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SCHWEINFURT: Hindernisse aus dem Weg räumen

SCHWEINFURT

Hindernisse aus dem Weg räumen

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    Regelmäßige Fachberatung für barrierefreies Bauen bietet Architekt Andreas Unser (rechts) an. Die OBA, hier ihr Leiter Reinhold Stiller, ist Kooperationspartner.
    Regelmäßige Fachberatung für barrierefreies Bauen bietet Architekt Andreas Unser (rechts) an. Die OBA, hier ihr Leiter Reinhold Stiller, ist Kooperationspartner. Foto: Foto: Hannes Helferich

    Ihr Mann Udo hat einen Schlaganfall erlitten, kann sich nur noch mühsam fortbewegen, sitzt viel im Rollstuhl. Die Barrieren in ihrem Haus in Schweinfurt erkennen die Eheleute erst jetzt. Elisabeth Müller, die in Wirklichkeit anders heißt, ist deshalb froh, dass es mit dem Termin bei Andreas Unser so schnell geklappt hat.

    Seit 20 Jahren finden jeden Monat Sprechstunden statt

    Unser ist Fachberater der Bundesarbeitsgemeinschaft für Wohnraumanpassung (BAG). Seit fast 20 Jahren bietet der Architekt und Stadtplaner die Beratung „Barrierefreies Bauen und Wohnungsanpassung“ in Schweinfurt (bis auf die Sommerferien) jeden Monat an, wechselweise im Rathaus und bei der Offenen Behindertenarbeit (OBA). Behindertenbeirat, die Lokale Agenda 21 der Stadt und die OBA sind Kooperationspartner.

    Weil es bei Familie Müller schnell gehen musste, wurde kurzfristig ein Vororttermin vereinbart. „In Notfällen ist das nötig“, sagt der Architekt im Gespräch mit der Redaktion, bei dem auch OBA-Leiter Reinhold Stiller dabei ist. Die Termine sind immer montags. Die Beratung im Halbstundentakt von 16 bis 18 Uhr ist kostenfrei. Sie ist meistens schnell ausgebucht.

    Der überwiegende Teil der Ratsuchende gehört der älteren Generation an

    Wer kommt? Der überwiegende Teil der Ratsuchenden gehört der älteren Generation an. Ihr Zuhause ist in den Siebzigern gebaut worden, Barrierefreiheit hatte da noch nicht die heutige Bedeutung. Das Bad soll saniert werden, da will man Nägel mit Köpfen machen: Ebenerdiger Zugang zur Dusche, die Türe verbreitern, Kanten raus. „Es ist sinnvoll, bei Sanierungen gleich daran zu denken, das Haus barrierefrei zu machen“, sagt Unser.

    Klientel sind auch Vermieter, die sanieren und die Wohnung barrierefrei machen wollen. „Wohnungen lassen sich dann besser vermieten“, sagt Unser. Sie erfahren die Förder- und Zuschussmöglichkeiten. Die Liste der „Finanziellen Förderungsmöglichkeiten bei Behinderung“ ist umfangreich. Immer wieder gibt es neue Töpfe, es ändern sich Gesetze, Richtlinien, die Bauordnung. Und: „Viele wissen nicht, dass es auch Fördermittel der Pflegekassen, vom Freistaat Bayern und der KfW gibt“.

    Staat fördert großzügig, weil Umbau einer Wohnung oft billiger ist als eventelle Heimkosten

    Stiller erinnert hier, dass eine Förderung individuell von der Pflegestufe abhängt. In Bayern gebe es staatliche Zuschüsse von auch Mal 10 000 Euro. Eine Win-Win-Situation, ergänzt Unser, weil der Staat sich eventuelle Heimkosten spart und der Behinderte in seiner Wohnung bleiben kann.

    Um immer up-to-date zu sein besucht Unser regelmäßig Lehrgänge der BAG, Fortbildungen, er bietet über die Beratungsstelle Barrierefreies Bauen BAG selbst Beratungen, Vorträge für Gemeinden, Behindertenbeauftragte, Planer und Selbsthilfegruppen an.

    Zu den Beratungsterminen kommen auch Mieter, die krankheits- oder altersbedingt ein Handicap haben. Sie erhoffen sich Tipps, was sie tun können, um in ihrer gewohnten Umgebung bleiben zu können. Um einen Termin kümmern sich junge Bauwillige, die sich über die Barrierefreiheit schon jetzt Gedanken machen. Unter den Ratsuchenden finden sich Handwerker, Planer, Vertreter von Sportvereinen oder Pfarreien. Bei Sankt Anton, das neues Kirchenzentrum wird, war Unsers „fachliche Stellungnahme“ für den Beirat für Menschen mit Behinderung gefragt.

    Unser: Bewusstseins-Lücke im Architektenleben

    Warum die Spezialisierung? „Es hat mich fachlich interessiert und war eine Bewusstseins-Lücke im Architektenleben“, sagt Unser, dessen „Architekturwerkstatt Freiraum“ den sehr passenden Untertitel „Architektur für Menschen“ trägt. Unser hat für die Bayerische Architektenkammer 2001 Beratungsstellen in Nordbayern mit aufgebaut, die Beratungsstelle Barrierefreies Bauen in Schweinfurt etabliert, er gibt auch fachliche Stellungnahmen zu Bauprojekten etwa für die Städte Würzburg und Schweinfurt und das Landratsamt Kitzingen ab und gehört seit Januar dem neu geschaffenen „Netzwerk Barrierefreiheit“ der Architektenkammer an.

    Behindertengerechtes Bauen macht den Neubau gar nicht so viel teurer

    Unter Bezugnahme auf eine aktuelle Studie des Städte- und Gemeindebundes weist Stiller darauf hin, dass Barrierefreiheit in Neubauwohnungen schon für rund ein Prozent der Baukosten realisierbar sei. Der OBA-Leiter erwähnt im Gespräch an das von ihm mitinitiierte Projekt „Barrierefreies Schweinfurt 2025“ und ruft die Stadtpolitik auf, „den Blick mehr auf die Barrierefreiheit zu setzen“.

    Die OBA erstellt aktuell eine „Barrieren-Liste für Schweinfurt“, in der beispielsweise auf fehlende öffentliche Behindertentoiletten hingewiesen werden soll. Bürger können noch bis 10. Dezember „Barrieren“ melden (stiller@diakonie-schweinfurt.de).

    Die letzte Fachberatung „Barrierefrei“ von Andreas Unser in diesem Jahr findet am Montag, 4. Dezember, ab 16 Uhr im Rathaus, Zimmer 314 statt. Es sind noch zwei Termine frei, Anmeldung Tel. (0 97 21) 25 845.

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