„Als ich die Idee hörte, dachte ich, die spinnen ja, das ist viel zu anspruchsvoll.“ Nun, Prof. Dr.-Ing Joachim Kempkes von der Fakultät Elektrotechnik der Hochschule Würzburg-Schweinfurt sollte eines Besseren belehrt werden. Die 14 Schülerinnen des Forscherinnen-Camps, das die Hochschule in Zusammenarbeit mit ZF Friedrichshafen veranstaltete, meisterten ihren Forschungsauftrag „Der Produktionsprozess einer Elektromaschine“ mit Bravour.
Und sie brachten den Professor nicht nur damit zum Staunen. Bei seiner „Vorlesung“ für die jungen Forscherinnen füllte sich zuerst die erste Reihe und schon nach knapp zehn Minuten gab‘s Zwischenfragen. Dinge, die der Professor in seinem Uni-Alltag eher selten erlebt. 14 Gymnasiastinnen und Fachoberschülerinnen zwischen 15 und 18 Jahren hatten sich beworben, eine Woche lang in die Haut einer Ingenieurin zu schlüpfen.
Sie kamen aus ganz Deutschland von Flensburg bis in die Oberpfalz und waren rundum begeistert – auch vom Professor: „Der Vortrag war echt toll, wir saßen wie richtige Studentinnen da drin.“
Schicke Sicherheitsschuhe
Vom Entwurf bis zur Qualitätskontrolle des Endprodukts begleiteten die jungen Frauen ihre Elektromaschine und legten immer wieder Hand an. „Wir haben auch verstanden, wie man technische Zeichnungen liest“, berichten sie stolz. Bei der Abschlusspräsentation lassen sie Eltern und Gäste am Produktionsprozess teilhaben, erklären und zeigen souverän, wie so eine Maschine entsteht.
Auch die schicken Sicherheitsschuhe sind ihnen eine kurze Präsentation wert. „Aber wir haben nicht nur die ganze Woche gearbeitet“, berichten sie strahlend. „Wir sind ein Team geworden“. Freundschaften sind entstanden. Ihr Resümee: „Die Woche war für uns alle richtig schön.“
Manuela Brändlein vom regionalen Personalmarketing von ZF Friedrichshafen erklärt, warum das Unternehmen bereits zum dritten Mal so ein Forscherinnen-Camp mit auf die Beine gestellt hat. „Wir sind ein internationaler Konzern mit 16,8 Milliarden Euro Umsatz und gehören zu den zehn größten Autozulieferern weltweit. Wir haben ehrgeizige Pläne für die Zukunft, dafür aber brauchen wir qualifizierte Mitarbeiter.“ Damit es auch Mitarbeiterinnen werden, wolle man mit solchen Camps die von Männern dominierte technische Welt auch für Mädchen erlebbar machen.
Initiiert werden solche Projekte vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft. Man wolle solche Wochen „so spannend wie möglich gestalten“, betont Projektleiterin Tina Koch. Dennoch, so Prof. Dr. Gabriele Saueressig, Vizepräsidentin der Hochschule Würzburg-Schweinfurt, habe sich in ihrer Zeit und in ihrer Fachrichtung Wirtschaftsinformatik die Anzahl der Studentinnen kaum erhöht, sie sei nur von zehn auf 13 Prozent angewachsen.
Dabei wollte auch sie ursprünglich eigentlich „was Soziales machen“ und hätte „nie gedacht, dass ich programmieren kann“. Sie rät den Mädchen, offen und neugierig zu bleiben.
Zuversicht und Selbstvertrauen
Das Hohe Lied der Metall- und Elektroberufe singt Michael Bischof, Geschäftsführer der bayme vbm (Die Bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber). Die bayme vbm ist Hauptsponsor des Forscherinnen-Camps, zu ihr gehören in Unterfranken rund 300 Standorte mit 75 000 Mitarbeitern. Ihr Vertreter vermag zu begeistern. „Warum studieren so wenige Frauen technische Berufe?“, fragt er und bekräftigt: „Frauen können das genauso gut wie Männer“. Er hofft, dass die Mädchen Zuversicht und Selbstvertrauen gewinnen, und wirbt um Berufe in der Metall- und Elektrobranche, da könne man richtig gut Geld verdienen.
Auch auf die entsprechende work-life-balance werde dort geachtet und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf großgeschrieben. „Wir bieten langfristig sichere Arbeitsplätze“, wirbt er weiter.
Die Studie „Arbeitslandschaft 2035“ zeigt, dass bereits im Jahr 2020 allein in Bayern 230 000 Fachkräfte fehlen. Dabei sind im Bereich der Hochschulabsolventen besonders die Bereiche Forschung und Management betroffen.
Gute Chancen also für angehende Ingenieurinnen.