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GRAFENRHEINFELD: Gedankenschnecken im Sprachlabyrinth

GRAFENRHEINFELD

Gedankenschnecken im Sprachlabyrinth

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    Alltag braucht kein Niveau: Piet Klocke und Simone Sonnenschein begeisterten mit ihrem zweiten gemeinsamen Bühnenprogramm in der Grafenrheinfelder Kulturhalle.
    Alltag braucht kein Niveau: Piet Klocke und Simone Sonnenschein begeisterten mit ihrem zweiten gemeinsamen Bühnenprogramm in der Grafenrheinfelder Kulturhalle. Foto: Foto: Daniela Schneider

    (schd) Karoanzug, rote Haare und halbe Sätze, gepaart mit wüstem Rumgefuchtel, Klapsen auf die Stirn und Augenwischerei sind die Markenzeichen von Kabarettist, Musiker, Schauspieler und Autor Piet Klocke.

    „Ich bin pudelwohl“, freut sich der hagere Rotschopf in der nahezu ausverkauften Grafenrheinfelder Kulturhalle, und hat das Publikum schnell auf seiner Seite. Mit „netten“ Ratschlägen, genialen Wortspielereien und verdrehten Zitaten und Sprichwörtern verzettelt und verbiegt sich Klocke. Seine verschlungenen, abstrusen Gedankenschnecken fordern den Geist – und das bis spät in den Abend. Oft sind einzelne Lacher von denen zu hören, die in dem Klockeschen Labyrinth aus Wörtern den Weg zur Pointe bereits gefunden haben – andere brauchen länger.

    Dem Hektiker zur Seite sitzt die niedlich bezopfte Simone Sonnenschein alias Angelika Kleinknecht, ein Findelkind – von Pelikanen aufgezogen. Viel sagt das brave Fräulein Kleinknecht nicht, minimalistisch sind ihre Gestik und Mimik. Schüchtern zupft sie an allem herum und bastelt, in Gedanken versunken, phallusähnliche Gebilde aus Geschirrtüchern.

    Doch wenn sie ihren „Schnabel“ dann unerwartet öffnet, um in ihr Saxophon zu blasen, sind alle völlig geplättet: Eine virtuose Jazzmusikerin ist dann am Werk und bildet einen entspannenden Gegenpol zum rast- und ruhelosen Klocke. Nebenbei prangert sie stillschweigend Umweltsünden und Tiermorde an und verdirbt damit Klocke den Appetit auf den Schnabeltiersalat seiner Frau.

    Überhaupt ist das zweite Bühnenprogramm der beiden „Das Leben ist schön – gefälligst“ sehr lehrreich, anscheinend hat Klocke die Telefonnummer der Firma Evolution, die „die Schuld am Geschlechterkampf trägt“, tatsächlich bekommen. Vieles rückt da in ein ganz neues Licht. Das Publikum weiß jetzt, dass Gott, Adam und Eva den Triathlon erfunden haben, nachdem Adam Evas japanische Bedienungsanleitung endlich verstanden hat.

    Da halten wir es wie Klocke, laden uns das große Latinum aus dem Internet runter, töpfern einen Dildo und machen dann im Keller „'ne Dose Rotwein auf“, denn der „Alltag fragt nicht nach Niveau“.

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