Frauen erhalten in Deutschland im Schnitt 18 Prozent weniger Gehalt als Männer, so hat es das Statistische Bundesamt für 2023 errechnet. Rechnet man diese 18 Prozent in Tage um, arbeiten Frauen vom ersten Januar 2024 an 66 Tage unentgeltlich. Somit fiel der erste Tag bezahlter Arbeit 2024 statistisch auf den 6. März, einen Tag früher als im vergangenen Jahr.
"Das heißt nicht, dass sich im letzten Jahr etwas gebessert hat, sondern liegt allein daran, dass heuer ein Schaltjahr ist" betonte Edith Werner, die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Grafenrheinfeld, in ihrer Begrüßungsrede zum Aktionstag in der Bibliothek. Gemeinsam mit dem Bibliotheksteam, dem Katholischen Deutschen Frauenbund Grafenrheinfeld und weiteren freiwilligen Helferinnen organisierte sie einen Infostand mit zahlreichen Materialien sowie einer Buchausstellung.
Bei einem Glas Fruchtcocktail und selbstgemachtem Gebäck hatten die Besucher Gelegenheit, sich über die Thematik zu informieren und auszutauschen. Werner legte unterschiedliche Gründe für die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen dar. Viele Frauen arbeiten in Teilzeit oder Minijobs. Sie erlernen Berufe, die unterbezahlt sind oder verdienen bei gleicher Arbeit einfach weniger als Männer.
Eng verbunden mit der ungleichen Bezahlung sei der sogenannte Gender Care Gap. Dieser ermittelt die Verteilung der Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern. Trotz spürbarer Verringerung in den letzten zehn Jahren sei unbezahlte Arbeit wie Haushaltsführung, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen weiterhin überwiegend Aufgabe der Frauen. "Frauen verbringen im Durchschnitt 30 Stunden pro Woche mit unbezahlter Arbeit, Männer knapp 21 Stunden", erklärte Werner.
Und weiter: "Durch die geleistete Care Arbeit spart die deutsche Gesellschaft jährlich 823 Milliarden Euro". Erster Bürgermeister Christian Keller, der die Kampagne zum Equal Pay Day bereits seit mehreren Jahren unterstützt, verwies darauf, dass die Situation in Grafenrheinfeld vergleichsweise gut sei: Aufgrund der festgelegten Tarife sei die finanzielle Gleichbehandlung im öffentlichen Dienst entsprechend einfach, darüber hinaus seien mehrere Führungspositionen in der Gemeinde von Frauen besetzt.
Von: Ivonne Floeder (Bibliotheksleitung, Gemeindebibliothek Grafenrheinfeld)