„Das ist wirklich wunderbar.“ Frank Förtsch, der Vorsitzende des HSC Eagle, konnte sein Glück kaum fassen: 80 Menschen, darunter zahlreiche Ehrengäste, hatten sich im Naturfreundehaus eingefunden, um der gemeinsamen Jahresabschlussfeier des HSC Eagle und des Schweinfurter Gehörlosenvereins beizuwohnen.
„Wie in einer Familie gibt man sich hier gegenseitig Rückhalt und Unterstützung“, sagte stellvertretende Landrätin Christine Bender. Ja, HSC Eagle und der Gehörlosenverein sind für ihre Mitglieder wie eine große Familie. Sie sorgen dafür, dass die Hörgeschädigten nicht allein im Regen stehen und trotz ihres Handicaps Anschluss an die Gesellschaft finden. „Solidarität und Inklusion statt Exklusion sind uns wichtig“, erklärte Frank Förtsch, „deshalb haben wir mit dem Gehörlosenverein vor einem Jahr einen Kooperationsvertrag abgeschlossen, der besagt, dass wir solche Feiern auch zusammen durchführen können.“
Gesagt, getan: So wurde die Jubiläumsgala anlässlich des 50. Jahrestags des HSC Eagle kurzerhand ein Mix aus Festakt, Weihnachtsfeier und Ehrungsveranstaltung. Bevor die beiden Vereine verdiente Mitglieder ehrten, gab’s natürlich auch einen kleinen Ritt durch die Vereinsgeschichte des 1964 gegründeten HSC Eagle Schweinfurt. Ein Video wurde gezeigt, das in bester „Star Wars“-Manier die sportlichen Erfolge des HSC deutlich machte. Und die können sich durchaus sehen lassen. In den 90er-Jahren konnten die Kegler des Vereins, der damals noch „Gehörlosen-Kegelclub Schweinfurt“ hieß, mit einigen Triumphen aufwarten. Doch als es den Keglern an Nachwuchs fehlte, war es mit der Herrlichkeit vorbei. Der Club schlummerte vor sich hin, ehe ihm 2002 neues Leben eingehaucht wurde: Die Umbenennung in „HSC Eagle“ erfolgte. Ein Jahr später wurde eine Fußballmannschaft ins Leben gerufen, die in der Folge für viel Furore sorgte. So wurden die „Eagles“ 2006, 2009 und 2011 bayerischer Kleinfeld-Fußball-Meister der gehörlosen Senioren. Im Jubiläumsjahr, als der HSC im Sommer die bayerische Kleinfeld-Fußball-Meisterschaft der Gehörlosen im heimischen Willy-Sachs-Stadion ausrichtete, ging dieser Titel an GVIUS Ingolstadt. Das Team um den Vereinsvorsitzenden Frank Förtsch schrammte als Zweiter ganz knapp am Titel vorbei.
Natürlich hätten sich die HSCler über den Turniersieg gefreut. Dass daraus nichts wurde, ist aber auch kein Beinbruch. Bei den Gehörlosen steht ohnehin die Kameradschaft im Vordergrund. „Diese beiden Vereine sind für mich zwei Leuchtturmprojekte im Landkreis, die den Menschen viel Mut geben“, lobte Christine Bender bei ihrer Ansprache. Mut brauchen die Hörgeschädigten aber auch zuhauf. Dinge, die für gesunde Menschen im Alltag selbstverständlich sind, erweisen sich für die Schwerhörigen als Mammutaufgaben. „Wir brauchen Dolmetscher“, erklärt die Gehörlosen-Vereinsvorsitzende Margit Friedrich, die sich per Gebärdensprache verständigt.
„Sie sind viel weiter als wir, Sie haben hier Dolmetscher“, freute sich Kathi Petersen, Vorsitzende des Stiftungsbeirats der Oskar-Soldmann-Stiftung, „bei den üblichen Veranstaltungen gibt es keine Dolmetscher, da haben wir noch einiges zu tun.“ Dabei könnte man sehr einfach Abhilfe schaffen. „An der Volkshochschule gibt’s auch einen Gebärdensprachkurs“, erzählt Friedrich. Leider, so bedauert sie, ist das nicht das einzige Problem, das die beiden Clubs plagt. „Wir haben wirklich akuten Nachwuchsmangel, in Zeiten der Technik, wo Chats, Webcams und Handys die Kommunikation einfacher machen, ist das Miteinander leider nicht mehr so gefragt.“
Die Geehrten: Christian Vogel, Oswald Friedrich (jeweils zehn Jahre Vorstandstätigkeit) und Frank Förtsch (15 Jahre Mitglied) wurden vom HSC Eagle geehrt. Brigitte Schaub, Doris Arnold, Michael Neubert, Oswald Friedrich (40) und Heike Gräf (25) wurden vom Gehörlosenverein geehrt.