(jfr) „Man hat sich irgendwie schon so von weitem gekannt“, erinnert sich Sebastian Ziegler (82) an seine Zeit an der Berufsschule in Stadelschwarzach, wo seine Frau Barbara (88) aufgewachsen ist, er selbst kommt aus Lülsfeld. „Richtigen Kontakt... oder, wie man so schön sagt: Gefunkt hat's auf der Michaelis Kirchweih.“ Damals war er 20 und bereits Zuchtwart beim Tierzuchtamt Würzburg, sie arbeitete nach Beendigung der Haushaltungsschule in der Land- und Gastwirtschaft ihrer Eltern.
Dort durften die beiden nach der Hochzeit am 21. November 1950 fürs Erste einziehen. Zwei Jahre später übernahm Sebastian Ziegler als Melklehrer den Landkreis und das junge Ehepaar zog in eine Staatsbedienstetenwohnung in Schweinfurt, wo sie über 50 Jahre lang zu Hause waren. Die Rollen verteilten Zieglers traditionell – Barbara zog die beiden Töchter auf und hielt ihrem Mann den Rücken frei, während dieser die Karriereleiter hochkletterte.
Er arbeitete sich in den mittleren Dienst vor, dann in den höheren, die letzten sieben Jahre seines Berufslebens war er Landswirtschaftsamtsrat. Während seiner Zeit als Melklehrer brachte Ziegler angehenden Landwirten, die meist Mädchen waren, nicht nur das Melken, sondern auch Klauenpflege, den Umgang mit Maschinen und Viehhaltung bei. Im Winterhalbjahr gab er oft 20 Kurswochen draußen auf den Dörfern, am Wochenende nach Hause fahren war meist nicht drin. Auf 223 Kurse mit insgesamt 1370 Teilnehmern kommt Sebastian Ziegler, wenn er genau nachrechnet.
Bei einem so ehrgeizigen Mann, der so für die Arbeit gelebt hat, könnte man meinen, der Ruhestand mache ihn vielleicht gar nicht glücklich. Im Gegenteil: „Mit dem letzten Tag war's aus“, sagt Ziegler. 1990 ging er in Rente.
Gegen mögliche Langeweile gibt es die vier Enkel und drei Urenkel.