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SCHWEINFURT: Gabriele Krone-Schmalz: Die Schublade Russland entrümpeln

SCHWEINFURT

Gabriele Krone-Schmalz: Die Schublade Russland entrümpeln

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    Kritisch zum Russlandbild der eigenen Kollegen: Gabriele Krone-Schmalz bei ihrem Vortrag in Schweinfurt.
    Kritisch zum Russlandbild der eigenen Kollegen: Gabriele Krone-Schmalz bei ihrem Vortrag in Schweinfurt.

    Krone-Schmalz hat ein Buch zum heutigen Russland, einem Land im Wandel, geschrieben. Von 1987 bis 1991 war sie ARD-Korrespondentin in Moskau und hat hautnah die drei parallel verlaufenen Revolutionen miterlebt: den Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft, den Weg der Diktatur zum Rechtsstaat und den Wandel der Sowjetunion zum Nationalstaat. Damit seien Kraftakte verbunden gewesen, deren Bedeutung im Westen unterschätzt worden sei. Die geschliffene und äußerst selbstbewusste Rednerin sieht Russland heute viel weiter als gemeinhin wahrgenommen. Mit Staatspräsident Medwedew und Ministerpräsident Putin seien die richtigen Kräfte an der Macht, die dem Volk wieder Selbstbewusstsein geben und mit einem Staat der Stärke in der Lage seien, die Probleme der Zeit zu meistern. Mit Imperialismus habe dies aber nichts zu tun.

    Thema Menschenrechte: Unter Putin seien sie in der Verfassung verankert worden. Hunderte von auch sehr kritischen – nichtstaatlichen – Organisationen arbeiteten unbehindert. Putin habe sie gerade erst wieder aufgewertet, ohne dass dies im Westen registriert worden sei. Natürlich gebe es den Mord an der Journalistin Anna Politkowskaja. Russland sei nun einmal zum Zerreißen widersprüchlich. Ein Oligarch wie Michail Chodorkowksi wäre jedoch auch im Westen verurteilt worden, sagt Krone-Schmalz.

    Thema Wirtschaft: Das Wachstum sei in den letzten Jahren immer besser gewesen als vorausgesagt. Trotz der Krise gebe es weiterhin starke Devisenreserven und Lohnzuwächse über die – zugegeben – hohe Inflationsrate hinaus. Qualifizierte Mitarbeiter seien knapp, wer qualifiziert ist, verdiene auch sehr gut. Der deutsche Mittelstand habe beispielsweise in Sibirien gute Möglichkeiten, der vielen Deutschstämmigen wegen. Da sei in der Vergangenheit vieles versäumt worden – Stichwort Aussiedler.

    Thema Sicherheit: Der Georgienkonflikt sei durch die Offensive der von Micheil Saakaschwili autoritär geführten Georgier gegen Süd-Ossetien ausgelöst worden. Russland werde jedoch politisch und medial abgestraft. Der Staat, so Krone-Schmalz, habe rechtens gehandelt, aus Notwehr, um die eigenen Leute zu schützen. Auch das Eindringen der russischen Truppen sei notwendig gewesen, um weitere Angriffe der Georgier zu verhindern.

    Ostseepipeline: Seit Mitte der 90er sei sie von der Europäischen Union betrieben worden. Seit der Osterweiterung der EU gehöre sie nicht mehr zum guten Ton.

    Überhaupt Osterweiterung. Krone-Schmalz sieht Kräfte am Werk, die mit Russland, der ehemaligen Sowjetunion, noch offene Rechnungen zu begleichen haben. Es sei gefährlich diesen die europäische Außenpolitik zu überlassen. Der Georgienkrieg sei auf Druck Polens und der baltischen Staaten benutzt worden, um den Dialog mit Russland zu behindern.

    Die Rolle Deutschlands? Krone-Schmalz sieht viele Gemeinsamkeiten. Unter wirtschaftlichen Aspekten spiele Deutschland eine führende Rolle. Politisch sei das anders. Putins Hoffnung, Deutschland könne vermitteln, sei enttäuscht worden. Geostrategisch seien die USA heute der Ansprechpartner Nummer eins.

    Gabriele Krone-Schmalz: Was passiert in Russland? Herbig, 250 S. 19,90 Euro.

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