„Gott loben ist unser Amt“ – Der Wahlspruch des Evangelischen Posaunenchors schmückt in großen Lettern die Wand des Niederwerrner Gemeindezentrums beim Bläsernachmittag zum 60. Geburtstag.
Gott loben, das haben die Bläserinnen und Bläser im Festgottesdienst in der altehrwürdigen Dorfkirche getan, gestaltet von Pfarrerin Grit Plößel. Unter dem Kirchturm, wo alles begann, mit dem Silvesterblasen 1953. Damals erklang der urevangelische Choral „Nun danket alle Gott“ vom höchsten Punkt Niederwerrns herunter: Eine feierliche Melodie, die in der aufgewühlten Nachkriegszeit sehr populär war, zwischen deutscher Teilung, DDR-Aufstand, Wirtschaftswunder, Heimkehr aus Kriegsgefangenschaft oder dem Fußballwunder von Bern 1954.
Die Tradition selbst reicht tief ins Mittelalter zurück, wo Turmbläser ihr Dorf vor Bränden und heranrückenden Feinden gewarnt hatten. Gegründet wurde der Chor von Karl Foitzik, heute Professor, renommierter Theologe und Religionspädagoge, ein Wegbereiter der Jugendarbeit in der evangelischen Landeskirche. Damals verpflichtete er neun junge Burschen, mindestens ein Jahr im künftigen Chor mitzublasen. Daraus entwickelte sich eine echte Niederwerrner Institution, einer von 900 Chören in Bayern. Mittlerweile stellen Bläserinnen ein Drittel in der einstigen Männerdomäne.
Als Chorleiter fungierten Konrad Zehelein (1955 bis 1967) und der prägende Günther Spiegel (1967 bis 2002), aktuell gibt Anne Kupfer den Takt vor. Obmann war zunächst Pfarrer Helmut Alt (1955 bis 1957), gefolgt von Günther Spiegel, bevor 2002 Sohn Herbert Spiegel in die Fußstapfen trat. Die Altersspanne reicht von zehn bis 79 Jahren, geprobt wird wöchentlich im Martin-Luther-Haus, der Chor bringt es auf bis zu 30 Auftritte im Jahr.
An der Posaune mit dabei: In der ersten Stimme Moritz Goldbach, Jennifer Kreile, Stephanie Kreile, Johannes Kupfer, Ralf Kupfer, Rudolf Kupfer, Konstantin Lauk und Ellen Stephan, in der zweiten Stimme Gabi Goldbach, Lucas Goldbach, Ute Kreile, Gerhard Kupfer, Erich Rödemer, Inge Stephan und David Jonas Spiegel, in der dritten Stimme Fabian Ammon, Manuel Goldbach, Erich Kupfer und Harald Raab sowie (vierte Stimme) Anne Kupfer, Willi Raab, Herbert und Lukas Spiegel.
Pfarrerin Grit Plößel bedankte sich im Gemeindezentrum beim Posaunenchor, er helfe musikalisch „Wege zum Glauben zu finden“. Obmann Herbert Spiegel gab den Dank an den 101 Jahre alten Evangelischen Frauenverein weiter für die Mithilfe bei der Gestaltung des Bläsernachmittags sowie an Dieter Trapp für die Bühnendekoration.
Bürgermeister Peter Seifert erinnerte an manch würdevolle musikalische Umrahmung, sowohl zu Advent wie am Volkstrauertag, außerdem an die „hervorragende Jugendarbeit“. Wenn es nicht „die“ Kapelle, sondern „der“ Posaunenchor sei, der in der Kirche spiele, liege es wohl allein am Apostel Paulus und seiner Verfügung „Mulier taceat in ecclesia“ (die Frau möge in der Kirche schweigen). Dafür spiele sie in Niederwerrn hervorragend Posaune, meinte der Bürgermeister schmunzelnd. Ansonsten gelte: „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Schüren der Flamme“, für Nachwuchs sei zum Glück gesorgt.
Ralf Tochtermann überreichte als Landesposaunenwart eine Ehrenurkunde, weitere Grüße kamen unter anderem von Dekan Oliver Bruckmann, der Kinderkrippe „Purzelbaum“ und befreundeten Vereinen. Musiziert werden durfte natürlich auch, an die 100 Posaunenbläser aus Schweinfurt und dem Dekanat sowie der Bezirkschor waren versammelt. Niederwerrns Jungbläser präsentierten moderne, fetzige Stücke, von „Yesterday“ über den „Kleinen Grünen Kaktus“ bis hin zu „Blowing in the wind“ von Bob Dylan.
Am Ende gab es noch, auf Bitten des Rathauschefs, ein Ständchen für die frisch gewählte Bürgermeisterin Bettina Bärmann nach der Stichwahl nebenan auf dem Schulhof: „Du meine Seele, singe“, Irische Segenswünsche und „Lobt froh den Herrn, ihr jugendlichen Chöre“.