Was ist das? Inszenierter Größenwahn, pure Ironie oder irgendwas dazwischen? Schwer zu sagen. Mit Kleinkram hält sich der Maler Andreas Schiller jedenfalls nicht auf. Die ganze Welt zeige er in seinem Zyklus „Global Backup“, sagt er. Alles, was die Menschheit in zwei Millionen Jahren hervorgebracht habe. Drunter macht er es nicht. Leider ist das mehrteilige Werk in seiner Ausstellung in der EventGalerie, Neue Gasse, nicht zu sehen. Es ist verkauft, außerdem wäre hier auch gar kein Platz.
Aber die Hauptfigur aus „Global Backup“ taucht auch auf anderen Bildern auf: eine Hündin mit äußerst wandlungsfähigem Menschenkörper. Mal ist sie wütendes Pin-up-Girl, mal trägt sie Errungenschaften der Menschheit in einem Bauchladen vor sich her. Ein zweiter Protagonist ist Kermit der Frosch, den Schiller mit den Insignien der alten und der neuen Welt umgibt. Außerdem tauchen die Figuren aus der Muppet Show auf.
Andreas Schiller, 1963 geboren, gehört zur ersten Generation der Neuen Leipziger Schule und hat seit 2007 sein Atelier in der legendären Leipziger Spinnerei – quasi neben Neo Rauch, dessen Werke in den großen Museen der Welt gezeigt werden. Schiller hat Arbeiten aus den drei Werkblöcken mit nach Schweinfurt gebracht, an denen er seit Jahren arbeitet und die jeweils einem Ort zuzuordnen sind. 1997 begann er in New York, Äpfel zu malen. Zehn Jahre hat er nur Äpfel gemalt, in allen möglichen Größen und Farbvarianten. Tausende sind auf der Welt verteilt, sein Apfelpanoptikum.
Mit seinem Einzug ins Kunsthaus Tacheles in Berlin begann er an der Arbeit für seine „Wunderkammer des Abendlandes“. Geplant sind irgendwann 10 000 Motive als Querschnitt der Kulturgeschichte. Dieses Projekt entwickelt er jetzt in Leipzig als „Global Backup“ weiter, will also sozusagen eine Sicherungskopie der Weltgeschichte anfertigen. Für die neun besten Bilder will er schließlich eine Kiste aus Titan bauen lassen, er nennt sie „galaktische Kulturkonserve“. Ironischer Verweis auf unser Bedürfnis, alle Daten zu sichern, oder ernst gemeintes Projekt? Vielleicht beides.
Erwähnt werden muss noch, dass es Andreas Schiller vor allem um die Malerei geht, um den Umgang mit Farbe, mit der altmeisterlichen Lasurtechnik. Das mache süchtig, sagt er. Und: Jeder Ausschnitt eines Gemäldes müsse als Bild funktionieren, müsse eine eigenständige Komposition bilden. Die Ausstellung ist bis 15. März in der EventGalerie zu sehen.
Katharina Winterhalter