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TRAUSTADT: Harte Riffs und reichlich Kunstblut

TRAUSTADT

Harte Riffs und reichlich Kunstblut

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    Heizte den Fans in Traustadt mächtig ein: die Band „Godslave“.
    Heizte den Fans in Traustadt mächtig ein: die Band „Godslave“. Foto: Fotos: Michael Bauer

    Unglaublich harte Musik, unglaubliche Maskeraden, unglaublich viel (Kunst-)Blut und unglaublich heiße Mädels. Unglaublich: Das alles in Traustadt.

    Nicht zum ersten Mal, denn mit dem „Kettersäch – Chapter V“ haben sie in der urigen Feldscheune bereits das fünfte Metal-Festival der etwas heftigeren Art steigen lassen, die Macher um Ricky Ditzel. Über 400 Fans wollen diesmal Szene-Größen wie „Debauchery“ oder „Milking the Goatmachine“ sehen – und bekommen ordentlich was auf die Ohren.

    Totenschädel am Mikro

    Wenn „Debauchery“-Sänger und -Gitarrist Thomas Gurrath auf die Bühne kommt, sind Anhänger des gepflegten Death-Metal ungefähr so aus dem Häuschen, wie der Otto-Normal-Verbraucher entsetzt wäre. Blutgetränkte Kleidung, Blut im Gesicht, Totenschädel am Mikrofonständer und neben sich die blutverschmierte, rothaarige Schönheit Juli am Bass.

    Derlei Bühnenshow und die unverhohlene Vorliebe für Mord- und Totschlag-Lyrik sowie die (möglichst nackte) weibliche Brust, hat dafür gesorgt, dass der Stuttgarter in Baden-Württemberg nicht mehr seinem Beruf als Lehrer nachgehen darf. Aber auch für allerhand Popularität. Das Schwaben-Trio beherrscht sein Handwerk, keine Frage, musikalisch wie visuell. Es gibt fraglos innovativere Bands, aber wie die drei von „Debauchery“ (zu deutsch: Ausschweifung) bekannte AC/DC-Riffs mittels extrem tief gestimmtem Instrumentarium auf Death-Metal trimmen, das hat großen Mitgröhl-Faktor.

    Vor allem, wenn sich dann auch noch das so genannte „Bloodbabe“, eine strippende Blondine, einen Metalfan auf der Bühne vorknöpft und ihn gleich mit auszieht und mit roter Lebensmittelfarbe besudelt. Nicht jedermanns Sache, aber Jedermann ist ja auch nicht in der Feldscheune am Samstagabend.

    Pilgerstätte der Metal-Szene

    Um die 400 Schwermetaller der Region kommen mittlerweile regelmäßig in die Feldscheune am Traustadter Ortsrand. Was sonst Bauern als Lagerhalle dient, ist seit 2009 Pilgerstädte der hiesigen Metal-Szene. Und das, weil die fünf Macher – selbst durch die Bank Heavy-Fans aus der Umgebung – mit ihrer Schnapsidee Erfolg hatten. Ricky Ditzel ist einer von ihnen und erinnert sich: „Wir wollten eigentlich nur was Kleines machen, mit Gruppen von hier. Dann sind wir aber auf Festivals wie Wacken zusammengesessen und durch unsere verschiedenen Kontakte sind es plötzlich doch gleich größere Bands geworden.“ So waren eben schon Abräumer wie die ungarischen „Ektomorf“ und die niederländischen „Legion of the Damned“ Gast bei den „Kettersäch“-Festivals.

    Ein riesiges Kommerz-Spektakel sollen die inzwischen zweimal im Jahr stattfindenden Ganztages-Konzerte im Zeichen der Kettensäge, einem unverzichtbaren Gimmick des Death-Metal, aber nicht werden. „Klar haben wir schon über ein Open Air geredet“, sagt Ditzel. „Aber wir wollen eigentlich in dieser Halle bleiben. Auf keinen Fall werden wir nach Geiselwind oder so gehen.“ Zumal das Gemeinderatsmitglied nicht über Anfeindungen aus dem Ort klagen kann: „Drei aus unserem Veranstalterteam spielen in Traustadt Fußball. Da gibt's absolut keinen Stress.“

    Stress haben auch die Security-Leute keinen. Auch wenn der ein oder andere Fan ein bisschen verwegener aussieht, als es bei einem der tausenden Beatabende der Region üblich wäre: Die Stimmung in der Feldscheune ist entspannt.

    Optischer Leckerbissen

    Beinahe andächtig lauschen die schwarz gewandeten Jungs und Mädels „ihrer“ Musik. Auch wenn es etwas braucht, bis die Scheune voll wird. Die Würzburger „Sasquatch“ oder die Bad Kissinger „Path of Devastation“ hätten durchaus ein paar Leute mehr verdient gehabt; recht neu im Geschäft, zeigen beide schon erstaunlich Geschliffenes. Wie auch die Schweinfurter Thrash-Metaller von „Hatred“, mit 13 Jahren Bandgeschichte freilich fast schon ein Genre-Dino.

    Ein optischer Leckerbissen indes sind die Jungs von „Milking the Goatmachine“, die sich traditionell hinter Ziegenmasken verbergen – witzig, aber halt auch an der Grenze zur unfreiwilligen Komik. Sie mixen gekonnt Death- und Thrash-Metal-Elemente mit Grindcore-Punk und rocken die Hütte. Plötzlich kommt Bewegung in die vorderen Reihen: Pogo, Slamdance, Circle – szenetypisches „Tanzen“ eben. Und auf der Bühne gibt die Band Vollgas.

    Kein Wunder, dass es beim Headliner „Debauchery“ wieder etwas ruhiger wird. Zehn Stunden Metal macht eben auch Hartgesottene irgendwann ein bisschen müde.

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