Leise rieselt an Weihnachten auch in diesem Jahr kein Schnee. Weihnachtsnostalgikern bleibt also wieder einmal nur der bekannte Liedtext, in Dauerschleife. In der Realität rüttelt an den Weihnachtstagen der Sturmwind am Dach und schüttelt an den Fensterläden. Es dürfte also eher laut zugehen.
Doch bei genauer Betrachtung finden sich doch Bereiche, in denen es heimlich, still und leise zugeht. Die Distelstube am Markt in Gerolzhofen ist ein Beispiel dafür. In der Kneipe, die den meisten unter dem Namen der früheren Wirtin "Biggi" bekannt sein dürfte, gehen Ende des Jahres die Lichter aus.
Eine öffentliche Verabschiedung in Form eines letzten Artikels in dieser Zeitung schlug der Besitzer Marcel Bauer dankend aus. Das ist sein gutes Recht, einen ruhigen Abgang aus der Gerolzhöfer Gastro-Szene zu wählen, ohne viel Aufhebens. Laut genug war's im Umfeld der Kneipe oft genug, wie Nachbarn und etliche Polizeimeldungen der vergangenen Jahre zu nächtlichen Ruhestörungen im Umfeld der Distelstube zeigen.
Schade ist es dennoch, dass die Distelstube schließt. Denn das Gasthaus-Sterben in Gerolzhofen ist damit um ein weiteres Kapitel reicher.
Dicke Mauern schotten ab
Wie ruhig es in der Jugendjustizvollzugsanstalt in Ebrach an Weihnachten wirklich zugeht, darüber darf nur gemutmaßt werden. Denn – zum Glück – dürfte hier kaum jemand eigene Erfahrungen gemacht haben. Zumindest nach draußen dringt auch an diesen Tagen kaum ein Mucks. Die alten Klostermauern sind allerdings auch recht dick.
Ein seltener Einblick ins Innenleben des Jugendknastes, der unserer Redaktion gewährt wurde, offenbart: Gerade in den emotional hoch aufgeladenen Weihnachtszeit geht's hinter Gittern nicht nur besinnlich zu – es wird dort durchaus auch mal laut. Vermeintlich schwere Jungs kommen da zur Besinnung, hieß es von Menschen, die sich um die straffällig gewordenen jungen Menschen sorgen. Da wird auch mal gebrüllt, und es fließen Tränen.
Weit weg von Familie und Freunden
Menschlich ist das alles gut nachvollziehbar, denn wer möchte so lange Zeit von seiner Familie und von Freunden getrennt sein, gerade an Weihnachten, dem Urtyp des Familienfestes. In dieser Zeit ist das Weggesperrtsein doppelt hart. Ob das zur Reue und Umkehr beiträgt?
Zu viel heimlich, still und leise wäre für das Gefängnis aber auch gar nicht so gut. Nicht, dass jemand die Gunst der Stunde nutzt und sich an Weihnachten auf und davon macht. Dieser Fluchtreflex, den manche auch beim Gedanken an das bevorstehende große Familientreffen unterm Weihnachtsbaum verspüren, könnte für die Inhaftierten schlimme Folgen haben. Denn eine Flucht, oder auch nur der Versuch, dürfte demjenigen, der erwischt wird, noch einige weitere Weihnachten hinter schwedischen Gardinen bescheren.