Nach der Tagesordnung steht eigentlich der Haushalt im Mittelpunkt der Herbstsynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Doch es sind der Terror und die Flüchtlingsfrage, die die Synodalen noch bis Donnerstag bewegen werden. Die Antworten der Kirche auf die aktuellen Ereignisse interessierten am Montagmittag auch mehr als 20 Medienvertreter bei der Pressekonferenz im Evangelischen Gemeindehaus in Schweinfurt.
Schon in ihrer Ansprache am Morgen war Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel vor den 108 Mitgliedern auf den Terror in Paris und die darauf folgende Solidarität mit Frankreich eingegangen. Sie sprach von einer „beeindruckenden Hilfsbereitschaft“ der deutschen Zivilgesellschaft, die mit dem Flüchtlingszuzug jetzt eine Erschütterung ihres Weltbildes erlebe.
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Die Probleme der Einen Welt beschränkten sich eben nicht auf den Ausfall von Klimaanlagen in Zügen. Die Globalisierung bringe neben dem grenzenlosen Waren- und Geldverkehr jetzt auch die Menschen in Bewegung.
Die Synodalpräsidentin sieht die Gefahr, dass positive Gefühle umschlagen könnten – bis hin zum „Wutbürgertum“ der AfD und zum „Fremdenhass“ der Pegida. Preidel forderte eine „wohltemperierte“, emotional kühlere und weitblickende Politik, die Ängste weder verharmlose noch schüre.
Optimistisch formulierte die Präsidentin: „Unsere Freiheit ist stärker als unsere Angst“ vor ökonomischer, kultureller und religiöser Veränderung. Die Herzlichkeit gegenüber den Flüchtlingen löse zwar die gewaltigen Probleme nicht, helfe jedoch, Probleme anzupacken. Preidel meinte weiter: „Vor allem auf das Danach kommt es an. Und das Danach müssen wir proaktiv, nicht reaktiv gestalten.“
Den Islam in Deutschland kommentierte sie mit der Anmerkung, dass sich nur leere Kirchen vor vollen Moscheen fürchten müssten. Der Vorwurf, die Kirche bereichere sich an Flüchtlingen (durch Vermietung von Wohnraum), ist für Annekathrin Preidel nicht „nachvollziehbar“. Die Kirche müsse schließlich verantwortlich mit ihren Mitteln umgehen und dürfe den Staat nicht aus seiner Verantwortung entlassen. Ähnlich fiel in der Pressekonferenz die Antwort von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm aus, der eine Begrenzung der Zuwanderung ablehnt.
Die Unterbringung der Menschen sei Aufgabe des Staates. Mit den Menschen zu arbeiten, sei der Part der Kirche, wofür das Geld aus der Vermietung direkt eingesetzt werde.
Sein Verhältnis zu Finanzminister Markus Söder bezeichnete Bedford-Strohm als „gut“. Söder habe inzwischen frühere Äußerungen relativiert und Abstand von einer Vermischung der Flüchtlingspolitik mit dem Terror genommen. Unterschiedliche Meinungen gehörten zwar zur Kirche. Allerdings dürfe es keine Hetze gegen Schwächere geben, so der Landesbischof.
Und um doch noch zum Synoden-Thema Haushalt zu kommen: Trotz vieler Kirchenaustritte klettern konjunkturbedingt die Steuereinnahmen der Kirche. Nach Plan stehen für 2016 Erträge von 891 Millionen Euro einem Aufwand von 875 Millionen Euro gegenüber. Für die Jahre 2015/1016 sind für die Flüchtlingshilfe Sondermittel (einschließlich Investitionen in den Wohnungsbau) von 46 Millionen Euro vorgesehen.
Wichtige Entscheidungen in der evangelischen Kirche im Freistaat werden von der Landessynode gefällt. Das Kirchenparlament wählt beispielsweise den Landesbischof und verabschiedet den Haushalt. Damit unterscheiden sich die Protestanten von der katholischen Kirche. Dort ernennt der Papst die Bischöfe, und in den katholischen Bistümern hält nahezu ausschließlich der Bischof die Fäden in der Hand. In der Regel tagt die Landessynode zweimal im Jahr.