Seit über drei Jahrzehnten bietet das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt den Lehrgang "Qualifizierung in der Hauswirtschaft an". Nicht erst seit Corona sieht Klaudia Schwarz eine wachsende Bedeutung dieser Ausbildung. Seit Mai leitet sie das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt und betreute während vieler Jahre diesen Lehrgang, der jetzt von den Kolleginnen erfolgreich fortgeführt wird.
Er findet in Schweinfurt einmal wöchentlich dienstags von 8 bis 14 Uhr statt und bereitet auf die Abschlussprüfung zum/r Hauswirtschafter/in vor. Seit kurzem wurde der Kursinhalt im Bereich Betreuung Betreuung erweitert und als zusätzlicher Teil der praktischen Prüfung wurde "Betrieblicher Arbeitsauftrag" eingeführt.
Hauswirtschaftliche Ausbildung im Wandel
Früher unterhielten die Landwirtschaftsämter eine "Jungbäuerinnenschule". Vor etwa drei Jahrzehnten wurden bayernweit Teilzeitschulen etabliert. In Schweinfurt wird diese Ausbildung in Form eines Lehrganges als eine weniger zeitintensive Form der Qualifizierung vom Amt angeboten. Der Kurs war in all den Jahren immer voll ausgebucht, in den letzten Jahren war die Nachfrage so groß, dass nicht alle Interessenten zugelassen werden konnten und bis zum nächsten Durchgang zwei Jahre warten mussten, berichtet Klaudia Schwarz. "Wir bieten", so die Behördenleiterin, "ein wichtiges Bildungsangebot für Frauen im ländlichen Raum".
Für junge Menschen nach dem Schulabschluss ist der Weg über eine dreijährige Ausbildung in dualer Form zu bevorzugen. Der zweite Weg führt rein schulisch über eine Berufsfachschule. "Unsere Interessenten kommen aber erst über Umwege zur Hauswirtschaft." so Klaudia Schwarz. . Frauen und Männer mit Erfahrungen in der eigenen Haushaltsführung können so ohne Ausbildungsplatz die Abschlussprüfung ablegen.
"Alltagsbegleiter" gefragt
Hauswirtschaftliche Dienstleistungen zunehmend gefragt und der Bedarf kann derzeit nicht gedeckt werden, weiß Klaudia Schwarz. Vor allem der Bedarf an hauswirtschaftlichen Unterstützungsleistungen für ältere Menschen steigt. Weil zunehmend mehr Alltagsbegleiter für ältere Menschen benötigt werden, wurde in Schweinfurt ein Pilotprojekt im Rahmen des Lehrgangs "Qualifizierung in der Hauswirtschaft" angeboten. "Ein voller Erfolg", freut sich Klaudia Schwarz "Die Absolventen können solche Entlastungsleistungen im Rahmen des Pflegestärkungsgesetzes zur Pflegebegleitung als auch den Einsatz in Betreuungsgruppen, ehrenamtlichen Helferkreisen und in der Tagesbetreuung in Privathaushalten über die Pflegekassen abrechnen", berichtet sie.
Bedauerlich findet sie, dass Betreuungsaufgaben dabei besser bezahlt werden als hauswirtschaftliche Tätigkeiten, selbst wenn eine hauswirtschaftliche Ausbildung vorliegt. Sie meint, dass Betreuung und hauswirtschaftliches Arbeiten in diesem Fall oftmals ineinandergreifen und nicht genau zu trennen sind.
Aktuell wurde die Prüfungsordnung geändert, wobei die Themen Nachhaltigkeit und Betreuung gestärkt werden. Die derzeitigen Lehrgangsteilnehmer in Schweinfurt müssen sich jetzt einer doppelten Herausforderung stellen. Der Unterricht findet durch Corona teilweise als Videokonferenz statt. "Und die Teilnehmer werden sich im Frühjahr 2021 der neuen Prüfungsordnung stellen", so Elfriede Weikert und Carolin Lenhart, beide Mitglieder der Prüfungskommission Hauswirtschaft. Zusätzlich zur bisherigen praktischen Prüfung werde ein Prüfungsteil "Betrieblicher Arbeitsauftrag" eingeführt, in dem die Prüflinge eine Aufgabe selbständig planen, durchführen und dokumentieren und anschließend der Prüfungskommission vorstellen.

Berufe rund um die Hauswirtschaft bieten enorme Chancen, davon ist Klaudia Schwarz überzeugt. Gerade in einer Krisensituation wie jetzt zeige sich, was Hauswirtschaft leistet. Ob in Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern, in der Gastronomie oder Tagungshäusern gewährleiste sie die beste Hygieneprophylaxe. Früher ging es eher um handwerkliche Tätigkeiten. Heute steht der Umgang mit Menschen im Mittelpunkt. "Ein Wesensmerkmal für die Hauswirtschaft ist Betreuung", so ihr Fazit. Der Beruf qualifiziert für einen wachsenden Arbeitsmarkt, bietet gute Weiterbildungschancen, wie zum Beispiel zur Hauswirtschaftsmeisterin, und bestätigt die Teilnehmerinnen auch persönlich.
Ein neuer Kurs findet voraussichtlich ab Mai 2012 statt. Eine unverbindliche Vormerkung ist jederzeit möglich. Mehr Information unter www.aelf-sw.bayern.de/bildung