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Rütschenhausen: Gärtnerei Wischer: Eine Firmengeschichte geht zu Ende

Rütschenhausen

Gärtnerei Wischer: Eine Firmengeschichte geht zu Ende

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    Am 31. August werden Rainer und Elfriede Wischer zum letzten Mal ihre Gärtnerei aufmachen. Somit geht eine 63-jährige Firmengeschichte zu Ende.
    Am 31. August werden Rainer und Elfriede Wischer zum letzten Mal ihre Gärtnerei aufmachen. Somit geht eine 63-jährige Firmengeschichte zu Ende. Foto: Dominik Zeißner

    Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schaut die Familie Wischer auf den 31. August. An diesem Tag wird zum letzten Mal die Gärtnerei, in der zuletzt fünf Teilzeitkräfte beschäftigt waren, geöffnet sein. An der Tatsache, dass der Familienbetrieb, der derzeit in der dritten Generation geführt wird und nach 63 Jahren schließt, ist nicht nur Corona Schuld.

    Gründung durch Otto Wischer im Jahr 1957

    Rainer Wischer, der seit zwölf Jahren für das Unternehmen verantwortlich ist, welches sein Opa Otto, damals noch im Nebenerwerb, gegründet hat, müsste massive Investitionen tätigen, um den Betrieb weiter wirtschaftlich betreiben zu können. Unter anderem wäre eine neue Heizungsanlage, um die 2500 Quadratmeter Glas- und 1000 Quadratmeter Foliengewächshäuser zu temperieren, fällig. Genau erinnert sich Wischer dabei an mindestens eine frostige Nacht, in der allein rund 1000 Liter Heizöl verbraucht wurden. Außerdem, so der Inhaber, "werden die Auflagen und Vorschriften immer komplexer".

    Hinzu kommt, dass Wischers Mutter Elfriede, die seit 52 Jahren tagtäglich im Betrieb die gute Seele war, sich seit kurzem im wohlverdienten Ruhestand befindet. Schon als Schulkind und in den Ferien hat sie im Betrieb ausgeholfen und sich dort ihr Taschengeld aufgebessert. Schließlich hat sie dann den Inhabersohn Heinrich geheiratet, der den Betrieb 1974 übernahm und ihn fortan im Vollerwerb führte. In den Glanzzeiten waren bis zu acht Angestellte beschäftigt. Vier Lehrlinge wurden von Heinrich in dieser Zeit höchstpersönlich ausgebildet.

    Nach dessen Tod im Jahre 2008 übernahm Sohn Rainer das Unternehmen. Im gleichen Jahr trat er eine Stelle im Wernecker Schloss in der Parkpflege an. Mittlerweile ist er dort in Leitungsfunktion für den Park und auch für den Brandschutz zuständig. Für Elfriede, die Seniorchefin, war der Beruf mehr als nur die Pflicht. Sie begleitete ihre Kunden quasi von der Wiege bis zur Bahre. Sei es der Blumenschmuck zur Taufe, zur Kommunion, zur Hochzeit oder dann schließlich zur Beerdigung. Mancher Trauerfall ging natürlich nicht spurlos an ihr vorbei, weil "man kannte die Leute ja sehr gut".

    Tag und Nacht für den Betrieb da

    Lange Zeit war auch an den Sonntagen für zwei Stunden geöffnet. "Es war ein regelrechter 24-Stunden-Job, der keinen Sonn- und Feiertag kannte und wenig Zeit für Privates zuließ", so Elfriede Wischer, was sich aber ab sofort ändern soll.

    Hochbetrieb oft schon Tage und Wochen vorher, herrschte natürlich an ganz besonderen Tagen, wie etwa Muttertag oder Allerheiligen. Vorreiter war der Betrieb, was das Thema Adventsausstellungen und Christbaumnacht anging.

    Als man heuer im Frühjahr wegen Corona den Betrieb auf unbestimmte Zeit einstellen musste, ärgerte Wischer, dass er in seinem Laden nichts verkaufen durfte, jedoch der Lebensmitteleinzelhandel weiterhin saisonale Pflanzen und Blumen an die Kunden brachte. Eine nahezu göttliche Fügung war es, als die Betreiber des Schloss Gut Obbach mit dem Vorschlag auf die Familie Wischer zukam, ihre Waren im dortigen Hofladen mit anzubieten. Dankbar wurde dieses Angebot angenommen, denn die Gewächshäuser waren voll mit bunten Frühjahrsblühern.

    Die sozialen Medien haben sich in dieser Zeit ebenfalls als sehr hilfreich erwiesen, denn auch hier wurde das breite Sortiment angeboten. Die Kunden konnten die Waren bestellen, die kurz darauf bis an die Haustüre geliefert wurden, regionaler Versandhandel sozusagen. Hierbei möchte sich die Familie ausdrücklich bei allen bedanken, die sie während dieser kritischen Phase, aber auch über die letzten sechs Jahrzehnte, mit ihrem Einkauf und der damit erwiesenen Treue zum Betrieb unterstützt haben. Mit gemischten Gefühlen und vielen Erinnerungen, wird die Familie Wischer am letzten Augusttag den Betrieb für immer abschließen.

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