Die Stadt bemühte sich lange um ein solches Kino. Verschiedene Anläufe waren aber gescheitert, zuletzt auf dem Gelände Schultesstraße. Die Finanzierung für das neue, aber hinter den Kulissen schon geraume Zeit diskutierte Großkino wurde erst in der zurückliegenden Woche gesichert. Deshalb gelangte das Projekt am gestrigen Dienstag doch noch in den Stadtrat, wurde dort aber nichtöffentlich behandelt.
Nach der Sitzung informierte Wirtschaftsförderer Hans Schnabel am späten Abend. Der Stadtrat habe die Weichen für die Errichtung des Multiplex-Kinos in der östlichen Innenstadt insofern gestellt, als das die Verlegung von wichtigen Versorgungsleitungen, einer Trafo- und einer Gasübergabestation auf dem Grundstück als Teilaufgabe der Stadt gesehen wird. Die Stadt beteiligt sich deshalb an den Kosten in sechsstelliger Höhe. Entnommen wird das Geld aus dem so genannten Kernstadt-Fonds, den der Stadtrat für die Belebung der Innenstadt aufgelegt hat. Die Stadtwerke GmbH wird das zirka 4400 Quadratmeter große Grundstück, das erst kürzlich mit hohem Aufwand von den Altlasten saniert wurde, an die Investoren verkaufen.
Investoren und Betreiber der Kinos sind die Kinofachleute Timo und Stefan Schaufler aus Mellrichstadt – sie betreiben zwei Kinos in Bad Neustadt – und Klaus Schlemm, Inhaber der Schlemm-Kinowerbung in Schweinfurt. In den vorgesehenen sieben Sälen gibt es zirka 1100 Sitzplätze und natürlich die bei solchen Kinos dazu gehörende Gastronomie. Haupteingang soll am Oberen Marienbach sei. Es wird aber auch einen Zugang aus der Innenstadt via Grünanlage Wall geben.
Gegenpol zur Stadtgalerie
„Mit der Ansiedlung des Kinos im Schweinfurter Osten ist uns ein idealer Gegenpol zur Ansiedlung der ECE-Stadtgalerie im Westen der Innenstadt gelungen“, sagte Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser in einer Erklärung. „Ich bin überzeugt, dass damit eine enorme Belebung für den Einzelhandel, aber auch für die dort ansässige Gastronomie verbunden sein wird“, so Grieser weiter.
Die Investoren profitieren laut Rathaus im übrigen von der vor kurzem beschlossenen Stellplatzablöse. Da auf dem Grundstück keine Stellplätze errichtet werden können, wäre eine sechsstellige Stellplatzablöse fällig geworden. Auf diese hat der Stadtrat aber erst vor wenigen Wochen mit der Einführung eines bis 30. Juni 2009 befristeten Förderprogramms verzichtet, ebenfalls um gewünschte Investitionen in der Innenstadt auszulösen.
Parken können die Besucher in dem benachbarten Parkhaus „Am Marienbach“, von dem aus ein möglichst direkter Zugang ins Kino geschaffen werden soll.
Stadtverantwortliche zeigten sich über die Ansiedlung auch deshalb erfreut, weil vielen jungen Kinobesuchern weitere Fahrten nach Dettelbach und Würzburg künftig erspart blieben. Während derzeit in Schweinfurt laut Stadt pro Jahr nur etwa 150 000 Kinobesucher in den teilweise veralteten Kinos gezählt werden, sind es in Würzburg mehr als 450 000 und in Dettelbach mehr als 650 000. Das soll sich mit der „Filmwelt“ ändern.
Sieben Säle
Nach einer ersten Auskunft der Betreiber sollen die sieben Säle mit steil ansteigenden Sitzreihen, aber üppigem Reihenabstand erstellt werden. Angesagt ist modernste digitale Technik. Die Filmwelt wird nach Aussagen der Bauherrengemeinschaft Schaufler/Schlemm „mehr sein als nur ein großes Kino“, weil auch Veranstaltungen, angefangen von Firmenpräsentationen über Partys bis hin zu kombinierten Film- und Gastronomie-Events, stattfinden. Mit ihrem Konzept des „persönlich geführten Großkinos“ wollen sie sicherstellen, dass das Kinoprogramm „immer nah am Publikum orientiert bleibt“. Die Investition liegt bei rund vier Millionen Euro. Die Architekten der Gruppe Bau Art aus Mühlheim haben schon mehrere hundert Kinos in Deutschland und Europa realisiert. Die Bauleistungen sollen in der Region vergeben werden. Der Bauantrag wird kurz nach dem Jahreswechsel eingereicht.