So viel Gegenwind wie in den letzten Wochen ist den Schönrednern des Ofra-Anbaus an der Friedrich-Fischer-Schule noch nie entgegen geschlagen. Der neue FOS/BOS-Schulleiter Harald Bauer beklagt, kaum im Amt, die Zustände in der nach Moder und Urin duftenden Unterrichtskiste als menschenunwürdig und unzeitgemäß. Der Kreistag des Landkreises fordert, die„nachhaltige Veränderung“ der Situation im Containerbau bedürfe einer „umgehenden Lösung“. Zur Zweckverbandssitzung am 4. Dezember werden die Vorsitzenden viele Schüler-, Eltern- und Lehrerunterschriften überreicht bekommen, die den schnellen Abschied von der Zumutung Ofra-Container fordern.
Wie völlig anders ist dagegen die Wahrnehmung der Zweckverbandsgeschäftsstelle. Erhebliche Mängel und Immissionen habe der „städtische Immobiliendienstleister SWG“ im Ofra-Bau nicht festgestellt, an dessen Funktionsfähigkeit gebe es „nicht die geringsten Zweifel, mailt FOS/BOS-Geschäftsstellenleiter René Gutermann noch am 19. Oktober ins Landratsamt. Sauber seien die Räume und Toiletten, „wenn auch nicht modern“. Fazit: Es gebe im Ofra-Bau „entgegen den Feststellungen der Antragsteller (der Kreistag/Red.) keinen Handlungsbedarf“.
Doch die Kreis-CSU hat das nicht beeindruckt. Schriftlich hat sie beim Zweckverband beantragt, die Kosten zu ermitteln, mit denen der wohl 40 Jahre alte Containeranbau mit seinen 15 Unterrichtsräumen auf den Standard eines normalen Schulgebäudes gebracht werden kann, oder Alternativen aufzuzeigen (Stichwort: Schulcontainerleasing). Es solle ein „zukunftsweisendes Konzept“ für die FOS/BOS entwickelt werden.
Vor zwei Wochen nun hat der FOS/BOS-Zweckverband, dessen einzige Mitglieder die Stadt und der Landkreis Schweinfurt sind, die Beschlussvorlage für die Verbandsversammlung am 4. Dezember fertiggestellt. Drei Varianten diskutiert darin die Verwaltung: • Modernisierung des Ofra-Baus (vor allem Toiletten, Fenster, Böden, Verkabelung); • Abriss des Ofra-Baus und Erstellung eines Ersatzbaus (Vorteil: moderne Räume / Nachteil: „wahrscheinlich immense Kosten“ bei rund zwei Millionen Euro); • Aufgabe des Ofra-Baus und Umzug der dort untergebrachten 15 Klassen im nordwestlichen Pavillon des Alexander-von Humboldt-Gymnasiums (Vorteil: Keinen Herstellungskosten / Nachteil: die Schüler wären auf drei statt zwei Standorte verteilt).
Die Stellungnahme der FOS/BOS-Geschäftsstelle liest sich wie das Plädoyer eines Strafverteidigers, der seinem eigenen Antrag nicht traut und deshalb – „hilfsweise“ – noch einen zweiten stellt. Denn, so heißt es nach seitenlanger Sachdarstellung: „Die Forderung nach Aufstellung eines zukunftsweisenden Konzeptes mit nachhaltiger Veränderung der Situation im Containerbau ist damit eigentlich gegenstandslos“. Sollte dem die Zweckverbandsversammlung aber nicht folgen, soll die Verwaltung einmal die Kosten für eine Modernisierung/Sanierung des Ofra-Baus ermitteln und alternativ dessen Abriss und Ersatz durch ein neues Gebäude. Dafür sollen 25 000 Euro in den Haushalt 2013 nachträglich eingestellt werden.
Das klingt nach erheblich mehr als bisher auch nur angedeutet worden ist. Apropos „zukunftsweisendes Konzept zur Raumsituation der Friedrich-Fischer-Schule“: Der neue Schulleiter Bauer hat nicht nur die Zustände des Ofra-Baus kritisiert, sondern auch die Abgeschiedenheit der Schüler in Dittelbrunn. Die hätte er auch lieber in der Goethestraße als da draußen. Moderner Unterricht sei bei solch räumlicher Zerrissenheit einer Schule fast unmöglich, Zusammengehörigkeitsgefühl sowieso.