Seit Anfang Mai 2017 treffen sich junge Männer aus Syrien, der Türkei und Russland wöchentlich zu sogenannten HEROES-Gruppenstunden. Gemeinsam mit ihren Gruppenleitern Ali Loukili und Mohammed Daoudi, beide stammen aus Marokko, diskutieren sie über Themen wie Ehre, Gleichberechtigung, Sexismus, Unterdrückung, Homosexualität und andere kulturelle Unterschiede, teilen die Veranstalter mit.
Das Ziel ist es, männlichen Jugendlichen und jungen Männern die Möglichkeit zu geben, sich von Machtstrukturen zu distanzieren. Im Laufe des Trainings erlangen sie die Stärke und Fähigkeit die Grenzen, welche die Ehrenkultur auch für sie selbst setzt, zu überwinden.
Stephan Zeller, Leiter der gfi in Schweinfurt, betonte in seinem Grußwort, dass der Ausgangspunkt der Arbeit mit jungen Männern aus Ehrenkulturen das Bewusstmachen sei, dass die auf der Ehrenunterdrückung von Frauen basierte Männerrolle mit den Wertvorstellungen der modernen westlichen Gesellschaft nicht übereinstimmt.
Zweite Bürgermeisterin Sorya Lippert freute sich für die Stadt Schweinfurt, dass junge Männer anderen Migranten dabei helfen, die kulturellen Eigenarten zu verstehen und damit eine Brücke aus dem Herkunftsland nach Deutschland schlagen.
„Die Heroes vereinen zwei wichtige Eigenschaften von Helden, sie sind mutig, Veränderungen in der Gesellschaft anzuregen und setzen sich für Gleichberechtigung und somit für eine gute Sache ein“, zog Karin Schuller als Vertreterin des Innenministeriums ein Fazit.
Von anfangs zwölf Jungs konnten letztendlich sieben den Anforderungen der Heroes entsprechen und erhielten aus der Hand von Karin Schuller vom Bayerischen Innenministerium auf Grund ihrer Leistungen, ihrer inneren Einstellung und der erlernten Fähigkeit in Workshops überzeugend gegen Unterdrückung im Namen der Ehre und für Gleichberechtigung argumentieren zu können ihr Heroes-Zertifikat.
Claudia Federspiel, die Projektleiterin der Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) in Schweinfurt, freute sich, dass in diesem Jahr auch viele Vertreter der allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen an der Übergabe teilgenommen haben. Dies zeige das wachsende Interesse an diesem Projekt und die Dringlichkeit, diese Themen an Schulen anzusprechen.
Das Zertifikat berechtigt die jungen Heroes, ehrenamtlich Workshops an Schulen und Jugendeinrichtungen gegen Unterdrückung im Namen der Ehre und für Gleichberechtigung zu halten.
Heroes arbeitet mit Gruppenleitern, die Migrationshintergrund haben und damit ein ähnliches Erfahrungsspektrum aufweisen wie die Zielgruppe. Sie stellen eine Art „große Brüder“ dar, die es geschafft haben, sich von tradierten Rollenvorstellungen zu lösen. Damit sind sie Vorbilder, Leiter und Freunde zugleich. Durch theaterpädagogische Übungen setzten sich die Jugendlichen intensiv mit der Thematik auseinander und erlernen zugleich Präsentationsmethoden, Argumentationshilfen und szenisches Rollenspiel als Vorbereitung auf ihre Workshops.