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SCHWEINFURT: Grafikwechsel im MGS: Der gezeichnete Weg durch Bayern

SCHWEINFURT

Grafikwechsel im MGS: Der gezeichnete Weg durch Bayern

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    Erster Volksgarten auf dem Kontinent: Johann Georg von Dillis, Englischer Garten in München, 1820er/1830er Jahre, schwarze Kreide, weiß gehöht auf blaugrau gefärbtem Papier.
    Erster Volksgarten auf dem Kontinent: Johann Georg von Dillis, Englischer Garten in München, 1820er/1830er Jahre, schwarze Kreide, weiß gehöht auf blaugrau gefärbtem Papier. Foto: Foto: Museum Georg Schäfer

    Seit dem 5. Mai zeigt das Museum Georg Schäfer die Sonderausstellung „Künstler sehen Bayern. Bayern lässt staunen“ mit etwa 120 Gemälden und Zeichnungen, die überwiegend aus dem Bestand des Hauses stammen und ein weites Panorama Bayerns vom Ende des 18. Jahrhunderts bis um 1920 vorstellen.

    Aus konservatorischen Gründen werden die bislang ausgestellten Zeichnungen am 29. und 30. Juli durch 65 neue Werke ausgetauscht. Arbeiten auf Papier sind sehr empfindlich und sollten nicht länger als etwa drei Monate dem Licht ausgesetzt werden. Die großen Themen des Rundgangs bleiben erhalten: die Entdeckung der bayerischen Landschaft durch die Künstler, Bilder der Berge, Ansichten bayerischer und fränkischer Städte und Orte, die Darstellung bayerischer Seen sowie erneut ein paar komische Eindrücke, etwa von den Bergsteigern.

    Da die Münchner Schule und die Landschaftsdarstellung Schwerpunkte der grafischen Sammlung des MGS sind, kann auch die zweite Charge ohne Qualitätseinbußen mit wunderbaren Werken von Johann Georg von Dillis, Wilhelm von Kobell, Heinrich Bürkel, Wilhelm Leibl und Lovis Corinth aufwarten. Es lässt sich insbesondere nachvollziehen, wie unterschiedlich die Künstler Bayern wahrnahmen: dramatisch, idyllisch, pittoresk oder vertraut und still.

    Der gezeichnete Weg durch Bayern führt zum Beispiel zum Englischen Garten, der um 1825 von Johann Georg von Dillis (1759-1841) in schwarzer und weißer Kreide auf blau gefärbtem Papier festgehalten wurde. Er war der erste „Volksgarten“ auf dem Kontinent. 1789 hatte Kurfürst Carl Theodor angeordnet, ein bisheriges Jagdgebiet umzugestalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die großzügige Weite des Parks, die Baumgruppen, Bäche und Seen, die architektonischen Bezugspunkte und der spannungsvolle Wechsel der Licht- und Schattenbereiche musste Künstlern Vergnügen bereiten, ebenso die Idee, dem Wildromantischen und Ungekünstelten den Vorzug vor dem Komponierten zu geben. Dillis‘ Zeichnung wirkt deshalb auch nicht wie die Ansicht aus einem Park, sondern wie ein Ausschnitt aus der freien Natur.

    Heinrich von Bürkel (1802–1869) entwarf um 1845 ein vollkommen anderes Bayern-Bild in seinem Aquarell „Am Brunnen vor einem Bauernhaus im bayerischen Hochland“. Er malte dieses Motiv in unzähligen Varianten und reagierte auf diese Weise auf die große Nachfrage des Kunstmarktes. Bürkel schuf mit solchen Ansichten ein typisches Bayern-Repertoire: blauer Himmel, hohe Berge, bunte Trachten, ein Leben in Eintracht mit der Natur.

    Ein wiederum andersartiges Landschaftsbild stammt von Joseph Wenglein (1845–1919). Seine Oberbayerische Moorlandschaft mit Jäger von 1885/1900 entstand bei Dachau. Dachau etablierte sich seit den 1830er Jahren als Künstlerkolonie. Einer der ersten „Entdecker“ war Dillis 1834. Ihm folgten Eduard Schleich und Carl Spitzweg, Christian Morgenstern, Adolf Lier, Wilhelm Leibl, Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt, Heinrich von Zügel und viele andere. In Dachau ließ es sich günstig leben. Malerische Häuser und die typische Tracht, sanfte Hügel und Wiesen und vor allem das Dachauer Moos in seinen verschiedenen Stimmungen boten sich dem Künstlerauge dar.

    Das späteste Werk der zweiten Grafikpräsentation ist Lovis Corinths (1858–1925) Walchensee von 1923. Im Juli 1918 reiste die Familie Corinth erstmals nach Urfeld am Walchensee. Der See begeisterte sie so sehr, dass Charlotte Berend-Corinth den Bau eines eigenen Hauses in Angriff nahm. 1919 war es bezugsfertig. Lovis Corinth arbeitete hier in den Sommermonaten bis 1925 fieberhaft und malte den See in immer neuen Varianten und Stimmungen. Diese Zeichnungen und Gemälde zeigen sowohl die wechselnden Wetter- und Lichtverhältnisse als auch die jeweilige Gemütsverfassung des zuweilen von Depressionen geplagten Künstlers. Die ausgestellte Arbeit zeigt eine Ansicht vom Hang hinter Urfeld, in der Nähe des Corinth‘schen Hauses.

    Die Ausstellung „Künstler sehen Bayern. Bayern lässt staunen“ im Museum Georg Schäfer, bis 20. Oktober. Öffnungszeiten: Di–So 10–17 Uhr, Do bis 21 Uhr. Führungen: Do 19 Uhr, Sa/So 15 Uhr. Kinderprogramm: So 15 Uhr. Tel. (0 97 21) 51 48 25. www.museumgeorgschaefer.de

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