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SCHWEINFURT: „Heroes“: Eine Stadt sucht Helden

SCHWEINFURT

„Heroes“: Eine Stadt sucht Helden

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    Was macht jemanden zum Helden? Charakterstärke, Mut, Souveränität gehören dazu. Aber auch die Bereitschaft, sich für andere einzusetzen, mutig neue Wege zu gehen, sich Schwierigkeiten zu stellen und an sich zu arbeiten. Helden sucht das Projekt „Heroes“ der Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi). Zielgruppe: Jungs ab 16 Jahren, die aus der türkisch- oder russischsprachigen Gemeinschaft in Schweinfurt stammen. Ziel: Werte wie Gleichberechtigung, Menschenrechte, Demokratie vermitteln. Motto: Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre. Vision: Junge Männer, Helden, helfen den Jungs in ihrem Umfeld, über Rollenverhalten nachzudenken, sich im Spannungsfeld zwischen verschiedenen Kulturen zu bewegen, sich akzeptiert, nicht ausgeschlossen zu fühlen.

    In Augsburg, München und Nürnberg gibt es das „Heroes“-Projekt schon, sagen Leiter Stephan Zeller und Migrationsprojekte-Koordinator Thomas Fleck. Die Idee dazu stammt aus Skandinavien, koordiniert wird das Projekt von Berlin aus. Dort werden dann auch die coolen Kapuzenshirts mit dem Heroes-Schriftzug bestellt, die jeder nach der Ausbildung bekommt. Im Gruppenraum in der Luitpoldstraße stellt Projektleiterin Claudia Federspiel zusammen mit Denis Hering und Gruppenleiter Kariem Khalil das Projekt vor. OB Sebastian Remelé, Sozialreferent Jürgen Montag, Jugendamtsleiterin Maria Albert-Wirsching, Gleichstellungsbeauftragte Heide Wunder und Matthias Kreß von Gerne daheim in Schweinfurt, lassen sich erklären, wie das gehen soll mit den Helden. „Das ist eine große Herausforderung“, so der OB.

    Gerade die Jugendlichen, die in der zweiten, dritten Generation hier leben, sind mit etwas konfrontiert, was Claudia Federspiel Kulturverlust nennt. Hier in Deutschland wird oft stärker an Traditionen festgehalten, die im Herkunftsland keine große Rolle mehr spielen. Gerade die Jungs stehen unter Druck. Sie sollen in einer patriarchalischen Gesellschaft funktionieren und gehorchen, wollen aber vielleicht ganz anders leben, ihr Ding machen und nicht auf die Schwester aufpassen. Und nicht als Machos gelten. Sie sollen erkennen, dass es Grenzen geben wird und muss, dass die aber auch ohne Unterdrückung funktionieren. Claudia Federspiel hat beobachtet, dass viele junge Männer aus einem solchem Umfeld das Bedürfnis haben, über diese Probleme zu reden. Sie wissen nur nicht, mit wem. Da setzt „Heroes“ an. Jede Gruppe besteht aus sechs bis acht Jungen, sie trifft sich einmal in der Woche, über sechs bis acht Monate. Es wird geredet, es gibt Rollenspiele, um sich in die Situation anderer Menschen zu versetzen, aber auch Spaß und Freizeitangebote. Nach der Ausbildung sollen die Helden Workshops geben, zum Beispiel an Schulen, dort Jugendlichen auf „Augenhöhe“ Tipps geben.

    „Sind da nicht Konflikte mit den Eltern vorprogrammiert?“, fragt Sebastian Remelé. Die Eltern müssen auf jeden Fall dahinter stehen, meinen Federspiel und Hering. Sie haben erlebt, dass die Eltern stolz drauf sind, wenn ihre Söhne zu „Heroes“ werden. Zumal das Reden in der Öffentlichkeit, das Aufeinanderzugehen auch später in der Ausbildung und im Beruf hilft. Die Kunst wird es sein, die Jungs zu begeistern und eine Verbindlichkeit aufzubauen, wie es Maria Albert-Wirsching formuliert.

    Vor allem in Schulen schauen sich die „Heroes“-Leute nach geeigneten Kandidaten um. Federspiel hofft, dass spätestens Anfang April die erste Gruppe steht. Zwei Sachen sind übrigens tabu: Religion ist die eine. Die andere ist, die verschiedenen Kulturen zu bewerten. Oder einfach zu sagen: „Macht es so wie wir.“ Helden sollen schließlich selbst über ihren Weg nachdenken.

    Infos über das Projekt im Internet: www.heroes-schweinfurt.de

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