Ein kalter Winterabend. Rund 20 Jugendliche verabreden sich über ein soziales Netzwerk im Internet zu einer nicht genehmigten Party im ehemaligen Brauereigelände Hümmer. Zunächst geht die Party ganz normal ihren Gang. Mit Sicherheit wird auch etwas getrunken. Irgendwann wird einigen Jugendlichen kalt und so beschließen sie, eine zufällig vorhandene Gasflasche mit Aufsatz als Heizgerät zu verwenden. Soweit so gut, wenn da nicht eine Jacke wäre, die, auf dem Strahler liegend, langsam aber sicher einige Zeit später die Katastrophe heraufbeschwört: die Gasflasche explodiert. Jugendliche mit verschiedensten Verletzungen rennen schreiend durch die Nacht.
Zwar ist dieses Unglück glücklicherweise nicht tatsächlich passiert, doch die Alarmübung am vergangenen Donnerstag in Dingolshausen wirkte sehr real und verlangte den Einsatzkräften alles ab.
Das Szenario: Um 17.11 Uhr erfolgte die Alarmierung über die Sirenen für die freiwilligen Feuerwehren Dingolshausen und Bischwind. Am Objekt angekommen erfuhren die ersten Feuerwehrler das viele Verletzte zu beklagen seien – eines der aufwändig und täuschend echt blutend geschminkten Opfer konnten sie, nachdem sie ihn eingeholt hatten, auch festhalten und von ihm Informationen erhalten.
Zwischendurch wurde zur ersten Brandbekämpfung eine etwa 100 Meter Schlauchstrecke von einem Oberflurhydranten gelegt. Unter der Einsatzleitung des stellvertretenden Kommandanten Alexander Finster rüsteten sich die Floriansjünger mit Atemschutz aus, um zur Personenrettung im zweiten, stark verqualmten Stock zu eilen. Finster merkte schnell, dass dieser Einsatz für seine Leute allein zu groß ist und ließ die Stützpunktwehr aus Gerolzhofen nachalarmieren.
Zwischenzeitlich konnten die ersten Geretteten – von der Notfalldarstellung des Roten Kreuzes realistisch geschminkten Jugendlichen der Schulfeuerwehr Franken-Landschulheim Schloss Gaibach sowie aus Stammheim – an die bereitstehenden Rettungskräfte des BRK übergeben werden. BRK-Einsatzleiter Paul Knies standen 16 Mann auf mehreren Fahrzeugen zur Verfügung. In der Nähe richteten seine Helfer einen Behandlungs- und Versorgungsplatz ein.
Landeplatz ausgeleuchtet
Dann plötzlich, eine erschütternde Meldung: Einer der Verletzten sei so stark betroffen, dass er nicht mit dem Fahrzeug, sondern mit dem Rettungshubschrauber in ein Spezialkrankenhaus abtransportiert werden musste. Und noch eine Brisanz: Einer der Verletzten, sichtlich unter Schock stehend, rennt unvermittelt davon; ein dabeistehender Feuerwehrkamerad erkennt dies allerdings blitzschnell und kümmert sich um ihn.
Um dem Hubschrauber einen Landeplatz zu ermöglichen leuchteten die nachalarmierten Wehren aus Geusfeld (Lkr. Haßberge) und die Wehr aus Michelau einen provisorischen Landeplatz am Sportgelände aus. Eine zweite Sirenenalarmierung in Dingolshausen rief zudem noch einige zusätzliche Helfer auf den Plan. Einer der Beobachter, Kreisbrandmeister Stefan Hauck, konnte sich einiges zum Weitergeben notieren.
Nach einer kurzen internen Besprechung bei dem der Einsatzablauf nochmals durchgegangen wurde, dankte Kreisbrandmeister Jens Michel, der federführend die Übung ausarbeitete, für die Einsatzbereitschaft der rund 80 eingesetzten Personen. Stolz auf deren Leistungsbereitschaft zeigte sich auch Kreisbrandinspektor Gottfried Schemm. Bürgermeister Lothar Zachmann lobte alle Beteiligten und zeigte sich zudem über die gute Vernetzung der Retter über Landkreisgrenzen hinweg erfreut.