Die Diplom-Pädagogin Heide Wunder ist die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Schweinfurt. Auf die Frage, ob denn auch noch heute eine Gleichstellungsstelle gebraucht wird, kommt schnell und klar ein Ja – und ein Nachsatz: „Ich würde mich freuen, wenn sich hier öfters einmal ein Mann mit seinen Problemen zeigen würde.“
Zehn Jahre ist Heide Wunder bei der Stadt. Seit acht Jahren leitet sie das im Jahr 1989 gegründete Amt, das direkt dem Referat des Oberbürgermeisters zugeordnet und verwaltungstechnisch der Volkshochschule beigeordnet ist. In den ersten Stock des Rathauses, Zimmer 113, kommen vor allem Frauen, kaum Männer, sowohl aus der Stadtverwaltung als auch Bürgerinnen.
Die Büchereileiterin
Der Kulturamtsleiter
Der Sozialreferent
Der Referent für Sport und Schulen
Die Finanzreferentin
Der Ordnungsreferent
Der Oberbürgermeister
Anlässe sind zumeist Schwierigkeiten im Beruf sowie im Privaten, weshalb sich die Pädagogin auch als eine erste Anlaufstelle bei allen möglichen Themen versteht. Wie jede Beratungsstelle ist auch diese vernetzt und kann Kontakte schaffen. Geöffnet hat das Büro: Montag, Dienstag und Mittwoch von 8 bis 12 Uhr, am Donnerstag von 12.30 bis 16.30 Uhr.
Mehr ist nicht möglich. Einzelkämpferin Heide Wunder hat nur eine halbe Stelle. Eingeschaltet ist jedoch stets der Anrufbeantworter (Tel. 51 68 60).
Eng ist die Zusammenarbeit der Gleichstellungsstelle – die wir im Rahmen unserer Serie über die Ämter der Stadt vorstellen – mit dem Schweinfurter Frauenplenum, ein offenes Forum, das ein breites Meinungs- und Interessenspektrum von Frauen repräsentiert, das unabhängig, überparteilich und überkonfessionell arbeitet und für alle Frauen offensteht. Zu den Initiativen des Plenums zählen die Frauenwochen im März, die im Jahr 2017 zum 25. Mal stattfinden. Intensiv ist die Verbindung zur Servicestelle Frau und Beruf – insbesondere wenn es um den Wiedereinstieg in das Arbeitsleben und um berufliche Veränderungen geht.
Angenommen wird dieses Angebot vor allem von Bürgerinnen, kaum von städtischen Angestellten. Für diese hat das Rathaus während der beruflichen Pausen Beurlaubungstreffen eingerichtet, die dafür sorgen, dass Betroffene aktuell informiert werden, dass sie auf dem Laufenden bleiben. Noch haben Männer diesen Service Angebot nicht genutzt, „leider“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte. In Sachen Wiedereinstieg arbeitet die Pädagogin mit vielen Stellen in der Region zusammen, darunter die Agentur für Arbeit, die Gleichstellungsbeauftragten in den Landkreisen oder etwa die Mehrgenerationenhäuser.
Aktuell in Planung haben die Gleichstellungsbeauftragten aus der Region einen interkommunalen Aktionstag. Unterfrankenweit soll dieser Tag Frauen Mut beim Einstieg in die Kommunalpolitik machen. Ebenfalls im Visier hat die Initiative das Thema „Mädchen und Berufe mit Zukunft“. In dieser Sparte ist die Gleichstellungsstelle schon über ein Jahrzehnt aktiv, etwa mit den „Schnuppertagen“ für Mädchen, die alljährlich in den Herbstferien stattfinden.
Reichlich Unerfreuliches bringt Heide Wunder als Leiterin des Runden Tisches „Häusliche Gewalt“ zur Sprache. Partner sind hier unter anderem Juristen, Polizisten und Vertreter verschiedener Ämter.
Die ganz aktuellen Themen? Die Gleichstellungsbeauftragte muss nicht lange überlegen. Der berufliche Wiedereinstieg steht an erster Stelle. Frauen hätten es viel schwerer als Männer, auch weil sie viel stärker in die Familien eingebunden seien. Viele wollten den Wiedereinstieg, etliche Frauen bräuchten ihn dringend, schon aus wirtschaftlichen Gründen. Kinder und Beruf ist ein weiteres wichtiges Thema und auch die Fälle von Frauen, die zugunsten von Männern benachteiligt wurden und werden, gehören zum Alltag der Frauen, für die es „viel zu wenige gute Jobs gibt“.
Groß sei das Defizit auch bei Arbeitsplätzen für Führungskräfte in Teilzeit – „allerdings auch für Männer“.