(ac) Beatrice und Detlef Zwikirs fühlen sich betrogen. Im Oktober wurden sie als Hausmeisterehepaar für die Mehrzweckhalle in Heidenfeld eingestellt. Zu ihren Aufgaben sollte unter anderem die Bewirtung der angegliederten Kegelbahn und des Mehrzweckraums gehören. Die beiden zogen nach Heidenfeld, doch schon im Januar war Ausschankschluss – zumindest für das Hausmeisterehepaar.
Die vorläufige Erlaubnis, den Mehrzweckraum bei Veranstaltungen als Gaststätte zu betreiben, wurde nicht verlängert. Stattdessen übernahmen örtliche Vereine bei einigen Veranstaltungen den Verkauf von Speisen und Getränken – und dem Hausmeisterehepaar fehlten plötzlich Einnahmen, mit denen es fest gerechnet hat.
„Wir hätten die Stelle gar nicht angetreten, wenn wir das gewusst hätten“, sagt Detlef Zwikirs, der sagt, er habe auch ein anderes Angebot gehabt. Er fühlt sich hintergangen, denn beim Vorstellungsgespräch und auch in der Stellenausschreibung sei die Bewirtung klar gefordert worden. Das Paar sollte den Mehrzweckraum wiederbeleben, Veranstaltungen organisieren. Diese Aufgabe hätte seine Ehefrau Beatrice, die in einem geringfügigen Beschäftigungsverhältnis für die Reinigung der Halle und des Mehrzweckraums eingestellt wurde, gerne übernommen, so Zwikirs. Sie hätte sich voll darauf konzentrieren können, Veranstaltungen zu akquirieren und zu organisieren, sagt er. Doch stattdessen müssten sie nun klagen, dass sie überhaupt das tun dürfen, weshalb sie unter anderem eingestellt wurden. Inzwischen haben die beiden einen Anwalt eingeschaltet, fordern von der Gemeinde 16 000 Euro als Entschädigung für den entgangenen Umsatz.
Die Bewirtung ist aber nur das eine Problem. Das Paar ärgert auch, dass Sport-, Mehrzweckhalle und Kegelbahn über keinen Brandschutz verfügen und somit auch ihre Wohnung – die beiden wohnen in einer Betriebswohnung in der Halle Heidenfeld – nicht ausreichend gesichert ist. Auf eine Beseitigung dieses Zustands, so Zwikirs, warten die beiden seit Monaten.
Tatsächlich kam erst im vergangenen Jahr ans Licht, dass in der Halle brandschutztechnisch einiges im Argen liegt. Das sei einer der Gründe, weshalb man die Konzession für Mehrzweckraum und Halle nicht verlängert habe, sagt Röthleins Bürgermeister Albrecht Hofmann. Auch wenn gleichzeitig Einzelkonzessionen für Vereinsveranstaltungen und die Kegelbahn ausgestellt wurden.
Zunächst soll der Brandschutz nachgerüstet werden, sagt Hofmann. Die Pläne lägen derzeit beim Landratsamt und müssten genehmigt werden. Daneben soll die Heizungsanlage erneuert werden. Sobald die Arbeiten erledigt sind, werde die Konzession für die Bewirtung neu ausgeschrieben, sagt Hofmann. Das werde voraussichtlich Ende Herbst sein.
Ohnehin sei Detlef Zwikirs überwiegend als Bauhofmitarbeiter eingestellt, nicht als Wirt für die Mehrzweckhalle, argumentiert Hofmann. Die Bewirtung hätte das Paar nur im Nebenerwerb übernehmen sollen.
Der Bürgermeister verweist auf die Praxis in den vergangenen zehn Jahren. Es sei immer so gewesen, dass sich Hausmeister und Vereine geeinigt hätten, wer bei welcher Veranstaltung die Bewirtung übernimmt.
Auch mit Beatrice und Detlef Zwikirs habe man sich geeinigt, sagt der Bürgermeister. Allerdings musste dazu der Gemeinderat eingreifen. Da Gespräche zwischen dem Paar und den Vereinen scheiterten, entschied der Rat Ende Januar nach „langer Aussprache und Diskussion“, die Gesamtkonzession von Detlef Zwikirs nicht zu verlängern. Stattdessen erteilte man den Vereinen Einzelkonzessionen für zwei Elferratssitzungen und einen Rosenmontagsball.
Es könne ja nicht sein, dass Veranstaltungen ausfallen, nur weil man sich nicht einigen kann, erklärt Hofmann. Auf die Miete von 400 Euro hätte die Gemeinde wohl verzichten müssen. Einige Vereine hätten tatsächlich bereits mit dem Gedanken gespielt, sich woanders umzuschauen, sagt Hofmann. Im Gegenzug, dass sie die Bewirtung übernehmen dürfen, sollten die Vereine aber 200 Euro pro Veranstaltung als Entschädigung an das Ehepaar zahlen, entschied der Rat. Das Paar habe den Vorschlag akzeptiert, sagt der Bürgermeister. „Für mich ist das erledigt.“
Das sieht das Hausmeisterehepaar freilich anders. „Was hätten wir tun sollen gegen den Gemeinderatsbeschluss?“ Die festgelegte Entschädigung sehen sie als eine Art Schuldeingeständnis, auch wenn sie viel zu niedrig ausgefallen ist. „Wir haben fest mit den Einnahmen aus der Gastronomie gerechnet“, wiederholen sie. „Wir sind auf das Geld angewiesen.“ Man habe dem Bürgermeister bereits Alternativen vorgeschlagen, wie der Verlust kompensiert werden könnte, sagt Detlef Zwikirs. Seine Ehefrau könnte auch andere anfallende Arbeiten übernehmen, um etwas mehr Geld zu verdienen als die bisherigen 400 Euro, lautete einer der Vorschläge. Doch der Bürgermeister habe bisher nicht reagiert, so Zwikirs.
Man werde sich wohl vor Gericht einigen müssen, sagt er. Dass die Bewirtung der Veranstaltungen den Vereinen zugeschlagen worden ist, hält er für eine politische Entscheidung, denn auch die Vereine verzichten wohl nur ungern auf die Einnahmen aus dem Verkauf von Speisen und Getränken bei Veranstaltungen – und bei der nächsten Wahl geht es schließlich auch um die Stimmen der Vereine.