"Unsere neue Taktik ist weniger Plastik. Macht alle mit, das ist der Hit!" Auch im Kindergarten "Storchennest" wurde am Freitag "gestreikt" und protestiert, als Beitrag der Kiga-Gruppen zu den weltweiten "FFF"- oder "Fridays for Future"-Demos, im Kampf gegen den Klimawandel. Umweltschutz fängt aber schon bei den Kleinen an: Mäuse, Frösche, Fische, Bären und Pinguine zogen mit selbstgebastelten Demoschildern und einem Antiplaste-Lied vors Rathaus und forderten mehr Müllvermeidung: "Obst ohne Verpackung!" oder "Getränke in Glasflaschen!"
Selbst am tiefsten Punkt der Erde wurde schon eine Plastiktüte entdeckt, 11 000 Meter unter der Wasseroberfläche: im Marianengraben im Pazifik. Ganz so tief musste ein Gemeinderat nicht graben, der bei der Demonstration am Rathaus dabei war. Er hat bei einer Haussanierung eine Tüte im Boden gefunden, die nach fast einem halben Jahrhundert noch völlig intakt war.
Plastik-Verpackung ist einfach herzustellen und zählebig, leider auch als Müll: "Eine herkömmliche Kunststoff-Flasche braucht beispielsweise 450 Jahre, bis sie zersetzt wird", berichtete Kitaleiterin Katja Wolz. Als fein zerriebenes Mikroplastik landet das unkaputtbare Material dann (spätestens) wieder in der Nahrungskette: "Da sterben die Tiere und Menschen werden krank", beschweren sich die Kinder auf einem Plakat. Oft wird Plastik schon vorher verschluckt: ein Bild ("Packen wirs an"), zeigt eine Schildkröte im Meer, vor einer vermeintlich leckeren Qualle.
Die Kindergarten-Kinder haben den Abfall einer Woche gesammelt und präsentieren ihn den Erwachsenen: vom Joghurtbecher über der Einpackfolie bis zur Ketchupflasche und Milchtüte. Selbst der "Gelbe Sack", der eigentlich zur Mülltrennung dient, besteht aus Plastik. Bürgermeister Ewald Vögler steuerte selbstkritisch den Müll aus dem Rathaus bei. Die Erwachsenen seien verpflichtet, ihren Kindern mit guten Beispiel voranzugehen, für deren Zukunft. Vögler erinnerte an ein chinesisches Sprichwort. "Es weht ein starker, kalter Wind. Der eine baut eine Mauer, um nichts damit zu tun zu haben. Der andere baut Windmühlen."

Die Kinder erinnern daran, dass schon mit einfachen Mitteln etwas gegen die Plastikflut unternommen werden kann: etwa mit Einkaufstaschen aus Stoff oder Tupperboxen fürs Kindergarten-Frühstück. Die seien zwar auch aus Plastik, sagt Katja Wolz, die zusammen mit Karin Lommel und dem Kita-Team die Aktion organisiert hat. Die Boxen würde aber wiederverwendet: "Wir sind der Meinung, wenn schon die Kleinsten für diese existentiellen Themen sensibilisiert werden, wird ihr Verhalten als Erwachsener positiv davon geprägt sein." Der Appell richtet sich aber an alle: Auch die "Großen" dürfen sich ein Beispiel nehmen.
Schon beim Sommerfest haben die Kinder für den Bienenschutz geworben. Nun kommt der Müll erstmal in die "Gelbe Tonne". In ein paar Wochen soll nochmal gesammelt werden – dann hat sich die Menge hoffentlich schon verringert. "Die Packung riesengroß, der Keks darin winzig": Auch das ist ein Kritikpunkt der kleinen Demonstranten. Das muss nicht sein. Am Ende gibt es für alle selbstgebackene Kekse, natürlich ohne Glitzer-Verpackung.