Der Computer spricht, die Waage und die Uhr auch. Ein Hilfsmittel sagt ihm, ob im Streuer mit dem elektronischen Notizzettel Pfeffer oder Salz ist, ein anderes, ob er die schwarzen Socken gefunden hat, die zu der blauen Hose passen. Herbert Hennlich ist Kontaktperson des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes Schweinfurt.
Hennlich hat den Tunnelblick (Retinitis pigmentosa), also ein stark eingeengtes Sehfeld. Er kann wegen einer weiteren Augenerkrankung nur noch hell und dunkel unterscheiden, Konturen nur grob erkennen. Trotzdem: in seiner Wohnung muss er dem Besucher sagen, dass er fast nichts sieht, denn jeder Griff sitzt, jeden Weg beherrscht er. Hennlich weiß, wo was steht, muss es auch wissen, denn sonst könnte er einem seiner Hobbys, das Kochen, nicht nachgehen.
Wenn er das Haus verlässt, darf er zwei Dinge nicht vergessen, den Schlüssel und seinen Blindenstock. Letzteren zu benutzen ist ihm anfangs schwer gefallen, – „kalt, ja eisig“ sei der Stock gewesen. Jetzt ist er „unverzichtbar“, wenn er sich allein orientieren will. Mit dem Stock erfühlt er Gehkanten (Bordsteine und Abgrenzungen). Der Stock sagt zudem seiner Umwelt, dass er sehbehindert ist.
Eine Sehbehinderung kann in jedem Alter auftreten. Besonders häufig lässt die Sehkraft im Rentenalter nach. 85 Prozent der Betroffenen sind über 60 Jahre. Bei vielen Krankheitsbildern kann eine Verschlechterung durch eine frühzeitige Behandlung entschleunigt werden. Während blinde Menschen leicht zu erkennen, deren Probleme leicht nachzuvollziehen sind, ist der Umgang mit Sehbehinderten schwieriger. Das Handicap und dessen Ausmaß wird oft erst spät erkannt. Das Restsehvermögen ist zudem abhängig von Lichtverhältnissen, Stressfaktoren und der Tagesform. Ein großes Problem für die Behinderten ist das schnelle Erkennen bekannter Menschen; ein großes Problem für die Sehenden, dass der Behinderte bei Gesprächen oft keinen Blickkontakt aufnimmt – aufnehmen kann.
Kontraste helfen den Sehbehinderten, etwa bei der Gestaltung von Hinweisschildern und Fahrplänen, bei der Markierung von Treppenstufen, Glastüren und Displays. Schlecht gesicherte Baustellen sind für Sehbehinderte eine große Gefahr. In nicht abgegrenzte Straßencafés (Spitalstraße) „verirren“ sie sich. Dass im Schweinfurter Stadtbus die Haltestellen angesagt werden, fußt auf jahrelangen Bemühungen des Blinden- und Sehbehindertenbunds. Sehbehinderte sollte man am besten von der Seite her ansprechen. Beim Führen (etwa über eine Straße) sollte man sich nicht „einhaken“, sondern das Anhalten am Arm ermöglichen.
Die Blindenschrift ist nicht nur an Behördentüren eine große Hilfe. „Gelesen“ wird übrigens mit der linken Hand, weil diese mit der rechten Gehirnhälfte, die für die Feinmotorik zuständig ist, in besserer Verbindung steht. Hilfsmittel gibt es dank der forstschreitenden Technik viele. Über Neuerungen (auch Medikamente und OP-Methoden, oder Einfädelhilfen und Einschenkhilfen) wird bei den Gruppentreffen informiert.
An jedem zweiten Dienstag in den ungeraden Monaten kommen etwa 25 Personen in die Pizzeria Sicilia in der Friedrich-Ebert-Straße 28. Zu den Treffen werden mitunter Referenten eingeladen. Wichtiger als die aktuellen Informationen ist der Gruppe der gesellige Teil. Ausflüge und Feiern finden zudem statt.
Die Bezirksgruppe im Blinden- und Sehbehindertenbund kümmert sich um die Prävention, klärt vor allem in Schulen auf. Bei der Herbstversammlung wird angesprochen, welche Barrieren in Schweinfurt und Umgebung den Betroffenen das Leben erschweren.
Anregungen und Kritik werden an die zuständigen Stellen weitergeleitet.
Kontakt: Herbert Hennlich, Tel. (09721) 78 20 43 oder E-Mail: hennlich@t-online.de