(hof) „Was zeichnet gute Schule aus?“ – Diese Frage stellte sich der zehnte Schweinfurter Lehrer- und Erzieherinnentag, zu dem rund 200 Lehrer auf Einladung der BLLV-Kreisverbände Schweinfurt-Land, -Stadt und Gerolzhofen in die Hugo-von-Trimberg-Volksschule Niederwerrn gekommen sind.
Von einer schulpolitisch spannenden Zeit sprach BLLV-Kreisvorsitzender Walter Schäffer. Laut einer Emnit-Umfrage werde das deutsche Schulsystem von den Eltern als ungerecht empfunden. Problematisch sei die zu frühe Auslese nach der vierten Klasse. Unser Schul- und Bildungssystem müsse sich weiter entwickeln, die Forderung der Eltern nach einer längeren gemeinsamen Schulzeit berücksichtigt werden.
Auf das Ergebnis der aktuellen PISA-E-Studie (Ergänzung) ging Schulamtsdirektor Günter Römer in seinem Grußwort ein. Man könne stolz sein auf den Platz in der Spitzengruppe, aber gleichzeitig fragen, was Sachsen besser mache. Hier nannte er eine geringere Lehrer-Schülerrelation – in Sachsen kommen auf einen Lehrer durchschnittlich 12 Schüler, in Bayern 17 – und eine intensivere individuelle Förderung. Sehr viele Faktoren von außen wirkten auf eine Schule ein, sagte SPD-Kreisvorsitzender Peter Pfister in seinem Grußwort.
„Gute Schulen sind diejenigen, die aus ihren Bedingungen das Beste machen“, so der Referent Otto Herz, Mitbegründer der Bielefelder Laborschule. Diese müssten sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen, dabei bewähren und besser werden. Um eine gute Schule zu werden sei mehr notwendig als eine PISA-Studie, denn hier würden nur Fachleistungen geprüft.
Schüler sollen lernen wollen
Als erste der drei Hauptaufgaben der Schule nannte Herz das Zusammenleben-lernen. Außer Deutschland, Österreich und der Schweiz hätten sich alle anderen Länder Europas entschieden, alle Schüler bis zum Ende der Sekundarstufe I gemeinsam zu unterrichten. Die Entscheidung über ihren weiteren Weg könnten die Jugendlichen dann selber treffen. Dieses längere Zusammensein sei entscheidend für Erfolg.
Lernen als gute Erfahrung zu erleben, sei eine weitere Hauptaufgabe. Lebenslanges Lernen sei in unserer globalisierten Welt überlebenswichtig. Die Schüler zum Lernen-wollen zu führen sei die Aufgabe einer guten Schule. Dann spannte Herz den Bogen zu den Faktoren, die eine gute Schule ausmachen. „Der Erwerb von intelligentem Wissen und Zufriedenheit bestimmen unsere Bildungsstätten.“ Wichtig sei, Selbstvertrauen zu entwickeln. Wer kein Vertrauen zu sich habe, könne kein Vertrauen zu anderen entwickeln.
Herz forderte außerdem eine stärkere Kooperation von Schulen mit außerschulischen Partnern. Außerdem solle man nicht warten, bis irgendwann einmal der richtige Kultusminister am Ruder ist, sondern selbst aktiv werden. Die moderne Schule sei eine Verantwortungsgemeinschaft, die Lebenshilfe gibt und positive Resonanz in der Öffentlichkeit hat. „Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keinen Mut zum Kämpfen“, schloss Herz.
Zehn Workshops boten ein abwechslungsreiches Programm. Themen waren die Umsetzung der Jenaplan-Pädagogik, Musizieren auf Orff-Instrumenten, die Schulhomepage, Zusammenarbeit Schulamt/Schulverwaltung, individueller Unterricht, Unterricht in jahrgangsgemischten Klassen, Berufs- und Lebensorientierung, Arbeit mit der Ernährungspyramide und „Ballspiele – neu entdeckt“.