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GRAFENRHEINFELD: Fronleichnam: Mit Maurerkelle und Richtlatte entsteht das Blütenkunstwerk

GRAFENRHEINFELD

Fronleichnam: Mit Maurerkelle und Richtlatte entsteht das Blütenkunstwerk

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    Dokumentation ist wichtig. Rita Gießübel und Christa Markert (von links) vergleichen die Motive der letzten Jahre und stellen so sicher, dass kein Teppich einem anderen gleicht.
    Dokumentation ist wichtig. Rita Gießübel und Christa Markert (von links) vergleichen die Motive der letzten Jahre und stellen so sicher, dass kein Teppich einem anderen gleicht. Foto: Foto: Herbert Markert

    Fronleichnam ist eines der Hochfeste im Jahreslauf der Katholiken. Der Eucharistiefeier folgt eine Prozession durch die Gemeinde, vorbei an geschmückten Häusern zu Altären an traditionellen Sakramentsbildstöcken. In Grafenrheinfeld ist das nicht anders. Ein Höhepunkt der Fronleichnamsprozession erschließt sich den Gläubigen gleich beim Verlassen der Pfarrkirche Kreuzauffindung.

    Schon im 30. Jahr legen Frauen im Morgengrauen des Feiertages dort kunstvolle Blumenteppiche mit stets wechselnden Motiven. Den Anfang machte 1989 der Familienkreis, der sich zehn Jahre davor aus einer Gemeinschaft von Kindergarteneltern gebildet hatte. Marianne Müller, die damalige Leiterin der Grafenrheinfelder Einrichtung, forcierte die Gemeinschaft. Schließlich wurde die Idee geboren, die Tradition der Blumenteppiche zu Fronleichnam neu aufleben zu lassen.

    Die Begeisterung ist von Jahr zu Jahr gewachsen

    Rita Gießübel erinnert sich: „Früher müssen die Schwestern des Kinderheims für den Blumenschmuck gesorgt haben. Sie gingen vor Fronleichnam mit den Kindern in die Felder, um Blumen zu sammeln und legten am Feiertag kirchliche Motive mit den Blüten auf.“ Die Begeisterung sei im Familienkreis von Jahr zu Jahr gewachsen und damit auch die Fertigkeit, weiß Christa Markert zu berichten. Besonders mit der Beliebtheit des Maintalradweges sei die Zahl der Fotografen, welche die schönen Motive ablichteten, ständig gestiegen.

    Dann 2013: die schreckliche Zäsur. Marianne Müller, die unermüdliche Organisatorin, erlag einem Krebsleiden. „Das Motiv für dieses Jahr hatten wir schon entworfen. Das haben wir noch aufgelegt. Der erste Teppich ohne Marianne“, lässt Markert die schwere Zeit Revue passieren. Die Sorge sei groß gewesen, ob man ohne Marianne weitermachen solle und könne. Schließlich hätten sich mit ihr und Rita Gießübel sowie Hedwig Pabst, Ingrid Schmich und Elisabeth Panzer fünf Frauen gefunden, die weitermachten. „Das waren aber zu wenig. Zehn mussten wir schon sein“, spricht Markert ein einfaches Helferproblem an. „Denn am Ende stehen für die Aufbereitung und Sortierung der Blüten und das Auflegen des Teppichs nur wenige Stunden zur Verfügung.“ Und so stießen noch Uli Then, Renate Reichert, Jolanta Arcyszewicz, Ruth Schneider, Monika Zull und Herlinde Heinisch dazu.

    Dorfjubiläum war 2003 das Motiv

    Mit dem nächsten Blumenteppich beschäftigt sich die Elf immer bereits am Ende des soeben aufgelegten Kunstwerks. „Ich schaue eigentlich ständig nach Motiven und habe bei Ausflügen und Spaziergängen immer eine Kamera dabei“, erzählt Christa Markert. So entstünden im Laufe der Wochen und Monate viele Ideen für das nächste Motiv. Etliche davon werden auch wieder verworfen. Einfach sei es, wenn äußere Ereignisse das Jahr bestimmten. 2003 etwa habe sich Altbürgermeister Robert Gießübel zum 1100-jährigen Dorfbestehen ein Motiv gewünscht. 2009, zur Gründung der Pfarreiengemeinschaft „Zu den Frankenaposteln im Maintal“ standen die vier Kirchen in Garstadt, Grafenrheinfeld und Bergrheinfeld Pate. 2016 habe sie sich auf einer Reise nach Rom aus dem von Papst Franziskus ausgerufenen „Jahr der Barmherzigkeit“ inspirieren lassen. Auch wenn sich einzelne sakrale Objekte immer mal wieder in den Teppichen finden, das Hauptmotiv und die Gestaltung der Einfassung haben sich laut Markert noch nie wiederholt.

    Inzwischen gehen die Frauen die Fertigstellung recht professionell an: Aus den ersten Skizzen entstehen großflächige Schablonen für das Hauptmotiv, die Schrift und die Ränder. Am Tag vor Fronleichnam steigt der Puls. „Früh holen wir die Blumen zu uns auf den Hof, abends wird gesichtet, gezählt, gerichtet und sortiert“, zählt Rita Gießübel auf. Erst da entscheide sich endgültig, wie das Motiv umgesetzt werden könne. Die Blumen stellt seit vielen Jahren die Gärtnerei Weitz unentgeltlich zur Verfügung. „Aber bis wir die Blumen holen, wissen wir nicht genau, welche Farben in welcher Anzahl zur Verfügung stehen“, beschreiben Rita Gießübel und Christa Markert, wie die Spannung steigt.

    Sechs Meter langes Blumenband

    Um fünf Uhr in der Früh geht es an Fronleichnam schließlich an die Umsetzung. Mithilfe von Schablonen, Richtlatten, Eimern, Maurer- und Fliesenlegerkellen, Löffeln und Holzklötzen entsteht auf einem Grasteppich jedes Jahr ein neues buntes Blütenkunstwerk, das auch mal bis zu sechs Metern lang und entsprechend breit werden kann. Um acht Uhr muss es fertig sein. Den fertigen Teppich begießen die fleißigen Frauen der Festigkeit und Frische wegen zunächst mit Wasser, dann begutachten sie ihre Arbeit vor Ort bei einer Tasse Kaffee. „Für mich ist das Gottesdienst“, sagt Christa Markert tief zufrieden.

    57 Teppiche haben die Frauen seit 1989 gelegt. Achtmal haben sie runde Formen gewählt, die besonderen Aufwand und Akribie erfordern. Der 58. Blumenteppich steht 2018 an. Das Motiv wird nicht verraten.

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