„Seufert's Backhaus“, das Mitte März Insolvenz angemeldet hatte, ist endgültig Geschichte. Das Backgeschäft ist längst eingestellt, die Filialen an Wettbewerber veräußert oder geschlossen, die Beschäftigten längst in anderen Jobs oder von den Insolvenzverwaltern gekündigt. Mit dem Namen Seufert hat das Backhaus im Hafen nichts mehr gemein. Am Donnerstag hat die „Monika und Otto Lithardt GbR“ das Gebäude von der Bank gekauft. So wie ihre in Altenschönbach bei Prichsenstadt angesiedelte Firma Hanina GmbH seit wenigen Jahren Fertigkuchen für europäische Lebensmittelhandelsketten produziert, soll eine neu zu gründende weitere Tochtergesellschaft ab Frühjahr nächsten Jahres im bisherigen Backhaus der Seuferts Frischkuchen herstellen.
Das tut sie ganz allein und nicht etwa als „kapitalstarker Kooperationspartner“, den Seufert in seiner ersten Erklärung zur Insolvenz Mitte März noch zu finden hoffte. Dieser Traum ist gründlich zerstört. Die Insolvenzverfahren zu beiden Seufert-GmbHs sind nicht abgeschlossen, noch müssen die Insolvenzverwalter Hanselmann und Herrmann Forderungen eintreiben und an Gläubiger ausschütten, bevor die GmbHs gelöscht werden können. Doch produziert wird nicht mehr.
Die Lithardts, die das Produktionsgebäude von der Bank gekauft haben, werden dort ganz alleine backen. Nur einen Teil der vorhandenen Maschinen können sie übernehmen. In neue Anlagen muss kräftig investiert werden, sagt der aus Hameln stammende Unternehmer Otto Lithardt, dessen Hanina GmbH in Altenschönbach in industrieller Fertigung Kuchen für die großen Lebensmittelhandelsketten des deutschen und europäischen Marktes produziert.
Doch bis in der Friedrich-Gaußstraße tatsächlich Kuchen und vielleicht auch Laugengebäck hergestellt wird, wird noch etwas Wasser den Main hinunter fließen. Noch basteln die Hanina-Leute an „Innovationen“, Supermarkt-Kuchen, die so noch nicht in den Regalen stehen. Während in Altenschönbach vorwiegend „Fertigkuchen“ mit Haltbarkeit bis zu acht Wochen produziert werden – auf drei Anlagen bis zu 6000 Stück pro Stunde – will Hanina für das Schweinfurter Werk neue Produkte entwickeln.
„Wir wollen frische Kuchen machen mit anderer Verpackung“, sagt der Unternehmer, „nicht den hundertsten Sandkuchen, nur etwas billiger.“ Von Kuchen nach „Hausfrauenrezepten“ spricht der Unternehmer. Und: Laugengebäck – etwa Croissants – könnten im einstigen „Backhaus“ von Seufert auch aus den Öfen laufen.
Die Ideen da, aber ausprobiert, für die Massenfertigung durchentwickelt sind sie noch nicht. Deshalb werden noch einige Monate ins Land gehen, bis die Produktion im Hafen aufgenommen werden kann. Auch müssen neue Maschinen angeschafft werden, denn von den vorhandenen seien viele für das kleinteilige Backshop-Geschäft ausgelegt, sagt Otto Lithardt, nicht auf Produktion hoher Stückzahlen für Handelsketten im In- und Ausland.
Auf rund zehn Millionen Euro beziffert Lithardt die Investitionskosten, darin seien der Kaufpreis für die Immobilie, Maschinen und Anlaufverluste enthalten. Auf etwa 50 schätzt er die Zahl der Mitarbeiter, mit denen voraussichtlich im kommenden Frühjahr die Produktion gestartet werden soll, rechtzeitig zu den wichtigen Messen, auf denen die neuen Produkte für den Handel vorgestellt werden könnten.
Frühere Seufert-Mitarbeiter werden von der Investition der Kuchenbäcker zumindest nicht unmittelbar profitieren. Sie sind seit Mitte Juli alle gekündigt, der Produktionsstart erst in einem guten halben Jahr. Viele dürften jetzt schon und bis dahin erst recht längst andere Arbeitsplätze gefunden haben. Personal braucht der Frischkuchenbäcker Lithardt hier erst im nächsten Jahr.