Die Frage nach dem Glück stellt sich wohl jeder irgendwann einmal, auch Johannes Volkmann vom Papiertheater Nürnberg. Da er sich die Frage, was man zum Glück braucht, aber nicht alleine stellen wollte, lud er seine beiden langjährigen Freunde Klaus Vogt und David Schuster ein, die Frage mit ihm gemeinsam zu beantworten. Im Rahmen der Gerolzhöfer Kulturtage machten sich die drei im Pfarrer-Hersam-Haus in Begleitung zahlreicher Zuschauer auf die Suche nach dem Glück.
Die drei erzählten auf ihre ganz eigene Weise das Märchen von Hans im Glück. Als Requisiten dienten neben Stecknadel, Schere und Messer auch ein Nagel und Zangen. Das Bühnenbild bildete eine weiße Papierwand. Diese wurde im Lauf des Stücks geschnitten und gerissen, bemalt, angebohrt und durchstochen. Hinter ihr tanzten Schatten.
Aus einem Stück der weißen Papierwand bastelte Johannes Volkmann unter den staunenden Augen des Publikums die Figur Hans, die sich später mit ihrem Lohn auf den Weg nach Hause macht. Das dadurch entstandene Loch in der Wand, diente nun als Fenster, durch das er sich mit den Personen unterhält, die er unterwegs trifft.
Alle wurden von David Schuster dargestellt, mit treffender Mimik und Stimme. Die gesamte Reise wurde von fröhlicher Musik begleitet, im Hintergrund gespielt von Klaus Vogt (Akkordeon) und David Schuster (Trommel).
Wie im Märchen tauschte Hans seinen Lohn zunächst gegen ein Pferd ein. Das Pferd tauschte er für eine Kuh, diese für eine Gans und am Ende besitzt Hans einen Schleifstein. Jedes Tauschgeschäft wird für ihn zu einem vermeintlichen Nachteil. Hans selbst ist dabei jedoch immer glücklich.
Bevor das Märchen auf die klassische Weise zu Ende erzählt war, nahm das Stück eine plötzliche Wendung. Als Schattenspiel für die Zuschauer sichtbar, entwickelte sich zwischen den Erzählern hinter der Papierwand eine Diskussion: Kann man die Geschichte noch so erzählen? Wird Hans nicht ungerecht behandelt? Aber eigentlich bekommt er doch immer das, was er im Moment benötigt und ist glücklich, oder? Das Streitgespräch wurde vor der Papierwand fortgesetzt, bis sich die drei Darsteller einig waren, dass nur geteiltes Glück wirkliches Glück sein kann. Sie entschieden daher, Hans noch einmal loszuschicken und das Märchen vom Bruttosozialglück zu erzählen. Diesmal tauscht Hans nicht, sondern bietet den anderen an, gemeinsam einen Stall zu bauen, die Tiere zu versorgen und eine Molkerei zu gründen.
Unsichtbare Hände malen dazu Bilder von den Tieren auf die weiße Wand, von den Ställen und der Molkerei. In einem Schattenspiel verbinden sich diese Bilder mit den Silhouetten der musizierenden Künstlern zu einem fröhlichen Finale.
Die Darsteller schnitten sich am Ende mit der Schere den Weg frei durch die Kulisse, zum Publikum, das sich mit begeisterndem Applaus für die gelungen Inszenierung bedankte.
Zahlreiche Zuschauer nutzten im Anschluss die Gelegenheit, sich mit den Künstlern über deren Projekte zu unterhalten und in den mitgebrachten Büchern zu stöbern.
Kennengelernt haben sich die drei übrigens über die Berufsfachschule für Holzbildhauer in Oberammergau. Und sie musizieren seit vielen Jahre in ihrer Freizeit gemeinsam. Weil das so viel Spaß macht, entwickelte Johannes Volkmann mit seinen beiden Freunden das Projekt zum Thema „Glück“.
Die Besetzung der Stücke von Volkmanns Papiertheater ändert sich von Projekt zu Projekt. Je nach Thema sucht er sich die passenden Mitstreiter aus. Insgesamt 17 Künstler haben ihn bisher unterstützt. So gibt es ein Papierkonzert mit drei ausgebildeten Musikern. Und beim Nähmaschinentheater, das als Bildtheater ganz ohne Geschichte auskommt, ist eine gelernte Näherin mit dabei.
Das Stück „Hans im Glück“ ist Teil des Jubiläumsprogramms zum 20-jährigen Bestehen des Theaters. Johannes Volkmann hat hierzu ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, mit Inszenierungen, Projekten und Ausstellungen in sechs Städten. Sein Kunstprojekt „Unbezahlbar“ ist aktuell im Gotikmuseum Johanniskapelle in Gerolzhofen zu sehen.
Veranstalter waren die evangelische und katholische Kirchengemeinde sowie der Eine-Welt-Laden in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek und der Volkshochschule Gerolzhofen.