Zwei Wochen vor dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember hat die Erfurter Bahn (EB) am Montag das neue gemeinsame Kundencenter von Bahn und EB im Hauptbahnhof vorgestellt. Neben den roten DB-Logos stehen hier nun die grünen Schriftzüge der Erfurter Bahn. „Wir wollen noch mehr Grün reinbringen, aber das geht dann Stück für Stück“, frotzelte Michael Hecht, Geschäftsführer der Erfurter Bahn. „Mehr Grün? Für Pflanzen haben wir immer Platz“, frotzelte Harald Hillemeier, Regionalleiter DB Vertrieb, zurück. Das Reisezentrum ist künftig 70 statt 60 Stunden die Woche geöffnet und bedient EB- und DB-Kunden gleichermaßen mit Fahrkarten und Beratung zu den jeweiligen Tarifen.
Wie berichtet, hat die Erfurter Bahn von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) und dem Freistaat Thüringen für weitere zwölf Jahre den Zuschlag für den Regionalverkehr im Kissinger Stern bekommen, also die Zugverbindungen Schweinfurt–Bad Kissingen–Hammelburg–Gemünden und Schweinfurt–Bad Neustadt–Mellrichstadt–Meiningen. Mit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember greifen einige Neuerungen, unter anderem mit runderneuerten Zügen, vor allem aber mit rund 6 Prozent mehr Zugleistung, wie der Eisenbahner sagt.
Das bedeutet, dass künftig im Halbtundentakt von Schweinfurt nach Bad Kissingen gefahren werden kann, rechnet man EB- und DB-Züge zusammen. Alle Züge fahren durch bis Schweinfurt Stadtbahnhof, was einer S-Bahn- oder Straßenbahn-ähnlichen Versorgung gleichkomme, so Johann Niggl, Geschäftsführer der BEG. Um Engpässe im Schülerverkehr zu entschärfen, setzt die EB zu Spitzenzeiten fünf zusätzliche Fahrzeuge ein. Und es gibt einen Spätzug, der, von Bad Neustadt kommend, um 23.30 Uhr in Schweinfurt ankommt und um 23.45 Uhr ein letztes Mal nach Bad Neustadt fährt.
In Bad Kissingen und Bad Neustadt gibt es ab 14. Dezember keine Schalter mehr – jedenfalls keine mit lebenden Personen. An beiden Bahnhöfen werden Video-Reisezentren eingerichtet. Der Kunde kommuniziert über Bildschirm mit einem Bahnmitarbeiter in Schweinfurt. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, der Reisende drückt einfach einen grünen Knopf, um die Verbindung herzustellen.
Fahrkarten können sofort ausgedruckt werden, gezahlt wird am Automaten per Karte oder bar. Der Automat wiederum ist ein so genannter Banknoten-Recycler: Er gibt Geldscheine heraus und nicht nur Münzgeld. „Sonst hätten Sie dauernd einen Zwei-Euro-Jackpot“, sagt Anja Stiebeling, Produktmanagerin DB-Video-Reisezentrum.
Seit anderthalb Jahren testet die Bahn ein solches Video-Reisezentrum in Baden-Württemberg. „Das wird sehr gut angenommen, ich habe wenig Bedenken, dass der Bayer sich anders verhält als der Württemberger“, sagt Stiebeling. Eine 90-Jährige habe den Mann im Bildschirm sogar einmal gefragt, ob er ihr einen Arzttermin umbuchen könne. „Das zeigt, dass die Kunden den Mitarbeiter als Menschen wahrnehmen und nicht als Maschine.“
Drei Mitarbeiter sitzen künftig am Schweinfurter Ende des Video-Reisezentrums. Ihr Büro im ersten Stock des Hauptbahnhofs wird gerade eingerichtet. In einem weiteren Schritt sollen vier bis fünf weitere Bahnhöfe in Nordbayern an das Video-System angeschlossen werden – auch sie werden dann von Schweinfurt aus bedient.