„Ja, so ein soziales Projekt in einem anderen Land war schon immer mein Traum“, sagt Karina Helbig (25) aus Mönchstockheim zu ihrem Auslandsaufenthalt in Brasilien. Zusammen mit der 20-jährigen Madeleine Meier aus Dingolshausen lebte sie drei Monate in der Kleinstadt Areia, im Bundesstaat Paraiba, im Nordosten Brasiliens.
Eine der wichtigsten Erfahrungen, die die beiden machten: „Der Mensch steht dort absolut im Mittelpunkt.“ Und: „Wir verlieren in Deutschland vor lauter Leistungs- und Erfolgsdruck zu sehr den Blick auf das Wesentliche und könnten in dieser Hinsicht viel von den Brasilianern lernen.“
Die Hauptaufgabe der beiden war es, in einer von Dillinger Franziskanerinnen gegründeten Förderschule Grundschulkindern aus armen Verhältnissen Nachhilfe zu geben. Neben Mathematik durften sie auch ein bisschen Portugiesisch weitergeben, sagt Madeleine Meier. Daneben waren beide aber auch oft mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der sogenannten Kinder-Pastoral unterwegs.
Diese unterstützen bei Hausbesuchen Schwangere und junge Mütter und geben diesen Tipps zur Pflege und Ernährung der Säuglinge. Diese Hausbesuche waren für beide sehr prägend. „Die Menschen sind trotz ihrer großen Armut zufrieden, herzlich und fröhlich“, stellt Karina Helbig fest. Von „unvorstellbaren hygienischen Gegebenheiten“ spricht Madeleine Meier. Was die Menschen dort auszeichne, sei ihre große Gastfreundschaft.
Die jungen Frauen erlebten auch ungewohnte Situationen: „Bei einem Fest der Kinder-Pastoral wurden auf einmal die kleinen Kinder gewogen“, schildert Helbig. Auf den ersten Blick komisch, auf den zweiten wichtig, denn so stellten die Mitarbeiter quasi nebenbei fest, ob die Kinder genug zu essen bekommen.
Fürsorgliche Schwester
Den Kontakt zur Missionsstation in Areia hatte Ramona Sehm aus Dingolshausen über die Bamberger Schwestern der Dillinger Franziskanerinnen hergestellt. Auch Sehm war einige Zeit in Brasilien. Ganz auf sich allein gestellt waren Madeleine Meier und Karina Helbig dank Schwester Elisabeth, einer gebürtigen Deutschen, nicht.
Zu den Gottesdiensten in der Kleinstadt Areia erzählen die beiden: „Die sind viel lebendiger als bei uns.“ An Marienandachten nehmen viele Jugendliche teil. „Jeden Tag bereitet eine andere Gruppe eine solche Andacht vor.“ Glaubenszweifel oder gar Atheismus sind in Brasilien Fremdworte. Allerdings treibt die Frömmigkeit dort – nach unserem Verständnis – skurrile Blüten, zum Beispiel den starken Hang zu pompösen Inszenierungen mit viel Konfetti im Gottesdienst. Der Zusammenhalt in der Gemeinde sei sehr stark. Die beiden Deutschen wurden vom ersten Tag an sehr herzlich aufgenommen.
Die jungen Frauen brachten auch etwas fränkische Kultur mit nach Brasilien: „Als wir Klöse kochten, war das natürlich ein absolutes Highlight“, erzählen sie lachend. Während der drei Monate lernten sie neben Areia noch mehr vom Land und der Kultur kennen. In Catolé und Joao Pessoa besuchten sie andere Missionsstationen der Dillinger Franziskanerinnen. Karina Helbig hängte an die drei Monate im Nordosten einen vierwöchigen Urlaub in Manaus mit einer Bootstour durch den tropischen Regenwald an.
Würden sie wieder dort hingehen? Madeleine Meier antwortet mit einem eindeutigen „Ja, sofort“. Karina Helbig fallen einige Dinge ein, die ihr in diesen Monaten sehr gefehlt haben.
Was vermissen sie nun, wieder zu Hause? Die Herzlichkeit, die Kinder – und das Kokoswasser, sagen die beiden schmunzelnd.