Mit einem 70-minütigen Vortrag hat Bürgermeister Thorsten Wozniak, illustriert durch 90 Folien, bei der Bürgerversammlung am Montagabend im großen Saal des Pfarrer-Hersam-Hauses den Rechenschaftsbericht für 2019 abgeliefert. Wozniak spannte einen weiten Bogen von der nüchternen Haushaltssituation der Stadt bis hin zu den zahlreichen bunten Veranstaltungen, die das Leben in der Steigerwaldstadt so lebenswert machen.
Finanzlage:
Der Schuldenstand am Ende des Jahres 2019 betrug ziemlich genau neun Millionen Euro. In diesem Jahr wird die Verschuldung aber deutlich steigen, weil mehrere Großprojekte (Kläranlage, Schulen, Marktplatz, Bürgerspital) begonnen oder fortgesetzt werden, die eine Neuverschuldung in Höhe von drei Millionen Euro nötig machen. Verschärft wird die Finanzsituation, weil die Gewerbesteuer mit 2,5 Millionen Euro heuer nur mittelprächtig ausfallen wird und die Einnahmen aus den Schlüsselzuweisungen aufgrund der finanzstarken Vorjahre mit nur 950 000 Euro (2019: 2,25 Millionen Euro) ebenfalls recht schwach sind. Gleichzeitig wird auch die an den Landkreis Schweinfurt zu zahlende Kreisumlage mit über 3,3 Millionen Euro (Vorjahr: knapp zwei Millionen) sehr hoch ausfallen.
Einwohnerstand:
Ende des vergangenen Jahres waren 6888 Personen in Gerolzhofen gemeldet. In den vergangenen Jahren ist ein ganz leichter Rückgang festzustellen. Den 56 Geburten stehen 108 Sterbefälle gegenüber. "Wir sind also auf Zuzüge angewiesen", sagte der Bürgermeister. Insgesamt gab es hier ein Plus von 64 Personen. Über 550 Mitbürger haben einen ausländischen Pass. Vertreten sind 62 Nationen. Die größten Gruppen stellen die 100 Syrer und die gut 90 Polen.
Wirtschaftsstandort:
Eng verknüpft mit der Qualität des Wohnstandorts sei auch die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Gerolzhofen, so Wozniak. Für immerhin ein Drittel der Gerolzhöfer ist die Stadt sowohl Wohnort als auch Arbeitsplatz. Dies ist ein sehr hoher Wert. Denn im Landkreis Schweinfurt können nur 13 Prozent der Beschäftigten direkt am eigenen Wohnort zur Arbeit gehen.
Ende 2019 gab es 3419 sozialversicherte Arbeitsplätze in der Stadt. 2427 Einpendler standen 1945 Auspendler gegenüber. Es kommen also 482 mehr Personen werktäglich in die Stadt zur Arbeit als wegfahren. Zum Vergleich: 2016 waren es 2399 Einpendler und 1878 Auspendler.
Geomaris:
In Gerolzhofen sei die Work-Life-Balance perfekt möglich, sagte der Bürgermeister. Ein wichtiger Baustein dabei ist das Geomaris. Der positive Trend bei den Besucherzahlen hält weiterhin an: 2019 kamen über 229 000 Besucher, gut 8500 mehr als 2018 und 20 000 mehr als noch 2017. Trotzdem bleibe des Badezentrum natürlich ein Zuschussbetrieb.

Historische Bauprojekte:
Im Januar 2019 abgeschlossen wurden der Umbau und die Sanierung des Alten Rathauses mit einem Volumen von 1,1 Millionen Euro. An Zuschüssen sind 410 000 Euro eingeplant. Mit dieser Sanierung habe sich der Stadtrat zu seinem historischen Rathaus bekannt, sagte Wozniak. Nur wenn man diese Räume nutze und zugänglich mache, könne man das bedeutende Gerolzhöfer Altstadt-Ensemble auch erhalten.
Gleiches gilt auch für das Bürgerspital. Im Dezember 2019 kam die Baugenehmigung für die bevorstehenden Arbeiten für den Brandschutz in diesem historischen Bau. 200 000 Euro werden die Außentreppe als zweiter Fluchtweg, die funkvernetzten Rauchmelder, der Umbau der Innentüren und der Einbau von Brandabschottungen wohl letztlich kosten. Die ersten Arbeiten haben bereits begonnen. Danach wird es wieder möglich sein, dass sich mehr als 29 Personen gleichzeitig in der Stadtbibliothek aufhalten können.
Stadtbibliothek:
Die Besucherzahl in der Stadtbibliothek, die seit 1. Juli unter der neuen Leitung von Julia Rehder steht, ist leicht gestiegen auf 31 014 Personen. Insgesamt 61 333 Medien wurden entliehen, darunter sind 13 865 virtuelle Medien über den Online-Service. 70 Prozent der Kundschaft sind weiblich, ein Fünftel sind Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren.
Volkshochschule:
Schon seit Jahrzehnten qualifizieren sich Frauen und Männer jeden Alters in der Volkshochschule, um Fähigkeiten neu zu lernen oder eigenes Wissen zu vertiefen. "Damit ist die Volkshochschule ein elementarer Pfeiler unserer Bildungsgesellschaft", betonte der Bürgermeister. Dieser soll durch die Zusammenarbeit mit der VHS Volkach noch gestärkt werden. Im vergangenen Jahr wurden 648 Kurse und 54 Einzelveranstaltungen mit über 4600 Teilnehmern organisiert.

Städtepartnerschaften:
Die Begegnungen der Menschen, das Kennenlernen anderer Kulturen sowie das Erleben von Tradition und Brauchtum seien das Fundament für freundschaftliche Beziehungen, sagte Thorsten Wozniak. Die Städtepartnerschaften seien ein wichtiger Motor für das offene Europa, das Vorbild sei für die ganze Welt. Der Bürgermeister erinnerte bei seinem Jahresrückblick unter anderem an die Besuche aus Mamers und an den Antrittsbesuch des neuen Bürgermeisters aus dem ungarischen Elek. Gerolzhofen sei Patenstadt für den Heimatkreisverein Bilin. Und ein besonderer emotionaler Moment sei der Besuch des 95-jährigen US-Amerikaners Roland Martin gewesen, der 1943 mit seinem Bomber nach dem Angriff auf die Kugellagerfabriken in Schweinfurt am Neuen See eine Notlandung machen musste.

Großveranstaltungen:
Zehntausende Besucher kamen zu den großen Festen nach Gerolzhofen. Neben Frühlings-, Wein- und Herbstfest zog auch das heuer zum zweiten Mal veranstaltete Stadtfest mit Food-Trucks und Oldtimerschau zahlreiche Gäste in die Stadt. Beim Stadtfest fand auch die Siegerehrung für die Aktion "Stadtradeln" statt, an der 237 Personen teilnahmen. In diesem Jahr wird die Aktion erneut angeboten. Die Siegerehrung soll dann beim Weinfest stattfinden.
Ökologie:
Das "Grüne Klassenzimmer" in der Nützelbachaue, eine Idee des allzu früh verstorbenen Stadtförsters Volker Conrad, wurde mit einer kleinen Feier offiziell in Betrieb genommen. Die Nützelbachaue habe sich zu einer Oase für Naturliebhaber und Erholungssuchende entwickelt. "Hier kann man die Seele baumeln lassen, hier findet man Ruhe und Erholung, hier können sich Menschen begegnen." Der Bezirksverband für Gartenbau und Landespflege habe den Kräutergarten mit der Auszeichnung "Naturgarten blüht" gewürdigt.

Wegweisend sei auch die erstmals veranstaltete "Woche der Nachhaltigkeit" gewesen, sagte Wozniak. Die Aktionswoche mit zahlreichen Veranstaltungen habe gute Beispiele gezeigt, aber auch auf die Probleme hingewiesen.
Baumaßnahmen:
Die Gestaltung des Kreisverkehrs am Stadteingang bei Rügshofen wurde 2019 abgeschlossen. Die Statgärtnerei hat die Fläche im Innern des Kreisels gestaltet. Ebenfalls abgeschlossen wurde der Umbau des östlichen Teils des Friedhofs für ein zweites Baumfeld zur Urnenbestattung. In diesem Jahr beginnt die Sanierung der Leichenhalle .

In wenigen Wochen wird der Freizeitpark im Süden der Stadt eröffnen. Das Projekt kostet rund 320 000 Euro, die Stadt bekommt allerdings Fördermittel in Höhe von 160 000 Euro und eine Spende eines Privatmanns über 80 000 Euro.
Im Schießwasen und Teilen der Friedenstraße wurde 2019 damit begonnen, die Wasserleitungen und den Kanal zu erneuern. Heuer wird der Bau im südlichen Teil des Schießwasens fortgesetzt, ehe dann die Straße komplett neu gemacht werden soll. Mindestens zwei Millionen Euro soll das Ganze kosten.
Rund 3,7 Millionen Euro sind bereits in die laufende Sanierung der Kläranlage geflossen. In den kommenden Jahren muss dort und im Kanalnetz der Stadt weiter erheblich investiert werden. Weitere Millionen werden benötigt.