Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

GRAFENRHEINFELD: Frauen wollen Matscheier

GRAFENRHEINFELD

Frauen wollen Matscheier

    • |
    • |
    Mach mir den Udo: Auch ohne Mephistolocke versprühte Ingo Appelt beim Frühlingserwachen in Grafenrheinfeld seinen teuflischen Witz und bewies eine geniale parodistische Begabung wie hier als Udo Lindenberg-Imitat.
    Mach mir den Udo: Auch ohne Mephistolocke versprühte Ingo Appelt beim Frühlingserwachen in Grafenrheinfeld seinen teuflischen Witz und bewies eine geniale parodistische Begabung wie hier als Udo Lindenberg-Imitat. Foto: Foto: Daniela Schneider

    „Männer muss man schlagen“ grölt Ingo Appelt gleich am Anfang seines gleichnamigen Programms beim „Frühlingserwachen“ in Grafenrheinfeld ins Mikro und stimmt schon sängerisch auf das ein, was da unausweichlich aufs Publikum zurollt. Seit über 20 Jahren ist das „schlimme Kind“ der deutschen Comedy-Szene schon unterwegs, angefangen hat alles vor langer Zeit in der Disharmonie Schweinfurt.

    Appelt ist dafür bekannt, Tabus zu brechen, politische Korrektheit gibt es bei ihm nicht. Das gut zweieinhalbstündige Programm nimmt das begeistert tobende Publikum in der Grafenrheinfelder Kulturhalle mit auf eine rasante Achterbahn der Gefühle. Ingo Appelt zielt unter die Gürtellinie und macht das gerne auch mit deftigen, verbalen Entgleisungen. Sex ist im aktuellen Programm das alles beherrschende Thema. Zimperlichkeiten sind nicht erlaubt, verächtlich macht er sich über das scheinheilige „ähhh, das darf man jetzt aber nicht“ vieler lustig. Sein Witz ist trotz der mittlerweile fehlenden Mephistolocke teuflisch ätzend, aber leider oft auch absolut treffend und dafür lieben ihn seine Fans.

    Im aktuellen Programm sind diesmal die Männer zum Vergnügen der Frauen so richtig in der Schusslinie. Sie sind die Testosteron gesteuerten Sicherheitsrisiken unserer Welt, die – „siehe ohoho Fukushima“ – ihre „Brennstäbe nie richtig im Griff haben“, wie Appelt sagt. „Männer kann man nicht alleine lassen, die machen nur Scheiß“, weiß der Comedy-Star und verteilt im Stakkatotempo eine ganze Latte verbaler Ohrwatschen an die zu Guttenbergs, Kachelmanns, Sarrazins, Beckers, Pochers, Schwule, Ossis, Wessis, den „Kleidchen tragenden“ Papst mit seinen Lackschuhen und die ganze „katholischen Drecksbande“.

    Selbst den männlichen Spaßkollegen zollt Appelt keinen Respekt und parodiert sie ebenso genial wie den Verballegastheniker Til Schweiger oder die „preejakulatorische“ Gesangstechnik eines Grönemeyers. Sprüche wie „Rentenbeiträge explodieren, die Rentner [das notgeile Friedhofsgemüse] leider nicht“ sind bei dem 43-Jährigen keine Seltenheit.

    Die Frau ist für Appelt die Göttin, der einstige König der Menschheit allerdings zur zivilisatorischen Katastrophe verkommen, degradiert zum Sitzpinkler und willensschwachem Dienstleister, sein einziger Ausweg: ein „früher Tod“. Zu spät für Appelt und so hat er sich angewöhnt, in allem das Positive zu suchen. Göttin Angela Merkel, die „beste aller deutschen Bundeskanzlerinnen“, ist auch als „biologische Waffe“ einsetzbar und kann, auf den Kopf gestellt, ganz wunderbar lächeln, Männer dagegen sind wie Müll „stinkend und überflüssig“. Kaum einer schafft – wie das selbsternannte „Sexsymbol“ und „Frauenflüsterer“ Ingo Appelt – den Spagat zwischen Macho und Weichei zum „Matschei“, das sich mit einem Liebeslied am Klavier direkt in die „Schlüpfer der Frauen“ spielt.

    So sind es an diesem Abend natürlich besonders die weiblichen Zuschauer, die sich die vielen Lachtränen aus den Augen wischen, der männliche Lacher ist weit verhaltender und die verdrückten Tränchen voll der bitteren Erkenntnis: „Sex, ein bisschen Ruhe und ein Bier“ gibt es schon lange nicht mehr und schon gar nicht umsonst.

    Nur zum Ende durchbricht Appelt dann mit seiner Stripteasenummer bis runter zum knallengen glänzenden Herrenslip und viel zu klebrigen Detailausführungen über die eigentlich schönste Sache der Welt dann doch die Schallmauer allen Geschmacks, hier wünschte sich sicher die eine oder andere Dame: Männer und besonders den notgeilen Ingo muss man einfach öfter mal schlagen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden