Nach dem großen Erfolg der letztjährigen Peter-Kreuder-Gala sorgte das Euro-Studio Landgraf gleich für eine Fortsetzung. Diesmal werden in der ähnlich unterhaltsamen Revue „Die Beine von Dolores“ Leben und Amouren des Komponisten Michael Jary (1906–1988) erzählt. Friedrich Dudy hat dies geschickt mit musikalischen Geschichten über vier berühmte Interpretinnen der Jary-Schlager verwoben. Das Seniorenpublikum im ausverkauften Theater kam dabei voll auf seine Kosten: Die Songs aus den Dreißigern, Vierzigern und Fünfzigern drehten sich nicht nur um das ewig junge Thema Liebe, sondern weckten bei vielen Zuschauern sicher auch Erinnerungen an das eigene erste Stelldichein.
Der mit einem großen Begrüßungsapplaus empfangene Gunther Emmerlich punktet auch diesmal mit seiner Professionalität: Als Moderator der Show und als Interviewer von Zarah Leander, Rosita Serrano, Evelyn Künneke und Heidi Brühl, die von ihren Begegnungen mit dem erfolgsverwöhnten Komponisten berichten. Doch vor allem gefällt der vielseitige Künstler als Schlagersänger, bei dem vor allem die sentimentalen Jary-Evergreens bestens aufgehoben sind. Dabei muss man schon mal übersehen, dass für bestimmte Liebeslieder mit den jungen Sängerinnen ein fescher Tenor (wie noch in der Peter-Kreuder-Gala) optisch sicher überzeugender gewesen wäre.
Mit von der Partie als musikalischer Leiter wieder Ralph Rank und seine kleine Band, die diesmal etwas matt musiziert. Dass gerade Michael Jary ein glühender Fan des „neuen“ Jazz mit seiner swingenden Vitalität war und das in seine Lieder integrierte, ist hier nicht zu spüren. Das passende Ambiente schaffen auch das von einer Showtreppe beherrschte Bühnenbild, die „modernen“ Kostüme und Frisuren der Stars und eine kleine Tanzgruppe. Die vermittelt zumindest etwas zündende Rhythmik in manchmal allzu viel Behäbigkeit. Außerdem die Illusion der aufwändigen Ufa-Musikfilme, die Michael Jary vertonte. Insgesamt komponierte er zwischen 1936 und 1961 die Musik zu 103 Filmen.
Einen Ausschnitt aus dieser Melodienfülle servieren Annette Mayer als kesse berlinernde Evelyn Künneke („Das Karussell“, „Sing, Nachtigall, sing“, „Haben Sie schon mal im Dunkeln geküsst“ und „Ich möchte auf deiner Hochzeit tanzen“). Josefine Nickel verkörpert Heidi Brühl („Wir wollen niemals auseinander gehen“, „Greif nicht nach den Sternen“ und „Liebe ist ja nur ein Märchen“), und Antje Eckermann ist eine quirlige Rosita Serrano, „die chilenische Nachtigall“ („Roter Mohn“, „Wir geh'n so leicht am großen Glück vorbei“). Die aus der Silvester-Vorstellung bekannte Tanja Maria Froidl verleiht der großen Zarah Leander Stimme und Gestalt („Mein Leben für die Liebe“, „Davon geht die Welt nicht unter“ und „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n“).
Große Begeisterung im Senioren-Parkett nach 100 Minuten voller Schlagerseligkeit – das gesamte Ensemble singt mit seinem Publikum: „Du hast mir grade noch zu meinem Glück gefehlt“.