Die Grünen sind die Gewinner der Kreistagswahl: Ihre Fraktion wächst um die Hälfte auf sechs Mandate. Damit haben sie nach dem Ergebnis, das am Montag um 18.15 Uhr feststand, erstmals in ihrer kommunalpolitischen Geschichte landkreisweit die Zehn-Prozent-Hürde übersprungen. Das sei der Wunschtraum gewesen, sagte Fraktionschef Walter Rachle gegenüber dieser Zeitung: „Wir erleben glückliche Zeiten.“
Die CSU, die vor sechs Jahren knapp unter 50 Prozent gerutscht ist, liegt mit 50,2 Prozent knapp über der Mehrheit. Das sind zwar mehr Punkte als vor sechs Jahren, dennoch müssen die Christsozialen einen Sitz abgeben, über den sie allerdings durch den Austritt Tassilo Leitherers seit eineinhalb Jahren ohnehin nicht verfügen konnten. Hintergrund: Es ist 2014 ein neues Auszählverfahren angewandt worden.
Das CSU-Resultat ist insofern beachtlich, weil sich einige kommunalpolitische Zugpferde ausgeschirrt haben und nicht mehr angetreten sind. Deswegen habe sie dieses Resultat nicht erwartet, sagte CSU-Kreisvorsitzende Anja Weisgerber: „Das ist ein ausgezeichnetes Ergebnis.“ Es zeige, dass die Wähler die Kreistagsarbeit der CSU honoriert hätten.
Andererseits hat die Partei Leitherers Sitz nicht zurückholen können und profitierte auch nicht vom Umstand, dass auch die zwei Sitze der ehemaligen Republikaner vakant geworden sind. Ebenfalls bedeutsam: Die CSU verliert die Mehrheit im Kreisausschuss. Weisgerber weiß aber auch: „Gegen uns kann keine Politik gemacht werden.“
Auch die SPD verzeichnet leichte Zuwächse und kommt auf 18,5 Prozent. Das Plus von 1,5 Punkten beschert den Genossen einen zusätzlichen Sitz und vergrößert die Fraktion auf elf. „Wir hatten uns mehr erhofft“, sagte Kreisvorsitzender Peter Pfister. Bestenfalls sollte die Fraktion aus 13 Kreisräten bestehen, so die SPD-Ziele. Einig war sich Pfister mit Rachle, die beide gerne die CSU unter der 50-Prozent-Marke gesehen hätten.
Grünen-Fraktionschef Rachle führt den Erfolg seiner Partei darauf zurück, dass die Wähler sie als „verlässliche Größe“ wahrgenommen habe. Es sei honoriert worden, dass die Grünen im Kreistag eine sachorientierte Politik gemacht hätten.
Nicht zu vernachlässigen ist wohl auch der Florian-Töpper-Effekt. Der neue Landrat war 2012 als gemeinsamer Kandidat von SPD und Grünen angetreten. Nun haben beide zusammen 3,7 Prozentpunkte zugelegt. Die Sozialdemokraten dürften Stimmen von den Linken abgezogen haben, die einen ihrer bisher drei Sitze eingebüßt haben. Die Linken mussten am kräftigsten Federn lassen und fielen von 5,2 Prozent vor sechs Jahren auf 3,8 Prozent zurück.
Boden gut machten auch die Freien Wähler, die die 15-Prozent-Marke übertroffen haben. Auch sie dürfen sich über einen weiteren Kreisrat freuen. Ganz groß ist bei Fraktionschef Peter Seifert die Euphorie aber nicht: „Wir hatten gehofft, zwei Kreisräte mehr zu bekommen.“ Hintergrund war, dass die Parteilosen in der größten Gemeinde Werneck einen Bürgermeisterkandidaten stellten und sich in Schonungen ein FW-Ortsverband gegründet hat. Zudem hatte Seifert angenommen, dass die CSU die Abgänge namhafter Kreisräte nicht wird kompensieren können.
Verluste fährt auch die FDP ein, die mit einer Rumpfliste angetreten war und eigentlich wenig Ambitionen gehegt hatte. Dennoch behielt sie mit 2,2 Prozent ihre zwei Mandate; das zweite stand aber auf sehr wackeligen Füßen.