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Für ein friedliches Miteinander

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Für ein friedliches Miteinander

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    Sandkühler warb für eine Korrektur des negativen Islam-Bildes, das sich aus terroristischen Gewaltakten selbst ernannter Glaubenskämpfer entwickelt habe. Wie auf der ganzen Welt, seien auch die Mehrzahl der in Europa lebenden 20 bis 25 Millionen Muslime biedere, anständige Menschen. Gefragt sei ein echter Dialog, Stammtischparolen seien nicht hilfreich.

    Der Autor beschreibt zunächst Ähnlichkeiten im religiösen Denken zwischen Islam, Judentum und Christentum, etwa in der Begrüßungsformel "Im Namen Gottes". Doch ebenso spiele der Hass in der Wirksamkeit der drei Religionen eine große Rolle. Er erinnert an die verheerenden Kreuzzüge, an die frühe Spaltung der Muslime in Sunniten und Schiiten nach dem Tod Muhammads, dessen Lebensweg er ebenso anschaulich schildert wie die Entstehung des Korans.

    In den Grundforderungen, den "fünf Säulen" des Islam, trete die individuelle Verantwortlichkeit eines jeden Muslim in den Vordergrund. Die Richtung dieses Handelns sei durch den "geraden Weg" vorgegeben: Das dabei notwendige Abwägen der Willensfreiheit gehöre zu den aktuellsten und schwierigsten Fragen des Islam.

    Die "fünf Säulen" beinhalten das Glaubensbekenntnis, das eigentlich ein aktives "bezeugen" sei. Im Gebet suche der gläubige Muslim die Verbindung mit Gott, das bei der freitäglichen Versammlung in der Moschee ein starkes Gemeinschaftsgefühl entstehen lasse. Die Armenspende entspreche etwa unserer Grundgesetz-Forderung "Eigentum verpflichtet", so Sandkühler. Viele Hospitäler, Schulen und Stiftungen entspringen dieser Armenspende.

    "Pulverfass arabische Welt"

    Es folgt das Fasten und schließlich die Pilgerfahrt nach Mekka. Als eine Art sechste, inoffizielle Säule des Islam bezeichnet der Referent den "Djihad" als den am häufigsten missbrauchten Begriff des Islam. Ursprünglich sei damit in der 29. Sure der Kampf gegen die eigene Unzulänglichkeit gemeint. Im Osmanischen Reich diente das Ziel des Djihad (Heiliger Krieg gegen die Ungläubigen) als ideologische Grundlage der Expansion. Heute benutzen fundamentalistische Gruppen den Begriff als Aufruf zum Kampf gegen die gesamte dekadente westliche Welt.

    Zum Verständnis aktueller Probleme erklärt Sandkühler beispielreich die Geschichte des Islam, die Verbindung zwischen arabischer Wissenschaft und europäischem Mittelalter. Für die Neuzeit legt er die Spätwirkungen der Kolonialherrschaft offen und weist nach, wie sich das Ende des Ersten Weltkrieges und der Zusammenbruch des Osmanischen Reiches auf die islamische Gesellschaft ausgewirkt hat.

    Doch von den angekündigten aktuellen Problemen spricht Sandkühler lediglich den Karikaturen- Streit an: Hier habe die dänische Zeitung "Jyllands-Posten" im Wissen um die Brisanz des Gärungsprozesses im Islam eine gezielte Provokation begangen - und unter dem Deckmantel der Pressefreiheit verkauft. Wer in das "Pulverfass arabische Welt" noch Brandbomben werfe, dürfe sich über gewaltsame Reaktionen nicht wundern. Bei der anschließenden Diskussion muss sich Sandkühler der Frage stellen, ob sein Bild des Islam nicht allzu harmlos gezeichnet sei (Selbstmordattentäter, World Trade Center). Hinter solchen Anschlägen vermute er politische, keine religiösen Motivationen, antwortet er. Und zitiert einen amerikanischen Autor, der auch dem Westen Terrorismus vorwirft, nicht zuletzt in Form von Wirtschaftsterror.

    Natürlich sehe auch er mit Besorgnis, dass in nicht wenigen islamischen Ländern fundamentalistische Koranschulen und das staatliche Bildungssystem ein Klima der Feindseligkeit und des Hasses gegenüber dem Westen verbreiten. Besonders paradox sei diese Praxis in Saudi-Arabien und Pakistan, wo die offizielle Politik eng mit den USA verbunden ist. Dennoch setzt Sandkühler auf Verständigung - gerade in Europa, wo sich der Islam weiter entwickeln könne. "Jeder von uns kann mit Muslimen ins Gespräch kommen", schließt er.

    Bruno Sandkühler: "Begegnungen mit dem Islam", 272 Seiten, ISBN 3-7725-2038-3, 22 Euro

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