„Es lebe der Erdkeller.“ Diesem Ruhm von Architekt Joachim Perleth schlossen sich am Sonntagmorgen zahlreiche Besucher der Eröffnungsfeier der restaurierten Erdkeller an. Es ist das erste Projekt aus dem Dorferneuerungsprogramm Seestern, das zu einem Abschluss gekommen ist.
Nur durch ein ausgeprägtes bürgerschaftliches Engagement sei es möglich gewesen, die alten Erdkeller aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken, so Bürgermeisterin Birgit Göbhardt. Es begann damit, dass die ehemaligen Besitzer der Keller diese der Gemeinde überschrieben, ging weiter über viele Eigenleistungen der Dorfgemeinschaft und schließlich ließen sich sogar die Nachbarn anstecken und gestalteten ihre Grundstücksmauern im selben Stil wie die Keller.
Ein Fledermaus-, ein Obst- und ein Museumskeller sind so wieder zu neuem Leben erwacht. Sie sind ortsbildprägend und ein „erster kleiner Mosaikstein im Rahmen der Weiterplanung der neuen Ortsmitte Ebertshausen“, so Göbhardt. Schönheit aber habe auch ihren Preis, erklärte die Bürgermeisterin, 150 000 Euro habe die gesamte Maßnahme gekostet. Etwa 90 000 Euro erwartet die Gemeinde als Zuschuss vom Amt für ländliche Entwicklung (ALE).
Baudirektor Gerald Kolb vom ALE lobte ebenfalls die Kreativität und das Engagement der Ebertshäuser Bürger, das in „nicht unerheblichem Maß zur Kostensenkung beigetragen habe. Bereits in der ersten Sitzung der Teilnehmergemeinschaft Seestern habe man die Entwurfsplanung beschlossen, unter Trägerschaft der Gemeinde habe man das Projekt umzusetzen begonnen. Das alles funktioniere nur mit einer guten Dorfgemeinschaft.
Kolb hob vor allem die soziale Komponente des Projekts Erdkeller hervor. Im gemeinsamen Tun sei die Dorfgemeinschaft gewachsen. Wenn das ALE dazu einen Beitrag geleistet habe, dann sei es seinem Auftrag, einen lebens- und liebenswerten ländlichen Raum zu schaffen, gerecht geworden.
Joachim Perleth, der Chef des ausführenden Planungsbüros, ging auf die Geschichte der Erdkeller ein. Seit Jahrhunderten dienten sie als bäuerliche Kühlkammer. Die hohe Luftfeuchtigkeit von 80 bis 90 Prozent und die niedrigen Temperaturen eigneten sich perfekt zu Lagerung von Obst und Gemüse. Wichtig waren immer eine Belüftung und Türen, die Mäusen und Ratten den Eintritt verwehrten.
Für die Lagerung von Bier und Wein allerdings waren die Erdkeller zu warm. „Die Ebertshäuser haben sich auch da zu helfen gewusst und das Problem durch einen Tiefkeller gelöst“, erklärte Perleth. Heute würden Erdkeller wieder neu gebaut, weil sie ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll seien, so der Architekt, der daraus den Schluss zog: „Die Ebertshäuser haben alles richtig gemacht.“ Seine Mitarbeiterin Christine Wichmann bedankte sich bei den Eberthäusern mit einem Fledermausgedicht. Für sie als Planerin sei es immer ein Spaß, in diesen Arbeitskreis der Teilnehmergemeinschaft Seestern zu kommen, lobte sie.
Pastoralreferent Günter Schmitt überbrachte die Grüße der Pfarreiengemeinschaft Schweinfurter Rhön und betonte ebenfalls den gemeinschaftsstiftenden Effekt der Erdkeller, sowohl in der Restaurierungsphase als auch in der zukünftigen Nutzung. „Egal ob Erdkeller oder Kirche: ohne solche Gemeinschaftsräume ist ein Ort tot“, betonte er. Er sah in den Erdkellern viel mehr als nur einen Kühlschrank. Sie spiegelten auch eine Haltung wieder, wie früher mit Ressourcen umgegangen wurde, erklärt Schnitt. Eine Lebenseinstellung, die wir in unserer „Gesellschaft, die just in time tickt“ wieder lernen sollten.
Nach so viel Lob und Beschwören des Gemeinsinns sangen alle Gäste, begleitet von den „TichterGsichtern“ das Oberlandlied, das Resi Rudolph und Bernd Lindemann anlässlich der Auftaktveranstaltung des ortsübergreifenden Seesternprojekts gedichtet hatten. Es spiegelte noch einmal die Ebertshäuser Einstellung wieder: „Doch wenn wos söll passier, musst du dich engagier.“ Aus vielen Kehlen drang dann das Versprechen, sich weiterhin „mit Herz und Verstand für unser Oberland“ einzusetzen.