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„Girls' Day“ fürs Bewusstsein

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„Girls' Day“ fürs Bewusstsein

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    Mädels an schwerer Maschine: Seit 2001 wirbt der „Girls' Day“ für den weiblichen Blick in „typische“ Männerberufe – mit kaum messbarem Erfolg.
    Mädels an schwerer Maschine: Seit 2001 wirbt der „Girls' Day“ für den weiblichen Blick in „typische“ Männerberufe – mit kaum messbarem Erfolg. Foto: Foto: Laszlo Ruppert

    Seit 2001 wird Jahr für Jahr der „Girls' Day“ veranstaltet: Mädels, die – seit Jahren statistisch belegt – am allerliebsten Bürokauffrau, Medizinische Fachangestellte und Verkäuferin werden wollen, begeben sich statt in ihre Klasszimmer in Fabriken und Werkstätten, um in hochbeliebte Männerberufe wie Industriemechaniker und Mechatroniker reinzuschnuppern. Seit 2011 gibt es als Gegenstück den „Boys' Day“, an dem Jungs so tun sollen, als würden sie nichts lieber werden wollen als Erzieher im Kindergarten.

    Am vergangenen Donnerstag war es wieder so weit: „Girls' Day“ – der dreizehnte. Bringt der was oder ist er eher nur wohlmeinende Erziehungsfolklore? ZF ist von Anfang an dabei. Unter etwa 100 Azubis pro Jahrgang in den gewerblichen Berufen seien es von 2001 bis 2007 fünf bis zehn junge Frauen gewesen, sagt Gisela Solondz von der Presseabteilung. Diese Größenordnung sei ziemlich konstant gewesen. Ab 2008 sei das weibliche Interesse deutlich gestiegen. Im letzten Jahr seien von 105 neuen Azubis im gewerblichen-technischen Bereich 19 Mädchen gewesen – 18 Prozent. Welchen Anteil der „Girls' Day“ dazu beiträgt, könne man nicht sagen. Solondz verweist auf die „Mädchen für Technik-Camps“, die das Unternehmen selbst seit vielen Jahren mit großer Resonanz durchführt. Mehr Mädchen als vor zehn Jahren stehen jetzt zwar auch an CNC-Maschinen, aber dramatisch hoch ist ihr Anteil unter den Jungs nicht geworden.

    Ob und gegebenenfalls welche Wirkung der „Girls' Day“ auf die Geschlechterverteilung in den gewerblichen Berufen bei SKF hat, lässt sich laut Pressesprecherin Klara Weigand nicht sagen. In den letzten drei bis fünf Jahren sei ihr Anteil von fünf auf etwa zehn Prozent gestiegen. Derzeit sind von 48 Auszubildenden in den gewerblich-technischen Berufen fünf junge Frauen. Weigand weist auf das „Schnupperpraktikum“ der SKF Schweinfurt hin. Von 250 Teilnehmern sei im letzten Jahr ein Viertel weiblich gewesen. Von 40 Teilnehmerinnen am „Girls' Day“ am Donnerstag hätten sich 80 Prozent „vorstellen können“, mal ein Praktikum zu absolvieren.

    Bei Schaeffler am Standort Schweinfurt hat sich die Zahl der weiblichen Auszubildenden in den gewerblichen Ausbildungsberufen innerhalb der letzten zehn Jahre erhöht, teilt auf Anfrage Johanna Katzenberger mit. Waren es noch 14 Prozent im Jahr 2001, so sei die Zahl der weiblichen Azubis zu Industriemechanikerinnen oder Mechatronikerinnen auf aktuell rund 20 Prozent gestiegen. Durch Aktionen wie die „naturwissenschaftlichen/technischen Schnuppertage für Mädchen“ in Kooperation mit der FH Würzburg-Schweinfurt, bringe Schaeffler Schülerinnen aus der Region auf spannende Weise in Kontakt mit technischen Berufen, um Vorbehalte gegenüber Technik und Naturwissenschaften abzubauen.

    Die Handwerkskammer für Unterfranken (HWK) unterstütze Aktionstage wie den bundesweiten „Girls‘ Day“, so Nadine Heß, Referentin Öffentlichkeitsarbeit, auf Anfrage. Grund: So sollten „die vielfältigen und guten Karrieremöglichkeiten auch im Handwerk“ ins öffentliche Bewusstsein, insbesondere von Jugendlichen, gerückt werden. Generell würden die Grenzen zwischen typischen Männer- und typischen Frauenberufen fließender. Im unterfränkischen Handwerk hätten 2002 fünf junge Frauen eine Ausbildung zur Kfz-Mechanikerin (heute: Mechatronikerin) begonnen, 2012 seien es 15 junge Frauen gewesen. „Natürlich ist diese Steigerung nicht auf Aktionstage wie den jährlich stattfindenden ,Girls‘ Day' zurückzuführen“, sagt Nadine Heß. Er trage aber dazu bei, „auch Mädchen für technische Berufsfelder zu begeistern“.

    Das Berufswünsche-Ranking der Agentur für Arbeit Schweinfurt belegt: Die zehn Lieblingsberufe der Boys und Girls bleiben seit vielen Jahren unverändert. Bei den fünf beliebtesten Berufen der Jungs liegt der Industriemechaniker mit großem Abstand auf Platz eins, gefolgt vom Kfz-Mechatroniker, Einzelhandelskaufmann, Mechatroniker und Industriekaufmann. Bei den Mädchen ist die Bürokauffrau der absolute Favorit. Es folgen die Medizinische Fachangestellte, die Einzelhandelskauffrau, die Industriekauffrau und die Verkäuferin – und ein paar Plätze weiter hinten schließlich noch die Friseurin. „Girls' Days“- und „Boys' Days“ haben daran in vielen Jahren nichts geändert.

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