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SCHWEINFURT: Gegen Berührungsängste und Vorurteile

SCHWEINFURT

Gegen Berührungsängste und Vorurteile

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    Auch zu den Anschlägen des 11. September hat Delibasch seine eigene Meinung. Er ist „100-prozentig überzeugt, dass die mit Bin Laden nichts zu tun hatten“ und eher mit finanziellen Interessen der USA zusammenhingen. Er meint, in Deutschland habe sich die Stimmung gegenüber Moslems nach dem 11. September nicht geändert.

    Ganz anderer Ansicht ist da der Vorsitzende des Integrations-Bildungsvereins (IBV) am Bergl, Tahsin Salih. Er leitet eine der drei islamischen Gemeinden. Und ihm ist aufgefallen: „Bis zum besagten 11. September hatten wir fast jeden Monat eine Führung, viele Gäste kamen.“ Die vielen Gespräche hätten ein positives Bild des Islam bewirkt. Heute, bedauert Salih, sei in den Medien nur noch Negatives über diese Religion zu lesen. Das verändere auch die Einstellung der Bevölkerung zu den Muslimen, glaubt er und spürt bei vielen Berührungsängste und Vorbehalte.

    „Die Frau ist gleichberechtigt“

    Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG), die dritte Gemeinde, setzt sich neben den religiösen Aspekten auch für „die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Muslime und den Schutz ihrer Grundrechte ein.“ Die Gläubigen aller drei Gemeinden sind Sunniten, und vieles läuft ähnlich. Aber es lebt auch der kleine Unterschied.

    Akay Atik ist Religionsbeauftragter der Ditib-Moschee und seit zweieinhalb Monaten in Schweinfurt. Ditib, die „türkisch-islamische Union für religiöse Angelegenheiten“, wird vom türkischen Staat kontrolliert und gefördert. Die beiden anderen Gemeinden organisieren sich selbst und erhalten sich durch Mitgliedsbeiträge.

    Der Hodscha, Religionslehrer und Vorbeter, kommt jeweils aus der Türkei. Beim IGMG sind das oft pensionierte Vorbeter, die ehrenamtlich ihren Dienst tun. Hodscha und Imam, der Chef der Hodschas, kann im Islam nur ein Mann werden. Dennoch, so betont Cumhur Kayacan, Vorstandsmitglied des IGMG, gebe es im Islam die Gleichberechtigung. Yuxsel Tas bekräftigt dies. „Schon vor 1400 Jahren wurde festgeschrieben, dass die Frau bei der Hochzeit die Summe an Geld festsetzen kann, die sie bei einer Scheidung braucht.“ Er weiß: „Vor der Einführung des Islam war die Stellung der Frau viel schlimmer.“

    Zum Freitagsgebet kommen in die Moschee des IGMG viele Männer. „Das ist nur für Männer Pflicht“, erklärt Kayacan. Beim IBV haben die Frauen ihren eigenen Gebetsraum, in der Ditib-Moschee gibt es nur eine besondere Ordnung. Vorne die Männer, dann die Buben, die Frauen und die Mädchen. Das ist so wegen der Konzentration, meint Akay Atik und vergleicht das mit der katholischen Sitzordnung, in der vor Jahrzehnten auch die Männer rechts und die Frauen links saßen.

    In allen drei Gemeinden wird die Jugend unterrichtet, hier kommen auch die Frauen zum Einsatz. Während die Jungen vom Hodscha unterrichtet werden, übernimmt bei der IGMG und dem IBV eine junge Frau die religiöse Unterweisung der Mädchen. Atik erklärt, dass in der Türkei durchaus Frauen Helferinnen des Imam sein können, sie unterrichten die Frauen und predigen auch dort.

    IGMG und IBV sind Verbände, die erst von Moslems in Deutschland gegründet wurden. Während der Vertreter der Ditib-Moschee sicher ist, das man Glauben nicht ändern kann („das steht so im Koran drin“), steht im Programm des IGMG, dass „der Islam nicht auf die Kultur eines bestimmten Raumes eingegrenzt“ werden kann. Auch beim IBV ist man inzwischen offen. Zwar sei das Kopftuch für muslimische Frauen Pflicht, darin sind sich alle drei Gemeinden einig, aber wenn eine Frau ohne Kopftuch komme, meint Tashin Salih, sei das auch in Ordnung, das sei ihre „eigene Entscheidung“.

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