Konkrete Projekte gibt es nicht. Allenthalben laufen Gespräche. Intensiv sind die Kontakte der Stadt zur Fachhochschule. Diese will wachsen, kann sich eine Erweiterung in der vom Altstandort an der Ignaz-Schön-Straße nur einen Steinwurf entfernten Panzerkaserne vorstellen. Am Dienstagmorgen berichtete Hans Schnabel dem Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates über den Stand des Konversionsprozesses.
Ab 2. Februar 2012 war Schweinfurt „kein dauerhafter Standort der US-Army“ mehr. Erste Einheiten (500 von 5000 Uniformierten) haben die Stadt noch 2012 verlassen. 2200 Soldaten gehen allein in diesem Frühjahr. Danach wird es am Standort noch etwa 1000 Aktive der US-Streitkräfte geben. Am 30. September 2014 soll der Abzug enden.
Hans Schnabel ist der Wirtschaftsförderer und der Konversionsbeauftragte der Stadt. Sein Büro ist die Stabsstelle. Hier laufen alle Informationen und Anfragen zusammen. Den 30 Monaten bis zum Ende der Militärzeit in Schweinfurt gewinnt Schnabel eine positive wie auch eine negative Seite ab. Man habe Zeit. Man müsse aber auch Rücksicht auf die amerikanischen Partner nehmen, sagt Schnabel. Dem Militär bescheinigt er ansonsten eine hervorragende Zusammenarbeit. Das Problem sei der Sicherheitsaspekt. Es gibt keine Pläne von den Gebäuden in der Kaserne. Altlastenuntersuchungen müssen warten.
Ab Oktober 2014 übernimmt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) die Liegenschaften. Vorzeitig übernommen ist nur der Abrahams-Club an der Richard-Wagner-Straße, über dessen Zukunft noch keine Entscheidung gefallen ist. Die Stadt hat bei eigener Nutzung ein Vorkaufsrecht. Weitere Ausnahmen wird es nicht geben. Aktuell wird diskutiert, ob die Bundeswehr den Truppenübungsplatz „Brönnhof“ übernimmt. Ein Informationsgespräch in Hammelburg ist für den 1. Februar angesetzt.
Schnabel setzt bei seiner weiteren Arbeit auf das Konversionsgutachten, das die Stadt mit dem Landkreis an die Münchner Firma BulwienGesa vergeben hat. Die Kosten von 200 000 Euro übernimmt die Städtebauförderung. Den Restbetrag teilen sich Stadt und Landkreis. Fach- und Expertenrunden haben stattgefunden. Die Schlussfassung ist für den 20. März angekündigt. In das Gutachten werden die Erkenntnisse aus der „Zivilarena“ einfließen – also des Bürgerbeteiligungsverfahrens im Internet, das von 27. Oktober bis 17. November 2012 lief und 199 Nutzungsideen einspielte.
Die Gespräche über die Verwertung der frei werdenden Flächen laufen zwischen Stadt und der BImA. In Sachen Altlasten werden die Akten gesichtet. Im Visier hat die Stadt für alle von den Amerikanern genutzten Grundstücke „Städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen“. Diese haben zwei Vorteile. Der momentane Verkehrswert wird entwicklungsunbeeinflusst eingefroren, eventuell auftauchende Baugesuche können zurückgestellt werden, wodurch der Handlungsspielraum zur Erstellung eines Gesamtkonzeptes gegeben ist. Ob städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen bis zum Ende durchgezogen werden, ob einzelne Projekte mit Investoren außerhalb dieser Vereinbarung zum Zuge kommen, ist offen. Schnabel geht davon aus, dass sich bis Herbst 2014 Investitionsverfahren der „Umsetzung nähern“. Dies könne über städtebauliche Wettbewerbe oder über Investorenwettbewerbe erfolgen.
Nach dem Abzug der Amerikaner sollen im Herbst 2014 die Altlastensondierung und deren Beseitigung, aber auch die Verwertungen von Liegenschaften beginnen, die ohne weitere Maßnahmen genutzt werden können. Den Start von Abbrüchen und Neubauten datiert Schnabel auf das Jahr 2016. Die Dauer des Konversionsprozesses schätzt Hans Schnabel auf fünf bis zehn Jahre ein.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé sieht die Konversion wie Schnabel als „Chance für die Stadtentwicklung“. So schnell wie in Hanau, das den Wirtschaftsraum Frankfurt im Rücken hat (Dauer vier Jahre), werde die Umwandlung in Schweinfurt nicht gehen, denn Schweinfurt sei nicht Hanau, aber auch nicht Wildflecken, so der OB.
In der Aussprache machte Remelé klar, dass die „Fachhochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt“ großes Interesse an Erweiterungsflächen habe. Ein fertiges Konzept stehe jedoch noch nicht, werde auch kein Thema zur Landtagswahl, sondern eines, das München noch weit über den Herbst hinaus beschäftigen werde. Zur Nachfrage an Grundstücken meinte Remelé, dass Industrie und Gewerbe das Thema Landflucht abgeschrieben hätten, dass Schweinfurt als Zentrum von Main/Rhön im Trend liege.
Der Stadt liegen aktuell 40 konkrete Anfragen vor – von der Suche nach einer Eigentumswohnung bis hin zu Großprojekten.