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Unterspiesheim: Große Sensation im unterfränkischen Wald: Förster findet "Mordslöcher" und den nahezu ausgestorbenen Heldbock

Unterspiesheim

Große Sensation im unterfränkischen Wald: Förster findet "Mordslöcher" und den nahezu ausgestorbenen Heldbock

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    Der Heldbock ist nahezu ausgestorben und streng geschützt. Ein Förster hat den seltenen Käfer, der größte Käfer in unseren Wäldern, kürzlich in einem Wald im unterfränkischen Landkreis Schweinfurt entdeckt.
    Der Heldbock ist nahezu ausgestorben und streng geschützt. Ein Förster hat den seltenen Käfer, der größte Käfer in unseren Wäldern, kürzlich in einem Wald im unterfränkischen Landkreis Schweinfurt entdeckt. Foto: Ludwig Straßer, LWF

    In einem Wald in Unterfranken wunderte sich Reiner Seufert, Mitglied der Vorstandschaft der Waldkörperschaft Gehaid, über „Mordslöcher“ im Eichenholz. Bei der großen Dimension der Löcher stand ein Verdacht über den Verursacher schnell im Raum: Doch konnte eine solche Sensation wirklich stimmen? Der frühere Revierleiter der Bayerischen Forstverwaltung suchte weiter und fand im Holz eine frisch abgestorbene, verpuppte Larve. Eine DNA-Analyse, veranlasst durch die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) brachte nun Klarheit: Es handelt sich um den heimischen Heldbock (Cerambyx cerdo), den größten Käfer in unseren Wäldern. Der Fund gilt als absolute Besonderheit, da die Art vom Aussterben bedroht ist. Darüber informiert die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in einer Pressemitteilung, der auch folgende Informationen entnommen sind.

    Vom Aussterben bedrohter Heldbock streng geschützt

    Weil er vom Aussterben bedroht ist, ist der Heldbock nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. In Deutschland sind Exemplare zwar in fast allen Bundesländern nachgewiesen, meistens jedoch mit wenigen und sehr kleinflächigen Vorkommen. In Bayern war die Art seit rund 70 Jahren nur noch im Luisenhain in Bamberg anzutreffen. Mehrere Ansiedlungsversuche in verschiedenen Gebieten Bayerns missglückten.

    Als sogenannte „Schirmart“ steht der Heldbock stellvertretend für die Lebensgemeinschaft wärmebegünstigter, alter und stark dimensionierter Eichenwälder mit langer Habitattradition. Umso erfreulicher ist der jetzige Zufallsfund an einem südexponierten Waldrand eines ehemaligen Eichen-Mittelwaldes der Waldkörperschaft Gehaid in Unterspiesheim, einem Gemeindeteil von Kolitzheim im Landkreis Schweinfurt.

    Heldbock-Fund: Hoher Wert heimischer Wälder für die Biodiversität

    „Der geglückte Nachweis zeigt einmal mehr, welchen hohen Wert gerade unsere heimischen Eichenwälder für die Biodiversität besitzen.“ erklärt Peter Pröbstle, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. „Ein Erhalt dieser Lebensräume im Rahmen einer integrativen Waldbewirtschaftung ist besonders wichtig, um die Habitatkontinuität für naturschutzfachlich wertvolle Arten wie den Heldbock auch künftig sicherzustellen“ ergänzt Stephan Thierfelder, der Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt.

    Förster Reiner Seufert entdeckte ein daumendickes Bohrloch des Heldbockes in einem Eichen-Brennholzscheit im Wald der Waldkörperschaft „Gehaid“ Unterspiesheim (Landkreis Schweinfurt).
    Förster Reiner Seufert entdeckte ein daumendickes Bohrloch des Heldbockes in einem Eichen-Brennholzscheit im Wald der Waldkörperschaft „Gehaid“ Unterspiesheim (Landkreis Schweinfurt). Foto: Anna Kanold, LWF

    Daher erarbeitet das AELF Schweinfurt gemeinsam mit der Waldkörperschaft Gehaid konkrete Erhaltungsmaßnahmen, um der Art auch weiterhin einen geeigneten Lebensraum bieten zu können. „Mit unserem Beratungs- und Förderangebot unterstützen wir die Waldbesitzer selbstverständlich auch in den Belangen des Waldnaturschutzes“, so Thierfelder.

    Sensationsfund im Wald: Der Heldbock ist der größte heimische Käfer

    Mit 24 bis 53 Millimeter Kopf-Rumpf-Länge und rund 110 Millimeter Fühlerlänge bei den Männchen ist der Heldbock der größte heimische Käfer. Weitere Bezeichnungen für diesen Käfer sind „Großer Spießbock“ oder „Großer Eichenbock“. Er ist braunschwarz mit helleren rotbraunen Flügeldeckenspitzen. Seine häufigere Geschwisterart ist der Kleine Eichenbock (Cerambyx scopolii), welcher jedoch ganz schwarz und mit 17 bis 28 Millimeter deutlich kleiner ist.

    Die Larven des Heldbocks entwickeln sich über drei bis fünf Jahre im Holz alter, starker und lebender Eichen, selten auch in anderen Laubbäumen. Die nach der Verpuppung geschlüpften Käfer sind von Mai bis August in warmen Abend und Nachtstunden aktiv. Die Eiablage erfolgt vorrangig über Generationen an demselben Baum, bis dieser schließlich abstirbt. Nur im Bast und Splint von lebenden Bäumen finden die Larven die für ihre Entwicklung benötigte nährstoffhaltige Flüssigkeit.

    LWF beobachtet und dokumentiert die Entwicklung der Heldbock-Population in Unterfranken

    Der Heldbock zählt zu den europaweit geschützten Arten der Fauna-Flora-Habitat-Richt-linie (FFH-RL) und ist in den Anhängen II und IV gelistet. Alle sechs Jahre wird ein Bericht über den Zustand unter anderem auch des Heldbocks verfasst und an die Europäische Kommission übermittelt. Die LWF wird nun künftig auch das neue Vorkommen des Heldbocks in Bayern beobachten und die Entwicklung der Population dokumentieren.

    Hintergrundinformationen zum Heldbock gibt es in einer Broschüre der LWF (Seite 28) unter: https://s.bayern.de/praxishilfe_ffh-arten

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