Fast nur gute Nachrichten gab es beim Abwasserzweckverband (AZV) Obere Werntalgemeinden: Die Abwassergebühren bleiben in diesem Jahr konstant, in den Jahren 2016 mit 2018 werden sie aber erhöht. Und das bei Investitionen von zwölf Millionen Euro.
Alles richtig gemacht! So lautete der Tenor der Mitglieder des Verbandsausschusses rückblickend auf die 2009 vollzogene, heftig umstrittene Übernahme der gemeindlichen Kanalnetze, verbunden mit einheitlichen Abwassergebühren in allen Gemeinden und dem Verzicht auf Ergänzungsbeiträge für die Grundstücksbesitzer. Gleichzeitig war die Splittung in Schmutz- und Regenwassergebühren eingeführt worden.
2015 bis 2018 bleiben diese Gebühren im Wesentlichen konstant. Nun sei, wie Verbandsvorsitzender Reinhold Stahl sagte, eine Anpassung unumgänglich: Die Schmutzwassergebühr steigt von 2,60 Euro pro Kubikmeter Wasserbezug auf 2,75 Euro (plus 5,8 Prozent). Dafür sinkt die Niederschlagsgebühr von 0,36 Euro pro Quadratmeter versiegelter Fläche auf 0,30 Euro (minus 16,7 Prozent).
700 000 Euro Überdeckung
Hintergrund: Bei der Nachkalkulation für die Jahre 2011 bis 2014 habe sich eine Überdeckung von 700 000 Euro bei der Niederschlagsgebühr und 1,2 Millionen Euro bei der Schmutzwassergebühr ergeben, erläuterte Dieter Mühlfeld vom Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband. Geld, das zwingend gebührenmindernd weitergegeben werden müsse. Grund für die Überdeckung sind acht Millionen Euro weniger Investitionen (sie wurden verschoben) und geringere Ausgaben bei Unterhalt und Betrieb der Anlagen.
Weil jetzt im März eine rückwärtige Gebührenerhöhung nicht möglich sei, bleibe 2015 alles beim Alten, die nächsten drei Jahre komme dann die Anpassung. Dem stimmte der Ausschuss zu.
Warum dennoch die Schmutzwassergebühr angehoben wird, liege an den „Unwägbarkeiten bei den Conn-Barracks“. Mit dem Abzug der US-Soldaten 2014 sei die Abwassermenge zurückgegangen, sagte Mühlfeld. Aber auch in den umliegenden Gemeinden, in denen viele US-Familien wohnten, sei die Abwassermenge geringer, so AZV-Verwaltungsleiterin Daniela Sell. Zwar seien viele Wohnungen wieder belegt, wie Geldersheims Bürgermeister Oliver Brust einwarf. Doch das Verbrauchsverhalten der Amerikaner sei ein anderes gewesen, so Sell und Ingrid Sommer von der Bima als Vertreterin der Eigentümerin Bundesrepublik.
Positiv wirke sich aber aus, dass die Abwässer von Rannungen hinzugekommen seien, so AZV-Geschäftsführer Walter Weinig. Und auch die Flüchtlinge, die künftig in drei Conn-Unterkünften wohnen, werden wieder Abwasser produzieren.
Verschuldung bleibt
Insgesamt positiv wirke sich auf die Gebühren aus, dass der kalkulatorische Zinssatz von 4,75 auf vier Prozent gesenkt werden konnte, sagte Verbandsvorsitzender Stahl. Allerdings bleibe der Verband trotz niedriger Zinsen fremdfinanziert. Auch die Verschuldung werde die nächsten Jahre so bleiben. Dass trotz Überdeckung aus den letzten vier Jahren eine leichte Gebührenerhöhung nötig ist, sei der geplanten Investition von zwölf Millionen Euro geschuldet, sagte Mühlfeld: Für Regenrückhaltebecken in Euerbach, Obbach und Ebenhausen sowie für laufende Kanalsanierungen in den Straßen, wenn die Gemeinden dies dem AZV melden, erklärte Weinig.
Aufpassen müsse der AZV auf die Zeit nach 2018, wenn die Überdeckung aufgebraucht sei, warnte Mühlfeld. Dann aber könne gebührenmindernd die Abschreibung der Niederschlagsgebühren berücksichtigt werden, also eine Ansparung erfolgen. „Uns geht es um Konstanz bei den Gebühren“, so Stahl.