Schnee fällt vom Theaterhimmel, ein überdimensionaler Schneemann wackelt ungelenk über die Bühne, der russische Weihnachtsmann Ded Moroz („Väterchen Frost“) und seine Enkelin Snegurotschka erscheinen. Ausgelassene Alte tanzen herum und treiben allerlei Schabernack, tanzendes, singendes und musizierendes Volk füllt den Bühnenraum, im Hintergrundbild der drei-rössrige Troika-Schlitten vor einem dick verschneiten Winterdorf: Das ist die Russische Weihnachtsrevue mit dem Ensemble Ivushka aus dem südöstlich von Moskau gelegenen Tambov.
„Christos radilssja – Christ ist geboren!“ hatte der Chor im ersten Teil der zweistündigen Show verkündet. Glockengeläut umhüllte die Besucher im zweimal ausverkauften Schweinfurter Theater, bevor man, so die kurze Anmoderation, erleben sollte, wie Weihnachten in den verschiedenen Regionen des Landes gefeiert würde. Mehr Hintergründe erfuhr man nicht, und so konnte man sich nur auf ein buntes, rauschhaftes Kaleidoskop an vielfältigsten Eindrücken einlassen.
Ein achtköpfiges Ensemble mit nationalen Volksinstrumenten wie Domra, (Bass-) Balalaika, Bajan, Gusli und Schalmei, dazu diversen Schlaginstrumenten entführte in eine folkloristisch anmutende Klangwelt. Aus den kehligen Stimmen der Sängerinnen, den sonoren, schwarzgrundigen Tiefen der Sänger formte sich ein stimmgewaltiger und emotionsstarker Chor.
Eleganz und Grazie, Sprungkraft und Körperbeherrschung bis hin zu Akrobatik galt es bei den Tänzern und Tänzerinnen zu bewundern: Egal ob bei feierlichen Reihentänzen oder bei wirbelnden, Lebensfreude pur ausdrückenden Szenen – Perfektion, ja Hochleistungssport war da geboten, nimmermüdes, strahlendes Lächeln inklusive. Da wirbelten die bunten Röcke und Schürzen, flogen die Zöpfe, glitzerten die bestickten Hauben der Mädchen; es stampften die Stiefel der Männer, den Säbel gezückt, die Mütze geschwenkt!
Geschichten von Liebe, Leidenschaft und Eifersüchteleien konnte man verfolgen, das Volk auf dem Lande, die feine Gesellschaft in der Stadt besuchen, auch herzhaft über eine clowneske Rauferei zweier Kinder, im puppenhaften Kostüm versteckt und getanzt von einem einzigen Darsteller, lachen. Als große Szene dann die Schilderung einer Hochzeit auf dem Lande: Brautwerber, wodkabegleitete Verhandlungen, ein tränenreicher, ergreifender Junggesellinnenabschied, die gefürchtete Schwiegermutter, die Fahrt zur Kirche in der Troika.
Ein Fest bis in den Zuschauerraum
Das gesamte Dorf feierte mit – nein, die Festgemeinschaft zog gar durch den Zuschauerraum, wo auch der eine oder andere Besucher in den Genuss eines Gläschens kam! Ensembleszenen, Soli, wechselweise Instrumentales oder Vokales lösten sich ab in dieser bis ins Feinste abgestimmten Show, in diesem bunten Potpourri, das von der viel zitierten russischen Seele, von Temperament und Leben zeugt.
Kalinka durfte natürlich nicht fehlen, nett der kokette Tanz in den dickfilzigen Wawrinki-Stiefeln, als Zugeständnis ans deutsche Publikum der Schunkelwalzer „Du, Du liegst mir am Herzen“, immer wieder Zugaben, schließlich der fulminante Schluss mit Glitzerschnee und Schneemann: Es gab viel und verdienten Applaus für das international agierende Folkloreensemble Ivushka.