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OBERWERRN: Gletschereis und Wüstenfeuer

OBERWERRN

Gletschereis und Wüstenfeuer

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    Gletschereis und Wüstenfeuer
    Gletschereis und Wüstenfeuer

    Nein, so schlecht war der Uli Hoeneß gar nicht. Findet Hans Mock und kann es beweisen – in den Annalen der Sportpatenschaft des SV Oberwerrn. Damals, 1988, hat der Bayern-Manager immerhin 7500 D-Mark für ein Entwicklungshilfe-Projekt in Chile gespendet, das vom SV initiiert wurde. Das erste, das durch einen westdeutschen Sportverein in Angriff genommen worden ist. Geliefert wurden ab 1987 unter anderem Sport- und Turngeräte aller Art.

    Mock, Chile-erfahrenes Ehrenmitglied des Sportvereins, hatte in die gut gefüllte Festscheune eingeladen, für eine Rückschau auf der Großleinwand: Auf den Besuch von 14 Oberwerrnern im dünn besiedelten, aber äußerst vielseitigen Andenstaat. Gerade mal 300 Kilometer breit, aber 5000 Kilometer lang: „Eine Reise ans Ende der Welt“. Insgesamt 6500 Fotos sind bei dem Reise-Abenteuer entstanden. Für den Vortrag wurde die Menge auf 1100 Bilder reduziert. Dazu gibt es eine den Landschaften angemessene, sprich pathetische bis bombastische Film-Musik, über zweieinhalb Stunden hinweg.

    Mit reichlich Geschenken ging es am ersten Weihnachtsfeiertag 2013 los, zu den legendären „Großen Wassern“ von Iguacu, an der Grenze von Brasilien und Argentinien: ein Naturwunder aus zwanzig großen und vielen kleineren Wasserfällen, die hier bis zu 80 Meter hinab in die Tiefe donnern. „Wenn wir da heimgefahren wären, hätte sich die Reise schon gelohnt“ – das sei die Stimmung gewesen, meint Hans Mock. Ein Elf-Minuten-Video zeigt die buchstäblich atemberaubende Fahrt mit dem Safariboot direkt hinein in die größte natürliche Dusche der Welt, wenn man sie so bezeichnen will.

    Drumherum: ein Naturpark im Dschungel, der eine eigene Entdeckungstour wert gewesen wäre. Mit Superlativen wartet auch das nahe Mega-Kraftwerk von Itaipu auf, am Dreiländereck Richtung Paraguay: Der Wasserdurchfluss ist vergleichbar mit den Kaskaden von Iguacu, der dazugehörige Stausee doppelt so groß wie der Bodensee.

    Nach Zwischenstopp in Rio ging es schließlich nach Santiago de Chile, bei bis zu 40 Grad Hitze: In der Hauptstadt mit ihren Kolonialbauten lebt ein Drittel der gerade mal 16 Millionen Chilenen. Zu sehen gab es La Moneda, den Regierungssitz, wo beim Putsch 1973 Allende sein Ende gefunden hat, das Haus von Dichter Pablo Neruda, oder den (per Seilbahn) erreichbaren Berg Cerro San Cristobal.

    In der Stadt Buin wurde die befreundete Allgäuer Auswandererfamilie Kast besucht, die sich sehr um Chile verdient gemacht hat, etwa mit der Schule „Barbara Kast“. Die Unterschrift eines Sohns, Miguel, Zentralbankchef bis 1983, ziert den alten Peso. Familienvater Michael Kast ist zwischenzeitlich gestorben. Ein Ausflug auf das Kastsche Weingut in das Maipo-Tal durfte nicht fehlen: „Soweit ich mich entsinnen kann, haben wir keine Reste stehen gelassen.“

    Auch in der Festscheune gab es chilenischen Roten und Weißen zum Probieren. Silvester ging es dann, die Anden entlang, mit dem Flieger nach Punta Arenas, der südlichsten Großstadt der Welt: Dort warteten bereits Pinguine in der Einöde Patagoniens. In der Nähe der Magellanstraße wurde 1895 das Riesenfaultier Mylodon gefunden, die Bilder zeigen Alpakas oder den imposanten Gletscher Grey im Nationalpark Torres del Paine. In Punta Arenas wird an Gefallene der Seeschlachten von 1914 erinnert, vom Geschwader des Admiral Graf Spee. Zufällig wurden die Oberwerrner Zeugen, wie Noch-Präsident Sebastian Pinera vor dem Hotel ein Denkmal für die Ureinwohner eingeweiht hat.

    Im Januar ging es dann in den Norden, in die Atacama-Wüste und das Mondtal („Valle de la Luna“), ebenso wie auf den Salzsee Salar de Atacama, von dem noch einige Bröckchen auf dem Tisch liegen: eine grandiose Landschaft, wie aus einem Western, oder auf einem fernen Planeten. „Ich muss da noch mal hin“, sagt Hans Mock: Eine seiner Pfeifen liegt noch irgendwo in der Wüste.

    In El Tatio sprudeln heiße Geysire in raureifbedeckter Landschaft, dazu gab es Lama-Fleisch vom Grill. Chuquicamata nennt sich die größte offene Kupfermine der Welt, wo 250 Tonnen-Laster mit Vier-Meter-Reifen einen irdischen Mondkrater hinauf- oder hinabfahren. Ab 8. Januar durften die Touristen an der Pazifikküste, bei Vina del Mar, entspannen, mit Blick auf Valparaiso. Dazu gab es Besichtigungen von Schulprojekten, für die Werkzeuge, Motormodelle und anderes Unterrichtsmaterial mitgebracht wurden. Nicht zuletzt für die Landwirtschaftsschule „Liceo Agricola Christa Mock“ in Nogales, benannt nach der Schwester des ehemaligen Landtechnik-Fachlehrers Hans Mock: Die Entwicklungshelferin fiel 1963 in Chile einem Verbrechen zum Opfer, die Entschädigungszahlung wurde durch ihre Familie in die Schule investiert. Hier lernen heute rund 100 Schüler Gartenbau und Mineralogie, ein Gegenbesuch in Deutschland wird erwartet. Am 15. Januar kehrte die Reisegruppe zurück nach Franken, mit unvergesslichen Eindrücken vom Land am „Ende der Welt“.

    ONLINE-TIPP

    Weitere beeindruckende Chile-Bilder finden Sie unter schweinfurt.mainpost.de

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