribisch mit Vorzeichnungen, Entwürfen gearbeitet hat, malt jetzt direkt auf die Leinwand, nennt es, „einen Rubens machen“. Dabei entsteht die Taucher-Serie, die Erinnerungsarbeit darstellt, Verborgenes wieder an die Oberfläche bringt, den Falkland-Krieg oder den Anschlag auf das Greenpeace-Schiff „Rainbow Warrior“ thematisiert. In „Kampf bei den dunklen Schiffen“ greift er das Troja-Thema auf, lässt Motive aus Picassos „Guernica“ einfließen.

    Ein wahres Farbgewitter bricht in den Bildern der Ile d?Oléron über den Betrachter herein. Der Maler ist fasziniert von der Landschaft, den Kräften des Atlantiks, dem täglichen Kampf mit den Unbilden der Witterung, der Ungewissheit, des Aufeinander-Angewiesenseins. Die Bilder bestehen aus drei Ebenen, Himmel, Meer und Landschaft, in deren Mitte die Figuren verwurzelt sind. Die Hommage an eine Insel weitet sich in „Altes Thema“ hin zu den Bootsflüchtlingen.

    Großzügige Schenkung

    Teile dieser Arbeiten wurden bereits 1999 in Schweinfurt gezeigt. Andrea Brandl, die heutige Leiterin der Kunsthalle, war begeistert, spricht von einem Wunsch, der mit der jetzigen Ausstellung in Erfüllung geht.

    Aber nicht nur das. Die Witwe des Malers, Anne Köhler, kam nach Schweinfurt und das mit einer Schenkung. 18 der Oléron-Arbeiten bleiben in der Kunsthalle.

    Die Ausstellung in der Kunsthalle ist bis zum 8. April dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet. Es ist ein Katalog erschienen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden