Heftiger Trommelwirbel ließ im Zuschauerraum der vollbesetzten Studiobühne im Theater Ruhe einkehren, um die zahlreichen Kinder in das zauberhafte Märchen vom „Gestiefelten Kater“ bei den 23. Puppenspieltagen zu entführen, entlang von Leinenhemden, Mehlsäcken mittelalterlichen Schnabelschuhen und einer sich behäbig drehenden altersschwachen Windmühle.
Das Moussong-Theater pflegt das klassische Puppenspiel und zeichnet sich vor allem durch einfühlsame Erläuterungen innerhalb des Spielgeschehens aus, die von den Zuschauern aufmerksam angenommen werden. Beide Akteure, Sven und Kerstin Tömösy-Moussong aus Thannhausen bei Augsburg, verfügen über genügend schauspielerische Begabung, ebenso pädagogisches Einfühlungsvermögen, Gespür für die große Szene und die Perfektion des kleinen Details, damit die Handlung ständig in Fluss bleibt und nicht als staubtrockene Unterrichtsstunde im Gedächtnis zurückbleibt. Die rhythmischen Musikstücke komplettieren die Aufführung.
Das Besondere an der Inszenierung ist die unmittelbare Nähe zum Märchenstoff nach Charles Perrault und den Brüdern Grimm. Und um die Welt des Staunens und der Faszination zu vertiefen, entfaltet sie querbeet eine mitreißende Spiellandschaft auf zwei Eben. Der glupschnasige König und die altjüngferliche Prinzessin fahren in der raffinierten Staatskarosse über das Land.
Star des Geschehens ist unangefochten der prachtkerlige Kater, dem keine Gelegenheit entgeht, um mit katzenhafter Geschwindigkeit die Fäden an sich zu reißen, mit menschlichen Eitelkeiten zu kokettieren und dem spindeldürren Außenseiter Andresch eine wahre Glückssträhne zu verpassen, Gerechtigkeit herzustellen und dessen faule Brüder mit der alten klapprigen Mühle des breitbackigen, dafür gutmütigen, Müllers als klägliches Erbe zu belohnen.
Da ist funkelnde Ironie im Spiel, verbunden mit der Botschaft, dass Flexibilität stets zum Glück verhelfen kann, wenn man bereit ist, ausweglose Träume aufzugeben. Wer schon, wie es Andresch geschah, kein guter Müller werden kann, hat immer noch die Chance, durch die Mitwirkung eines klugen Katers wenigstens Prinzgemahl einer Prinzessin und schließlich Nachfolger des Königs zu werden.
Das Moussong-Theater gestaltete mit kompakten Handfiguren eine überwältigende Szenerie, von der sich die Kinder gern mitreißen ließen und prächtigen Beifall spendeten.