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Sennfeld: Freizeitanlage Sennfeld: Keine Tiny Houses, aber Sport- und Naturpark

Sennfeld

Freizeitanlage Sennfeld: Keine Tiny Houses, aber Sport- und Naturpark

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    Über sechs Hektar groß ist das Sport- und Freizeitgelände nördlich von Sennfeld, die ehemalige SKF-Freizeitanlage mit mehreren Sportplätzen sowie der geschlossenen Gaststätte "Sennfelder Seestuben" (rechts oben). 
    Über sechs Hektar groß ist das Sport- und Freizeitgelände nördlich von Sennfeld, die ehemalige SKF-Freizeitanlage mit mehreren Sportplätzen sowie der geschlossenen Gaststätte "Sennfelder Seestuben" (rechts oben).  Foto:  Gemeinde Sennfeld

    Mit Spannung war das Ergebnis der Machbarkeitsstudie über die Sport- und Freizeitanlage am Sennfelder See erwartet worden. Mit einiger Ernüchterung endete die Vorstellung nun in der jüngsten Gemeinderatssitzung: Es wird am Sennfelder See keinen Campingplatz, keine Tiny House-Siedlung, kein Baumhotel geben.

    Die dortige Trinkwasserschutzzone 2 und das Hochwassergebiet verhindern Bauten jeglicher Art. Aber: Als Sport- und Naturpark könnte das Gelände Zukunft haben.

    Proppenvoll war der Sitzungssaal im Sennfelder Rathaus, als Roland Breunig vom beauftragten Büro Archicult (Würzburg) die Machbarkeitsstudie vorstellte. Diese hatte die Gemeinde – mit Förderung durch Leader-Mittel – vor einem Jahr beauftragt, um für das in die Jahre gekommene ehemalige SKF-Freizeitgelände ein Gesamtkonzept zu erhalten. Vor über 30 Jahren hatte die SKF das gepachtete Gelände an die Gemeinde zurückgegeben, inklusive aller Gebäude. Seither nutzen einige wenige Vereine und Gruppen gelegentlich das Gelände.

    Workshop mit Bürger-Ideen

    Bei einem Workshop im Frühjahr 2019 hatten etwa 30 Bürger ihre Ideen eingebracht, umso enttäuschter hörten sie, dass vieles nicht umsetzbar ist.

    Eine Standortanalyse hatte laut Breunig ergeben, dass auf dem 6,4 Hektar großen Areal nördlich des Ortes und an der Stadtgrenze zu Schweinfurt formal eine Naturschutzregion ist, mit Vogelschutzgebiet und mit Flora-Fauna-Habitat-Gebiet. Solche Hochwertigkeit und Schönheit berge aber für den Planer Einschränkungen.

    In die Jahre gekommen ist nicht nur dieses Schild an der "Erholungsanlage Sennfeld".
    In die Jahre gekommen ist nicht nur dieses Schild an der "Erholungsanlage Sennfeld". Foto: Silvia Eidel

    Das Areal mit mehreren Sportflächen, Festplatz, einem ehemaligen Bunker mit Aussichtsplattform, zwei Hallen sowie der geschlossenen Gaststätte "Sennfelder Seestuben" mit Kegelbahn, Umkleiden und ehemaliger Pächterwohnung liegt zudem im Hochwassergebiet.

    Wie auf einer Insel

    Bei sogenannten häufigem Hochwasser werde der Bereich rings herum überflutet, das Gelände liege dann wie auf einer Insel. Als Planer müsse man aber laut Vorschrift immer mit einem 100-jährigen Hochwasserereignis planen. Und das bedeutet, ein bis zwei Meter Überflutung der ganzen Fläche.

    Das Wasserwirtschaftsamt bestehe auf Retentionsflächen, so Breunig. Gebäude seien dabei Barrieren. Die vorhandenen Klinkergebäude aus den 1950er- und 1960er-Jahren genießen aber Bestandsschutz.

    Vor allem die Trinkwasserzone 2 für die Versorgung Schweinfurts bedeute sehr große Einschränkungen für bauliche Maßnahmen. "Wäre dort heute grüne Wiese, dürfte da gar nichts passieren", sagte der Planer. Oberstes Ziel ist der Schutz des Trinkwassers.

    "Ernüchternd"

    Als "ernüchternd" bezeichnete dies Breunig, zumal kein Bodeneingriff erlaubt sei und eine Zustimmung für neue Bauten "unmöglich bis schwierig" sei. Ganz deutlich sei dies im Dezember 2019 bei einem Scooping-Termin mit den Behörden wie Wasserwirtschafts- und Umweltamt erklärt worden.

    Sein Ansatz sei daher, nichts wegzureißen, sondern in den Bestand zu investieren, ihn technisch zu ertüchtigen, zu sanieren, eventuell auch in mehreren Abschnitten.

    Umsetzbar wäre ein Baumlehrpfad, gelegentlich Tanz und Musik im Pavillon, am Festplatz im kleineren Rahmen, mit wenigen Veranstaltungen und nicht zu vielen Besuchern (500 bis 1000) bei Kultur und Kunst, zumal hier bereits das Varieté-Festival alle drei Jahre stattfindet.

    Übernachtungen kaum machbar

    Die "schöne Idee" eines Kräutergartens sei schwierig, da der Boden aufgerissen werden müsse. "Intensive Gartennutzung geht nicht". "Definitiv ausgeschlossen" seien Baumhaus-Hotel und Tiny House-Siedlung, trotz angedachter Stelzen. "In einem Wasserschutzgebiet ist keine Bauleitplanung möglich und für ein solches Projekt wäre das nötig."

    "Schwierigst" seien auch Campingplatz oder Wohnmobil-Stellplatz. Überhaupt seien Übernachtungsmöglichkeiten kaum machbar.

    Möglich seien ein Outdoor-Fitness-Zirkel, wenn man Platz und Gebäude wie vorhanden nutzt. Möglich sei auch ein Testareal für Drohnenflug, wie es von der Firma Velotech angefragt wurde.

    Aus der Not eine Tugend zu machen, laute die Strategie. Unter dem Leitbild "Sport.Nativ" könne ein Sport- und Naturpark mit überregionaler Anziehungskraft geschaffen werden. Sport im Sinne von nicht lärmendem Freizeitsport, mit der Natur, spielerisch unter Bäumen, mit Rekultivierung und Renaturierung. Schwimmen müsse möglich sein, der Seezugang reaktiviert werden, dann kämen auch Besucher von außerhalb Sennfelds. Sportanlage und Tennisplätze müssten ertüchtigt werden.

    Gemeinde hat viele Projekte laufen

    Gezielte Veranstaltungen mit breiter Außenwirkung seien denkbar. Für eine solche Verwendung gebe es auch Fördermittel, etwa aus Leader plus. Dazu brauche es aber auch eine attraktive Gastronomie, deren Pächter an die Gemeinde auch Miete zahlen könne. Als Betreibermodell sei eine GmbH denkbar, bei der das Gelände an den Betreiber verpachtet werde, der es bespielt und pflegt.

    Die vorhandenen Gebäude und Anlagen technisch zu ertüchtigen und einen Sport- und Naturpark zu installieren lautet der Vorschlag der Machbarkeitsstudie zur Sport- und Freizeitanlage. Links: der ehemalige Bunker mit einem Pavillon darauf. Rechts: die geschlossene Gaststätte mit Kegelbahn, Umkleiden, Duschen und Pächterwohnung, dahinter das Platzwarthaus. 
    Die vorhandenen Gebäude und Anlagen technisch zu ertüchtigen und einen Sport- und Naturpark zu installieren lautet der Vorschlag der Machbarkeitsstudie zur Sport- und Freizeitanlage. Links: der ehemalige Bunker mit einem Pavillon darauf. Rechts: die geschlossene Gaststätte mit Kegelbahn, Umkleiden, Duschen und Pächterwohnung, dahinter das Platzwarthaus.  Foto: Silvia Eidel

    "Aufschlussreich" nannte Bürgermeister Oliver Schulze die Studie: Man sei sich bewusst, dass man nicht so schnell die Abrissbirne schwingen werde. Inwieweit und wie schnell dort investiert werde, müsse man sehen, zumal die Gemeinde derzeit viele Projekte laufen habe. Man habe jetzt eine Grundlage, auf der man entscheiden könne, so zweiter Bürgermeister Helmut Heimrich.

    Die Bevölkerung kann die pächterlose Gaststätte derzeit für Feiern und Treffen mieten, auch die Kegelbahn funktioniere wieder, so Schulze.

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