Die feierliche Enthüllung des Rucksack-Denkmals in Gochsheim nahm der (von links) Gochsheimer Mitinitiator Leo Jäger gemeinsam mit Rotraud Ries und Benita Stolz von der Initiative DenkOrt Deportationen in Würzburg vor.Foto: Peter Volz
"Wenn wir nicht mehr darüber sprechen, könnte Geschehenes in Vergessenheit geraten und sich wiederholen." Mit diesen Worten fasste Bürgermeister Manuel Kneuer das Hauptanliegen des Mahnmals an den Kirchgaden in Gochsheim zusammen, das am Wochenende feierlich enthüllt wurde. Es ist ein Rucksack, der an die Deportation der Gochsheimer Juden erinnert. Das Gegenstück befindet sich am DenkOrt Deportationen 1941-1944 am Hauptbahnhof in Würzburg.
Der aus Kalkstein von Holzbildhauerin Katharina Fleck geschaffene Rucksack wurde im Rahmen einer Feierstunde in Gochsheim enthüllt. Leo Jäger, der seit mehreren Jahrzehnten aktiv bei der Aufarbeitung der jüdischen Geschichte in Gochsheim mitwirkt, hob die Bedeutung des DenkOrts hervor. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde vom Posaunenchor.
Die Inschrift am Mahnmal: „Wir erinnern mit diesem Rucksack-Denkmal an die jüdischen Menschen, die einmal unsere Nachbarn waren. Sie wurden gedemütigt, beraubt, von hier vertrieben und deportiert. ... Ihr Schicksal ruft uns zur Zivilcourage gegen Hass und Unmenschlichkeit auf.“Foto: Peter Volz
Bürgermeister Kneuer gab einen kurzen Einblick in die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Gochsheim. Das Denkmal solle ein Mahnmal für zukünftige Generationen sein. 2069 Jüdinnen und Juden seien damals vom Bahnhof in Würzburg deportiert worden, hauptsächlich unterfränkische Juden. Nur 63 überlebten. "Es muss verhindert werden, dass sich eine solch grauenvolle Zeit in unserem Land wiederholt", sagte Kneuer.
Der Bürgermeister bedankte sich bei den Initiatoren aus Würzburg, Rotraud Ries und Benita Stolz von der unterfränkischen DenkOrt-Aktion, sowie den Aktiven in Gochsheim. Dank sagte er auch den Steinmetzen Katharina und Hans-Jürgen Fleck sowie Erich Deppert, der die Finanzierung sicherte.
Die feierliche Enthüllung des Rucksack-Denkmals in Gochsheim nahmen vor (von rechts): Rotraud Ries vom Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte, Benita Stolz, Initiatorin der Aktion DenkOrt Deportationen 1941-1944 in Würzburg, Dirk Hachtel (CSU-Freie Bürger), Holzbildhauerin Katharina Fleck, Bürgermeister Manuel Kneuer, Leo Jäger, Initiator zur Dokumentation der jüdischen Geschichte in Gochsheim, 2. Bürgermeister Edwin Hußlein, 3. Bürgermeister Jürgen Mayerl und Peter Matl (Bündnis 90/Die Grünen).Foto: Peter Volz
Den Teilnehmern der Feierstunde gab der Bürgermeister eine Aufforderung mit auf den Weg: "Es gibt auch heute noch Menschen jüdischen Glaubens, die ihren Glauben aus Angst vor Übergriffen verschweigen. So etwas darf es in der heutigen Zeit nicht mehr geben. Wir alle müssen unseren Beitrag hierfür leisten, dass wir diesen Menschen Mut machen und auf deren Seite stehen."
Der Posaunenchor spielte das LIed "Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt" von Schalom Ben-Chorin. Der Verfasser hatte 1942 das Gedicht "Das Zeichen" geschrieben, als sich die Schreckensmeldungen über den Krieg und die Vernichtung seines Volkes häuften.Foto: Peter Volz