Sie pflegt ein traditionelles Handwerk, aber ihre selbst designten Porzellangefäße sind alles andere als von gestern: individuell, lebendig, anmutig. Die gelernte Keramikerin Claudia Schoemig hat es vor Jahren von Schonungen nach Berlin gezogen, wo sie mittlerweile ihr eigenes Atelier betreibt. Ihr von Hand gedrehtes hauchdünnes Porzellan hat die preisgekrönte Künstlerin in halb Europa schon ausgestellt. Jetzt sind ihre Kreationen erstmals in Unterfranken zu sehen.
Am Freitag, 31. März, und Samstag, 1. April, werden die Porzellangefäße in der Galerie Eva Maisch in Würzburg, Sterngasse 5, gezeigt. „Suchen und Finden“ nennt sich die Schau mit zwei weiteren Künstlern. Würzburg ist Schoemigs Geburtsstadt, aufgewachsen ist sie in Schonungen. Hier hat sie bis Mitte 20 gelebt. 1998 zog sie in die Hauptstadt. Aber in Franken hält sie sich nach wie vor gerne auf, zumal auch ihre Eltern noch in Schonungen leben.
Der Besuch des Schweinfurter Töpfermarkts war für Claudia Schoemig einst das Aha-Erlebnis, das sie nach ihrem Fachabitur in Gestaltung hatte. „Ich wusste, das will ich machen.“ Schon während ihrer Ausbildung zur Keramikerin in der Werkstatt von Barbara Zehender in Jesserndorf (Lkr. Haßberge) wurde ihr Talent sichtbar: Sie erhielt 1993 den Kammersiegerpreis der Handwerkskammer Unterfranken.
Faibel für Kunst
In der Halle ihres Vaters in Schonungen richtete sie dann von 1994 bis 1998 eine eigene Keramikwerkstatt ein. „Ich war aber erst Anfang 20, noch zu früh, um sesshaft zu werden.“ Ihr Faible für Kunst bewog sie, zunächst in Kassel, dann ab 1998 in Berlin Bildende Kunst zu studieren. In ihrem Atelier für Freie Kunst stellte sie dort ab 2002 ihre Installationen, Fotografien und Zeichnungen aus. Aber die Keramik ließ sie niemals los. So arbeitete sie jahrelang freiberuflich für Keramik- und Porzellanwerkstätten, bis sie 2011 die Eröffnung ihres eigenen Porzellan-Ateliers mit eigenen Kreationen wagte.
Jedes selbst entworfene Stück dreht Schoemig dort von Hand frei an der Töpferscheibe. Äußerst dünnwandige, filigrane Gefäße entstehen, Schalen, Tassen, Schüsseln, schlicht und natürlich wirkend. „Porzellanherstellung ist anspruchsvoll, da kann viel schief gehen.“ Viele Jahre Erfahrung seien nötig, jeden Fehler müsse man mal gemacht haben. „Das dauert Jahre und es gibt nur wenige, die auf so hohem Level professionell arbeiten können.“
Zwölf Arbeitsschritte für ein Stück
Immer konzentriert, immer aufmerksam sein, keinen Fehler beim Drehen machen, sonst sackt das Porzellan ab. Und: Man dürfe nicht in Eile verfallen. „Es dauert lange, bis ein Stück fertig ist, zwölf Arbeitsschritte sind nötig.“
Für ihre Arbeit verwendet Schoemig Porzellanmasse aus Limoges in Frankreich. „Sie ist extrem fein“, erklärt sie. Kaolin, Quarz und Feldspat sind die Bestandteile.
Nachdem sie das Material aufbereitet, zig-mal geschlagen und geteilt hat, dreht sie aus den feuchten Klumpen nach ihren Skizzen die Rohlinge, die trocknen müssen, dann mit einem Naturschwamm verputzt und anschließend das erste Mal bei 900 Grad gebrannt werden.
Dann werden die Gefäße dekoriert. Häufig lässt die Porzellanmacherin die Außenflächen unglasiert, pur, was ihnen die Anmut von Papier verleiht. Innen werden sie transparent glasiert. Teils werden die Oberflächen auch geschliffen. Nach dem Glasurbrand bei 1300 Grad erhalten die Objekte die Feinpolitur.
Großauftrag für ein Szene-Restaurant
„Bislang habe ich die Porzellanmasse immer von Hand geschlagen“, erzählt Schoemig. „Nach dem letzten Auftrag konnte ich eine Maschine anschaffen.“ Nach den etwas schwierigen Anfangsjahren in ihrem Atelier seien die zwei vergangenen Jahre sehr erfolgreich gewesen. Großaufträge, beispielsweise Geschirr für ein neues Szene-Restaurant oder für Firmen, trugen genauso dazu bei wie Verkäufe an Einzelpersonen, die sich ein Service bestellen. „Es kommen aber auch Kunden, die extra für ein Stück gespart haben“, weiß sie.
Eine besondere Anerkennung erfuhr die Porzellanmacherin, als das einschlägige Magazin Architectural Digest (AD) sie im vergangenen Herbst unter die Top 50 der Designer wählte. „Jetzt ist die Aufmerksamkeit da“, meint Claudia Schoemig. „Aber es ist alles noch so unwirklich. Ich mache weiter das, was ich gut finde und lasse mich nicht verbiegen.“