So langsam scheint dem Stadtrat das Zepter über die Kosten für die Sanierung und Modernisierung des Geomaris zu entgleiten. Ins Kreuzfeuer der Kritik gerät mehr und mehr das Planungsbüro Bauconzept aus dem sächsischen Lichtenstein. Es wird für falsche Berechnungen und die drastischen Aufpreise verantwortlich gemacht. 8,81 Millionen Euro stehen so jetzt statt der einmal veranschlagten 7,99 Millionen Euro schon auf dem Papier und die Zweifel der Stadträte mehren sich spürbar, ob damit überhaupt das Ende der Fahnenstange auf dem Kosten-Sprungturm erreicht ist.
Die letzte „Wasserstandsmeldung“ von 8,6 Millionen Euro hatte die Woche nicht überstanden. Der Pegel ist, wie erwähnt, auf über 8,8 Millionen Euro weiter gestiegen.
Dazu muss man wissen, dass vor der jüngsten Stadtratssitzung der eigens für die Baumaßnahmen gebildete Geomaris-Bauausschuss massiv darum gerungen hatte, die Kosten zu drücken und zu senken. Am Ende lag das Einsparungspotenzial bei rund 250 000 Euro. Mehr wollte und konnte das Gremium nicht verantworten, um die Qualität nicht leiden zu lassen. Ohne diese Reduzierung wäre schon jetzt die Neun-Millionen-Marke überschritten worden.
Es gibt kein Zurück
Aber auch das haben die Wortmeldungen in der jüngsten Stadtratssitzung vor vollen Zuhörerbänken gezeigt, es gibt kein Zurück, schon gar nicht zu einem reinen Schul- und Vereinsschwimmbad. Und da auch kein neuer Antrag auf dem Ratstisch lag, bleibt es beim Grundsatzbeschluss vom Januar zum Teilneubau und zur Teilsanierung des Bades. Die jetzige Sitzung wäre die letzte Möglichkeit gewesen, das Projekt noch zu stoppen oder das Konzept zusammenzustutzen. Was man gespart hätte, hätte man aber auf der anderen Seite an Fördermitteln verloren.
Mit anderen Worten: Da muss der Stadtrat jetzt durch, egal was noch an unliebsamen Überraschungen kommen mag. Das hatte schon Arnulf Koch in der vorherigen Sitzung erkannt. Ein „Augen zu und durch“ wäre indes fatal, so die allgemeine Erkenntnis. Denn mehr denn je gilt es die Augen bei der Kontrolle des Planungsbüros weit aufzureißen und diesem verschärft auf die Finger zu schauen, wie es Thomas Vizl forderte. Ob es hilft, weitere Kostensteigerungen zu verhindern, wird sich zeigen.
Wenn es denn allerdings noch eines Beweises dafür bedurft hätte, dass das Bad dringend saniert und modernisiert werden musste, dann wurde er noch an diesem Abend von Betriebsleiter Wolfgang Schulz in Form der Bilanz für das Jahr 2012 geliefert. Die Zahlen und Erläuterungen zeigten die ganze Problematik eines stark abgenutzten Bades auf (siehe neben stehenden Bericht).
Kein Wunder aber, dass angesichts des großen Drucks, der auf den Stadtratsmitgliedern durch die davon galoppierenden Kosten und die damit erforderliche zusätzliche Kreditaufnahme lastet, die ersten Nerven blank liegen.
Thomas Zink platzt der Kragen
Thomas Zink, schon immer ein Gegner der großen Lösung, platzte in der jüngsten Stadtratssitzung richtig der Kragen. Sein Vorwurf: Das Planungsbüro, das in seinen Augen für die Aufpreise verantwortlich ist und den Löwenanteil der mit 1,2 Millionen Euro veranschlagten Planungskosten erhält, kommt ungeschoren davon, während Stadt und Steuerzahler „für die gravierenden Planungsfehler“ aufkommen müssen.
Der Stadtrat der Freien Wähler monierte, dass die Firma Bauconzept „in keinster Weise Leistungen erbracht hat, die das ihr zustehende Honorar rechtfertigen“. Zink wörtlich: „Die Firma bekommt hier viel Geld für den Pfusch, den sie abliefert. Jede kleine seriöse Firma, die solche Fehler macht, steht dafür ein. Das ist charakterlos und unseriös.“
Zink forderte schließlich ein Gutachten durch einen Sachverständigen über die Vorgänge. Bürgermeister Thorsten Wozniak nahm dies zum Anlass, zu versichern, „dass alle Möglichkeiten geprüft werden, um auf die unerfreuliche Kosten-Situation zu reagieren und Schaden von der Stadt abzuwenden“. Eingangs waren der Bürgermeister und Stadtbaumeister Jens Pauluhn nochmals auf die lange Vorgeschichte sowie die Kostenentwicklung und den aktuellen Baufortschritt eingegangen.
Neben Zink gaben im Verlauf der Diskussion auch andere Stadträte ihre Zurückhaltung auf, wenngleich sie sich weniger drastisch ausdrückten. Thomas Vizl etwa meinte: „Thomas Zink hat Recht. Das Büro hat die Kosten zu niedrig berechnet. Hätte man einfach so weitergemacht, wären wir über neun Millionen Euro gelandet.“ Ein reduziertes Bad sei aber wegen der Folgekosten nicht wirtschaftlicher. Nur durch die Sanierung und Modernisierung komme man von den Betriebs- und Unterhaltungskosten herunter.
Vizl: „Ich halte es für verantwortbar, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, aber mit viel Kontrolle.“ Und auch Eva-Maria Ott oder Ludolf Kneuer sahen keine Alternative, während Heinz Lorz zur Senkung der Kosten für die Außenanlagen des Freibads die Gründung eines Fördervereins ins Gespräch brachte.
Auswirkung auf Eintrittspreise?
Dietmar Röder befürchtet allerdings, dass sich die Mehrkosten auf die Preise und hier vor allem die Eintrittspreise im neuen Geomaris auswirken. Bis dahin heißt es aber erst einmal weiter: „Augen auf bei der Kontrolle und durch!“