Nach drei Jahren wird der Architekten- und Ingenieurverein (AIV) Schweinfurt 2010 wieder einen Theodor-Fischer-Preis für ein hervorragendes Schweinfurter Gebäude vergeben. Verleihung samt Ausstellung aller Bewerber wird im Oktober stattfinden. In diesem Zusammenhang plant der AIV auch einen Festakt zum 60. Geburtstag, samt Festschrift.
Der Verein hat aus den Zeiten der „ewig amtierenden Vorsitzenden“ gelernt und pflegt seit zehn Jahren ein rotierendes System, das sich sehr bewährt habe, wie Bernd Ehrlitzer, der bislang letzte erste Vorsitzende betont. Er hatte gemeinsam mit Theresa Schefbeck zwei Jahre lang den Vorsitz inne. Nun haben Angelika Boldt (Theilheim) und Jürgen Unser (Schweinfurt) den Führungsstab übernommen und auch sie werden sich – wie ihre Vorgänger – abwechseln. Ein Jahr lang ist Boldt erste Vorsitzende, dann folgt Jürgen Unser.
Dieses System habe zwei Vorteile, sagt Unser. Die Arbeit sei überschau- und bewältigbar und jedes Führungsduo bringe neue Impulse. Die scheinen dem vor 60 Jahren gegründeten Zusammenschluss von Architekten und im Bau tätigen Ingenieure gut getan zu haben. Nach einer Flaute vor rund 20 Jahren, an die sich Ehrlitzer noch gut erinnert, weil damals nur noch eine Handvoll Mitglieder zu den Treffen kamen, wächst der Verein seit zehn Jahren kontinuierlich und hat heute 81 Mitglieder aus Stadt und Landkreis Schweinfurt und dem Hassbergkreis.
Begonnen hatte der Aufschwung mit dem 50. Jubiläum 1999, als der AIV einen Pavillon auf den Marktplatz stellte. Noch mehr öffentliches Interesse fand ein Jahr später der vom Verein ins Leben gerufene Theodor-Fischer-Preis. Das zweite große Projekt in diesem Jahr ist ein Architekturführer durch Schweinfurt. In dieser Publikation will der AIV Bauten vorstellen, die er für bedeutend und schützenswert hält, sowohl aktuelle wie auch historische. Parallel dazu könnte in Zusammenarbeit mit der Stadt ein Architekturweg ausgewiesen werden. Ziel sei, die Baukultur ins Bewusstsein zu rufen und Sensibilität für gute Architektur zu entwickeln, formuliert es Angelika Boldt. Jürgen Unser ergänzt: „Wir wollen eine Diskussion anregen. Es gab Abrisse in der Stadt, bei denen es gut gewesen wäre, vorher darüber zu sprechen“.
Boldt und Unser haben sich vorgenommen, den Dialog mit der Stadtverwaltung auszubauen und die Projekte mit Schülern fortzusetzen, die 2009 im Zusammenhang mit der vierten Architekturwoche begonnen haben. Bekanntlich hatten Schüler des Alexander-von Humboldt-Gymnasiums im Rathaus-Innenhof eine Raumskulptur aus Holz gebaut, die eigentlich einen dauerhaften Platz im Stadtraum finden sollte, was bislang aber nicht geschehen ist. Die Architekten denken freilich nicht an weitere Objekte, die Schüler bauen sollen, sondern wollen sie „zum Sehen anregen“.
Ein weiteres Thema ist die Zusammenarbeit mit Architekturstudenten der Fachhochschulen Coburg und Würzburg. Da gibt es die Idee, dass Studenten beim Kunstkarree einen Raum gestalten. Geplant sind wieder Fachvorträge, zu denen auch die Öffentlichkeit eingeladen wird und vereinsinterne Exkursionen. Die Arbeit wird nicht nur vom Vorstand geleistet, zu dem noch Schriftführer Uwe Hatwieger (Üchtelhausen) und Schatzmeisterin Petra Bopp (Schweinfurt) gehören. Die ehemaligen Vorsitzenden bleiben im erweiterten Vorstand und arbeiten mit.
Theodor-Fischer-Preis
Der AIV Schweinfurt vergibt 2010 zum vierten Mal den Theodor-Fischer-Preis und wird das künftig alle drei Jahre tun. Bisherige Preisträger waren: 2003 Baur Consult Haßfurt für die ZF-Sachs-Werkshalle; 2005 Werner Küntzel, damals Leiter des städtischen Hochbauamtes für die Wilhelm-Sattler-Schulsporthalle; 2007 Büro Bruno Fioretti Marquez für das Ensemble Stadtbücherei/Hauptzollamt. Der Preis ist benannt nach dem 1862 in Schweinfurt geborenen Theodor Fischer, einem der bedeutendsten und einflussreichsten deutschen Architekten vor dem Ersten Weltkrieg. Sein Werk umfasst über 100 Bauten, vor allem in München. In Schweinfurt hat er die Wirsingsvilla in der Alten Bahnhofstraße gebaut. Der Preis ist undotiert.